12. bis 14. Juli: Durch die Bighorn Mountains zum Mount Rushmore

Von Cody nach Osten ist nicht viel zu sehen außer Landschaft. Diese ist allerdings recht faszinierend finde ich, andere beschreiben es als eintönig. Die sanften Hügel, jetzt eher kleine Hügelchen kurz hintereinander und nicht so die weiten Hügel wie in Montana. Immer wieder zu sehen sind Abzweigungen von der Straße mit Briefkästen (ja sie sehen wirklich alle gleich aus, wie eine kleine Hundehütte mit einem Fähnchen dran), aber man sieht kein Haus, geschweige denn eine Ranch. Bemerkenswert auch die Tatsache, dass es von der Interstate 90, immerhin die längste Autobahn von Seattle bis nach Boston, Ausfahrten gibt, die unmittelbar an der Ausfahrt in eine Schotterpiste übergehen, wo diese hinführen, ist nicht zu ersehen.

Die Bighorn Mountains, immerhin auch wieder so um die 2500 Meter hoch, werden auf dem Highway 14 überquert, der Granite Pass liegt 9033 Fuß hoch. Die Straße wird im Winter gesperrt, es liegt wohl viel Schnee. Apropos Schnee: Auch die großen Verkehrsadern z.B. die Interstates, können im Winter bei Bedarf gesperrt werden, auch wenn es nicht über Berge geht. Wohl aus dem Grund, damit bei entsprechender Wetterlage mit Schneesturmgefahr die Leute gar nicht erst losfahren um dann stecken zu bleiben. Da ist dann nämlich keine Hilfe möglich, da im Umkreis von 50 Meilen keiner ist.

Nach der Überquerung des Passes konnten wir an einem Parkplatz mit atemberaubender Aussicht nach Osten in die Ebene dem Start eines Drachenfliegers beiwohnen, es war wohl sein erster Höhenstart, der Fluglehrer dabei war auch recht nervös. Im Tal, ca. 800 Meter tiefer, kamen wir am Landefeld vorbei, alles gut gegangen!

Als Tagesziel hatten wir uns einen RV-Park ausgesucht, der in meinem Programm zur Suche nach Campingmöglichkeiten von einem Vorbesucher als „outdated“ bezeichnet wurde. Das war sehr geschmeichelt. Ein altes Ehepaar betreiben den Platz und alles was es dort gibt, ist auf dem Rest. Alles verfallen, aber funktionstüchtig, von 6 Waschmaschinen z.B. nur 1 funktionstüchtig. Aber ein tolles Gelände, fast wie ein Park und auch gepflegt (Rasen wird hier ja immer regelmäßig gemäht). Aber die sonstige Infrastruktur…. Na wir brauchten ja nur Wasser und Strom.

Am nächsten Tag weiter nach Osten, Ziel der Devils Tower, noch in Wyoming in der Nähe von Rapid City. Der Kern eines Vulkans von vor -zig Millionen Jahren, der Rest des Vulkans ist weg und der Basaltkern steht noch und ragt ca. 150 Meter senkrecht in die Höhe. Ein Spazierweg führt um den Fuß des Turms herum, ein Paradies für Kletterer. Direkt am Fuß ein Campground mit herrlichen Stellplätzen mit toller Sicht auf den Tower. Glücklicherweise war noch jede Menge frei, so sind wir geblieben. Abends fand im Amphitheater ein Rangerprogramm statt: Ein Westernsänger und seine Frau gaben diverse Balladen zu Banjo- und Gitarrenklängen und Erklärungen über die Eroberung des Westens zum Besten, unterbrochen oder begleitet von Bildern auf einer Leinwand. Sehr schön. Der Himmel war dann mittlerweile schwarz von den herannahenden Gewittern, die sich aber erst mitten in der Nacht in heftigen Regenfällen entluden.

Die Fahrstrecke dorthin war eher eintönig und einsam, wieder durch hügeliges Grasland. Wyoming hat halt nur 560.000 Einwohner, letzter Rang bei den amerikanischen Bundesstaaten, es ist wirklich dünn besiedelt.

Am heutigen Morgen sind wir dann durch die Black Mountains zum Mount Rushmore vorgedrungen. Auf Empfehlung der netten Dame am Visitors Welcome Center von South Dakota (wieder ein Aufkleber auf der Karte!) sind wir nicht die schnellste Strecke gefahren, sondern den Scenic Byway. Eine kurvenreiche Straße, gut ausgebaut, führt durch ein Flusstal Richtung Süden. Es erinnerte und an die Täler in den deutschen Mittelgebirgen oder der schwäbischen Alb.

Kurz vor dem Mount Rushmore ein großer Touristenrummel mit Läden, Casinos, Fast-Food-Läden. Dann die Straße hoch zum National Monument, in den 90er Jahren ausgebaut mit Parkhäusern mit mehreren Ebenen. Eintritt ist frei, Parken kostet aber 10 Dollar (für Seniors nur 5!). Das Monument, die Gesichter der 4 Präsidenten Washington, Jefferson, Lincoln und Roosevelt in Granit gehauen ist schon beeindruckend, aber es ist kein unbedingtes Must-See. Vor allem durch die Menschenmassen und die Tatsache, dass ein Teil des ganzen wegen Renovierung geschlossen war, war der Eindruck etwas getrübt.

Nachtquartier haben wir heute in Rapid City, auf dem Parkplatz des Outdoor-Ausrüsters Cabela‘s. RVs Welcome! Beim Walmart, wo wir davor schon eingeparkt waren und unsere Einkäufe gemacht haben, fühlten wir uns unter den Schildern „No Overnight Parking“ nicht so wohl.

Noch kurz was zum Wetter: Bis in den Yellowstone Park war es ja eigentlich immer recht kühl und, vor allem abends, ungemütlich. Nach dem Verlassen der Rockies ist es schlagartig warm geworden, Tagsüber zeigt unser Thermometer schon mal 35 Grad, ist aber einigermaßen zu ertragen. Die Sonne scheint bis zum frühen Nachmittag vom leicht bewölkten Himmel, dann bilden sich zum Teil sehr heftige Gewitter. Es kühlt dann etwas ab, abends ist es angenehm, jetzt um 23 Uhr noch 24 Grad. Und wir sind hier immer noch 1000 Meter hoch.

Morgen geht’s weiter Richtung Osten, nächstes Ziel der Badlands Nationalpark.

11. Juli: Ganz im Zeichen von Buffalo Bill in Cody

Wie schon berichtet, hatten wir einen hervorragenden Walmart Stellplatz in Cody. Am heutigen Morgen dachten wir aber: Wir können Cody ja nicht verlassen, ohne das hochgelobte Buffalo Bill Center of the West zu besuchen. So sind wir also zum Museum gefahren und sind dort in die Glorifizierung des amerikanischen Westens eingetaucht.

Kann man sagen, was man will: Die Museen sind hier wirklich immer toll gemacht. So auch dieses. Funkelnagelneu (so sieht es jedenfalls aus), ein ganzer Museumskomplex mit mehreren Einzelmuseen: William F. Cody (Buffalo Bill), Die Indianer der Great Plains, Naturkundemuseum, Kunstmuseum und das Firearms Museum.

Alle sehr eindrucksvoll und interessant, vor Allem hat uns die Kunstsammlung gefallen. Ist wohl die größte ihrer Art über den Amerikanischen Westen. Dort konnte man am Computer sein eigenes Gemälde erstellen aus den Einzelheiten der Gemälde aus der Sammlung. Tolle Idee. Das Ergebis: Once Upon A Time In The West.

Das Leben von Buffalo Bill wird sehr anschaulich erläutert, war ja wohl ein richtiger Tausendsassa. In den späteren Jahren, nachdem die Indianer alle aus den Ebenen vertrieben waren, hat er sich dann zum Indianerfreund gewandelt und ist mit einer riesigen Zahl von Komparsen und Showreitern auf der ganzen Welt mit seiner Wildwestshow unterwegs gewesen. Ich kann mich erinnern, dass meine Großmutter erzählte, dass sie eine solche Show vor dem 1. Weltkrieg gesehen hat.

Die Waffensammlung ist mehr was für die Amerikaner, alle möglichen Arten von Firearms sind gezeigt, die größte in USA. Colts, Winchester, Remington, Revolver, Pistolen, Automatische Waffen, Jagdwaffen….. Der Teil des Museums ist gerade vor wenigen Wochen eröffnet worden, auch sehr toll gemacht, aber natürlich in keiner Weise irgendwie kritisch bezüglich der Verbreitung der Waffen. Die Waffenfreunde verschanzen sich immer hinter dem 2. Verfassungszusatz, der besagt, dass jeder Bürger Waffen tragen darf. Dass sich in 250 Jahren die Welt verändert hat, will man nicht so richtig zur Kenntnis nehmen. Einen technikbegeisterten Besucher wie mich interessiert es trotzdem.

Als wir aus dem Museum raus waren, war es dann auch 4 Uhr und so haben wir beschlossen, die Gastfreundschaft von Herrn oder Frau Walmart eine weitere Nacht in Anspruch zu nehmen.

Das ließ genug Zeit, um einen 2. Versuch zu unternehmen, in unserem Rundbackofen einen Apfelkuchen zu backen. Gestern haben wir kein richtiges Backpulver gekauft, der Kuchen war überhaupt nicht aufgegangen, heute hatten wir zwar Baking Powder, aber das Ergebnis ist trotzdem nicht ausreichend befriedigend, ziemlich klitschig. Na, wir haben ja noch 2 Monate zum Üben.

P.S.: Gestern haben wir die Rückflüge gebucht! Schnief!!!

10. Juli: Adieu Yellowstone-Wyoming wir kommen!

Wir verlassen den Y-Park nach Osten, eigentlich der erste Eingang, der nach der Gründung des Parks 1872 gebaut wurde. Wir lassen das Plateau hinter uns und steigen noch einmal auf den Rand der ehemaligen Caldera (Yellowstone ist ja durch mehrere Vulkanausbrüche vor meiner Zeit entstanden) auf 2500 Meter Höhe. Dann führt die Straße in an den Hang geschmiegten Kurven doch recht steil gen Osten nach unten. An den Park schließt sich der Shoshone National Forest an, ebenfalls der erste seiner Art in den USA. Die Nutzer dieser Region waren natürlich über die Gründung des National Forests nicht sehr erfreut seinerzeit, aber man erkannte schnell, dass der Strom der Touristen in den Yellowstone Park eine viel einträglichere Einnahmequelle waren, als das, was sie vorher taten. So finden sich entlang des Shoshone River zahlreiche sog. Lodges oder Ranches, die Unterkünfte, meist in sog. Cabins anbieten. Unser momentaner Übernachtungsplatz (der beste Walmart, den wir je hatten, toppt so manchen RV-Park!) liegt in der Stadt Cody, die ebenfalls um die Jahrhundertwende gegründet wurde, zu Ehren von William Cody, auch Buffalo Bill genannt. Hier ist alles darauf abgestimmt, Cody Museum, Cody Show, Schießerei auf offener Straße usw.

Da wir bei Walmart immer ein wundervolles WLAN haben, werde ich endlich dazu kommen, die Berichte hochzuladen. Mal sehen, wo wir morgen sind!

8. und 9. Juli: Yellowstone National Park

Bevor es weiter geht, Folgendes: Am Abend machten wir uns eine leckere Gemüsepfanne, dabei fiel Jutta eine Dose in Salz gekochte Erdnüsse in die Hände, die wir wohl in den Südstaaten gekauft haben müssen. Passt doch vielleicht auch in die Gemüsepfanne, dachten wir. Nach dem Öffnen der Dose, großes Staunen: Die Erdnüsse waren noch in der Schale. Also so, wie wir sie zu Weihnachten knacken, nur lätschert. Es fiel uns nichts ein, wie man diese Nüsse in der Küche verarbeiten könnte, die Aufschrift auf der Dose sagte leider auch nichts. Meine Idee war, dass man die jetzt in der Pfanne rösten müsse, und dann hätte man die gewohnten Erdnüsse. Erwies sich als entweder nicht zutreffend oder zu energieintensiv. Ich habe versucht, sie in der Pfanne zu rösten, aber nach 20 Minuten waren sie immer noch nicht trocken und innen genau so lätschert. Abbruch des Versuchs. Also: Wer weiß, wozu man in Salzlake gekochte Erdnüsse braucht? Wie werden überhaupt Erdnüsse verarbeitet, bis sie bei uns in Tüten verkauft werden? Der Erste Einsender der richtigen Antwort bekommt eine extra WhatsApp!

So, nun aber weiter mit Yellowstone. Nach dem Aufbruch gab‘s schon das erste Highlight: Der Yellowstone Canyon. Der Yellowstone River kommt gemütlich angeflossen und fällt dann über 2 Wasserfälle in die Tiefe. Nicht die Höhe des Wasserfalles ist so beeindruckend, sondern wie sich die Menge Wasser durch einen engen Durchlass nach unten stürzt. Das Wasser mit seiner tollen grünen Farbe stürzt wie eine Herde Pferde in die Tiefe. Einfach super. Nach dem Wasserfall tost der Fluss durch eine enge Schlucht und mäandert sich an den gelben Wänden entlang, die dem Fluss und dem Park seinen Namen gaben. Nach diversen Stopps mit Fotosessions gings dann weiter Richtung Süden. Dabei durchquert die Straße neben Bergkulisse auch weite Ebenen, in denen sich das Wild, vor allem Bisons tummelt. Die Augen wandern immer von links nach rechts, um ja nichts zu verpassen. Immer wenn es einen kleinen Stau gibt: Alarm, da ist was! Ach nur ein Hirsch, haben wir selber! Aber da, schon wieder ein Stau. Diesmal Bärenalarm! Zwar ein gutes Stück weg aber gut zu erkennen, mit dem Fernglas sowieso. 2 Schwarzbären und ich meine auch noch einen Dritten gesehen zu haben! Ein Stück weiter noch einmal Bärensichtung! Wirklich ein tolles Erlebnis.

Der Weg führt im weiteren Verlauf am Yellowstone Lake entlang, ein recht großer See mit mehren großen Buchten. In der dann etwas gewittrigen Stimmung mit Regenschauern war das auch ein schöner Anblick. Kurz vor Ende dieses Tages noch ein Geisyrfeld direkt am See gelegen, tolle Stimmung.

Zur Übernachtung hatten wir uns ja schon vor Monaten im Grant Campground angemeldet, hier für 2 Nächte. Der Campingplatz liegt wie auch Canyon Campround der vergangenen Nacht, im Wald. Eng bestückt aber durch die vielen Bäume sehr schön. Das sorgsam aufgeschichtete Lagerfeuer musste leider unangezündet bleiben, es fing nämlich an zu regnen! Das tat es dann die ganze Nacht – fast! Aber der Wetterbericht sagt für den nächsten Tag gutes Wetter voraus.

So war es dann auch. Nach Temperaturen in der Nacht um die 5(!) Grad wurde es bei strahlendem Sonnenschein schnell wärmer. Nach der morgendlichen Tasse Kaffee gings gleich los, in Richtung Old Faithful. Ungefähr 45 Minuten Fahrt, bei der wir 2 Mal die Continental Divide überquerten. Auf einer dieser beiden Wasserscheiden ist ein kleiner See, der von einer Quelle gespeist wird. An einem Ende fließt das Wasser ab in den Pazifik, am anderen Ende in den Golf von Mexico. Sachen gibt’s!

Am Old Faithful ist alles für immensen Menschenansturm ausgelegt, große Parkplätze und breite, teils asphaltierte Wege. Die Hauptattraktion ist der Old Faithful, ein Geisyr, der zuverlässig alle 60 bis 70 Minuten seine Wasserföntäne in die Luft schießt. Um ihn herum ist die ganze Infrastruktur gruppiert: Visitors Center, Parkplätze und Unterkünfte unter denen das Old Faithful Inn herausragt. Eine sagenhafte Architektur, die Lobby ist 4 oder 5 Stockwerke hoch, eine große Halle aus Baumstämmen, in der Mitte ein überdimensionaler Kamin. Hier gönnten wir uns einen Lunch in entsprechender Atmosphäre.

Das ist aber längst noch nicht alles. Das ganze Upper Basin, eine große Ebene ist übersät mit zahlreichen Geysiren und Pools, in denen das Wasser ohne große Eruptionen ruhig vor sich hin blubbert. Ein Rundweg führt an allen vorbei und bei denen, die sich vorhersagen lassen, sind Sitzbänke, wo man dann auf den nächsten Ausbruch warten kann. Die Geysire und vor allem die ruhigen Pools sind einfach überwältigend. Die Farben zum einen des Wassers, zum anderen der Ränder der Pools, die durch Algen ihre Farben bekommen, ist einfach unbeschreiblich. Ich kann es nicht in Worte fassen, aber wir beide sind der Meinung, dass das doch der Höhepunkt der Reise bisher war.

Gegen Nachmittag und Abend wurde das Wetter immer klarer, der Himmel blankgeputzt, dann leuchteten die Farben in der Abendsonne umso mehr, ein wundervoller Tag.

 

5. bis 7. Juli: Auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark

Endlich wieder ein WiFi, da kann ich heute bei Walmart mal die Berichte der letzten Tage hochladen, Ihr wartet sicherlich schon ganz gespannt!

Heute mussten wir mal ein bisschen Strecke machen, auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark liegen keine „Must Sees“ und es ist ein ganzes Stück. Der Weg von Choteaux nach Süden führte und dann wieder durch die grasbewachsene Hügellandschaft Montanas. Das heißt hügelig ist es eigentlich gar nicht, sondern es sind verschiedene Ebenen über die man kommt, immer wieder mit Aufstiegen auf die nächste Ebene, dann wieder Abstieg. Da kommen dann auch mal 100 Meter oder mehr zusammen. Eine sehr interessante Landschaft, sehr dünn besiedelt, alle paar Kilometer mal eine Ranch oder eine Straße mit einem Briefkasten. Da weiß man dann, da irgendwo wohnt noch jemand.

Nach dem Passieren der Hauptstadt Montanas, Helena, immerhin 100.000 Einwohner, erreichten wir Butte, eine Bergbaustadt, wo wir einen Walmart angelaufen haben, um die Vorräte aufzufüllen. In Butte wird hauptsächlich Kupfer abgebaut, früher unter Tage, heute im Tagebau. An einer Seite der Stadt fehlt auf einer Länge von mehreren Kilometer der halbe Berg, sieht nicht so berauschend aus.

Wir haben uns dann entschlossen, die alte Westernstadt Victoria City zu besuchen. Diese Stadt war vor Helena die Hauptstadt Montanas, als das noch kein Staat sondern „nur“ Territory war. Das war die Zeit, als in den Pionierstädten der Frontier das Gesetz des Stärkeren galt und keine reguläre Staatsmacht für Ordnung sorgte. Die Straße die nach Virginia City führt wird auch Vigilante Road genannt. Das heisst so viel wie wachsam und deutet auf die Entstehung der Bürgerwehren hin, die in dieser Zeit für Ordnung sorgten. Die Straße ist mit dem Symbol 3-7-77 gekennzeichnet, das auch heute noch die Street Patrol von Montana in ihrem Wappen trägt. Dieses Symbol heftete man in früheren Zeiten an die Häuser oder Zelte von unerwünschten Personen, sozusagen als Warnung und Aufforderung, die Gegend zu verlassen. Was dieses Symbol bedeutet, weiß heute keiner mehr, es gibt sehr viele Interpretationen, eine davon: Es handelt sich um die Abmaße eines Grabes: 3 Fuss breit, 7 Fuss lang, 77 iches tief!

Noch waren wir aber nicht da, die Fahrt ging durch herrliche Täler, die bemerkenswert von hohen Gipfeln glatt ohne Zwischengipfel in eine sanfte Ebene übergehen. Sah bei schönstem Wetter nach einem Gewitterguss sehr schön aus. Übernachtet haben wir in einem kleinen RV-Park an einem ehemaligen Baggersee, sehr freundliche Leute.

Am 6. Juli dann also Virginia City. In den 1940 Jahren erkannte man, dass die Stadt in weiten Teilen noch so aussah, wie 1860 und es ist der initiative eines Ehepaar zu verdanken, dass nach und nach die alten Häuser vom endgültigen Verfall gerettet werden konnten. Die Häuser sind teilweise so ausgestattet wie zu der Zeit, man kann in manche hinein, in manchen sind Läden und Bars. Der Zustand der so geretteten Häuser ist allerding erbarmungswürdig. Selbst die museal ausgestatteten Häuser sehen aus wie auf der Müllkippe, alles verdreckt, verstaubt, die Dächer zum Teil kaputt. Ein Jammer, wenn nichts geschieht, werden sie wohl doch zerfallen. Aber vielleicht soll das so sein? Ist natürlich alles privat finanziert, vielleicht liegt es daran, dass keine öffentlichen Gelder fließen. Auf jeden Fall ein schöner Besuch.

Übernachtung im weiteren Verlauf der Weges Richtung Yellowstone auf einem Campingplatz des Land Managements, sehr einfach, aber wunderbar gelegen. Wir haben abends immer auf den Bären gewartet, aber leider kam er nicht.

Heute legten wir also dann das letzte Stück in den Yellowstone zurück. Bis West Yellowstone, dem Eingang zum Park, waren es nur noch 50 km. Der Park wird erschlossen durch 140 Meilen Straße, die ungefähr wie eine große Acht aussehen. In der Mitte kamen wir rein und sind dann die obere Schleife abgefahren. Diverse Halte bei blubbernden Geysieren und dampfenden Löchern. Alles wunderbar und sehr beeindruckend. Man kann es gar nicht so richtig beschreiben. In der Nordschleife sind jetzt nicht so viele Geysire, die kommen morgen, aber die Landschaft ist sehr schön. Immer mal wieder weite freie Flächen mit Büschen und Gras, das ganze zwischen 2000 und 2700 Meter Höhe. Immer schweift der Blick nach links und rechts, wo ist der Bär oder der Bison? Bären sahen wir tatsächlich 3 Stück, einmal Grizzly, einmal einen großen Schwarzbären und einige hundert Meter weiter dann noch einen jungen Schwarzbären. Man merkt es, wenn der Verkehr stockt, da muss was sein! Am nördlichen Punkt in Mammoth Hot Springs, gibt es große Sinterterrassen. Leider konnten wir mit Oigen einen Rundweg nicht befahren, aber das ganze hat auch sehr an Glanz verloren, da das Wasser weniger geworden ist und die Terrassen eigentlich nicht mehr beeindrucken. Sie liegen zum größten Teil trocken da und sehen eher schmutzig aus. Wer Pamukkale in der Türkei kennt, der zuckt nur mit den Schultern.

Übernachtet haben wir ja im Canyon Campground, nahe am Yellowstone River Canyon, von dem wir heute schon ein kleines Eckchen gesehen haben. Morgen geht es aber richtig los, da fahren wir weiter in den Park hinein.