Da Jutta sich wieder einmal eine Erkältung eingefangen hatte (Klimaanlage im Shuttlebus Acadia Nationalpark), beschlossen wir, den kommenden Tag ohne große Fahrerei, quasi zur Genesung, in St. John zu verbringen, und auch noch einmal eine Chance zu haben, die Umkehr der Fließrichtung inclusive Wasserfall bewundern zu können. So haben wir erst einmal alle unsere Erledigungen und Einkäufe hinter uns gebracht. An der Dumpingstation beim Visitor Information Center trafen wir ein Paar aus Holland, die auch mit ihrem eigenen Camper schon über eineinhalb Jahre in Kanada und USA umherfahren und auf dem Weg zur Rückverschiffung nach Halifax sind. Wir haben uns nett unterhalten und sie haben dann beschlossen, ebenfalls die Reversing Falls am frühen Abend zu besichtigen. Wir sind dann schon an Nachmittag auf den Aussichtsparkplatz gefahren und haben uns dort den ganzen Nachmittag rumgetrieben und so die Umkehr der Fließrichtung in allen Phasen beobachten können.
Es ist schon erstaunlich, wie 2 Kajakfahrer, die in den Stromschnellen in 2 stehenden Wellen balancieren konnten. Nach ca. 1 Stunde wurden diese Wellen immer kleiner bis sie ganz verschwanden. Der ganze Fluss wird ruhig, wie ein See, bis man an kleinen Kräuselungen der Wasseroberfläche merkt, dass der Gegenstrom durch die Flut einsetzt. Nach einer weiteren halben Stunde beginnt der Strom in die andere Richtung. An der Stelle, wo die Kajakfahrer sich in der Welle halten konnten, bildeten sich die Welle in die andere Richtung! Sieht zu Neumond bei Springflut sicher noch spektakulärer aus, aber auch jetzt war es sehr beeindruckend.
Die Nacht haben wir auf dem Parkplatz vor einem kleinen Park, dem Irving Nature Park, auf einer Halbinsel direkt am Strand verbracht. Dort haben wir mit Onno und Nelleke den Abend verbracht und uns gut unterhalten. Die waren in ihrer Zeit bis nach Alaska gefahren!
Am nächsten Tag war unser Ziel Moncton, weiter im Nordosten von New Brunswick. Zunächst sind wir aber den Loop durch den Irving Park entlanggefahren. Dabei kamen wir an einem Picknickplatz vorbei, an dem in einem Unterstand sogar 2 gasbetriebene Grills zur freien Verfügung standen! Wäre bei uns in Europa wohl undenkbar bzw. in kürzester Zeit durch irgendwelche Deppen zerstört.
Unser Weg nach Moncton führte durch den Fundy Nationalpark, ein schöner Park für Wanderer, nur zum Anschauen nicht so beeindruckend, man müsste da länger bleiben. In Alma, einem kleinen Hafen an der Bucht konnte man den gewaltigen Tidenhub an der Lage der Lobsterboote erkennen: Sie lagen so weit unten im Schlick, dass oben nur noch die Antennen herauschauten.

Am Cap Enrage haben wir eine Kaffeepause gemacht, und ein Steinmännchen um weitere Steine ergänzt.

Danach kamen wir an den Hopewell Rocks vorbei. Die Küste besteht dort aus rötlichem Sedimentgestein, in das die starken Gezeiten (Tidenhub bis zu 14 Metern!) und die sonst noch stattfindende Erosion tolle Formen geschnitten haben. Bei Ebbe kann man über eine Treppenanlage an den Strand gelangen und sozusagen auf dem Meeresgrund spazieren gehen. Wenn dann die Flut kommt, müssen alle vom Strand runter, dann werden die Felssäulen vom braunen, trüben Wasser der Bay umspült. Dann kann man mit Kajaks um die Inseltürme herumpaddeln. Wir waren zur Ebbe dort und sind auf dem Meeresgrund spazieren gegangen. Eintrittskarten gelten für 2 Tage, so dass man, wenn man Lust hat, das Ganze auch bei Flut anschauen kann.
Tagesziel Moncton ist bekannt durch ein weiteres Naturschauspiel, verursacht durch die starken Gezeiten. Moncton liegt am Petitcodiac River einige Kilometer von der Bay of Fundy entfernt. Die Flutwelle kommt den Fluss heraufgelaufen. Der beste Punkt, die Tidal Bowe zu beobachten, ist unweit des großen Walmart Parkplatzes, auf dem wir es uns bequem gemacht hatten. Ich bin dann mit dem Rad zum View Point geradelt, gerade rechtzeitig, um die heranrauschende Flutwelle zu sehen. Fast hätte ich es nicht geschafft, eine Ampel brauchte ewig, um auf grün zu springen. Die Welle ist sicher bei Neumond höher, sie war ca. 20 cm hoch, also kein Ereignis von herausragendem Wert, aber immerhin! Das Wasser ist übrigens eine rötlich braune Brühe, nicht sehr schön anzuschauen. Aber durch das ständige hin und her des Wassers können sich die Sedimente nicht absetzen.


Nach Regen in der Nacht sind wir am nächsten Morgen, nach einem Frühstück mit Spiegelei, Speck und Würstchen in der nahegelegenen Mall, nach PEI, so wird Prinz Edward Island abgekürzt, aufgebrochen. Meist über die Autobahn, aber auch über kleinere Landstraßen. Auf der Autobahn wurde, speziell nachts, vor Elchen, die die Fahrbahn überqueren, gewarnt. Leider haben wir die Warnschilder nicht fotografieren können, der Größenvergleich zwischen Auto und Elch lassen einen bei einer Kollision nichts Gutes befürchten!
Die Insel erreicht man über eine Brücke, die Confederation Bridge, die seit 1997 PEI mit dem Festland verbindet. Sie ist 2-spurig, mit einem sehr schmalen Standsteifen, verläuft ca. 20 Meter über der Wasseroberfläche mit 2 großen Bögen, die höher sind wegen der Schiffe, die drunter durchfahren müssen und ist 13 Kilometer lang. Also immer schön Spur halten!

Auf PEI angekommen, nahmen wir Kurs auf den Cavendish Nationalpark an der Nordküste, in dem wir uns für 3 Nächte auf dem Campground einquartiert haben. Der Platz ist direkt am Meer bzw. Strand gelegen, leider war das Wetter nicht danach, windig und feucht, kein Wetter um am Lagerfeuer zu sitzen. Dafür haben wir es uns in Oigen gemütlich gemacht und in unserem Omnia Backofen eine Kartoffel Tortilla zubereitet, lecker!
Am nächsten Morgen lachte die Sonne wieder und wir sind mit Oigen aufgebrochen, den Süd-westlichen Teil der Insel zu erkunden. Die Straße führt an der Küste entlang, mit teilweise sehr schönen Ausblicken. Attraktion auf diesem Stück sind mehrere kleine Häuser aus Glasflaschen, die der letzte Wärter des Leuchtturms von Cap Egmont nach seiner Pensionierung aus leeren Flaschen gebaut hat. Um die Gebäude ist nach dem Tod des Erbauers in der Zwischenzeit unter der Regie seiner Tochter ein kleines Paradies entstanden, ein wunderbarer Garten wurde angelegt, der Besuch wirklich sein Geld wert.
Am Leuchtturm, über ein Stück Schotterstraße erreichbar: Der ideale WoMo-Stellpatz: Direkt an der Klippe, Blick über die Weite der Northumberland Straße. So ein Mist, wir haben ja für 3 Tage reserviert. Jetzt weiß ich auch, warum ich dieses Vorausplanen nicht mag, man ist nicht mehr frei, da zu bleiben, wo es am Schönsten ist!

Nach einem Lunch an einer Lobster-Imbiss Bude haben wir die Rundfahrt dann mit einem Schlenker über die Nordseite der Insel wieder beendet. Nach einem kleinen Strandspaziergang in herrlichem Sonnenschein klang der Abend am Lagerfeuer aus.
Der Wetterbericht sagte für den nächsten Tag ab Mittag Regen voraus. Eigentlich hatten wir eine Radtour nach North Rustico, ca. 15 Kilometer entfernt, geplant, aber Jutta hat es vorgezogen, der Erkältung keine weitere Angriffsfläche zu bieten. Ich habe die Tour dann alleine gemacht. Der Weg führt immer an der Küste entlang, nicht immer mit Blick aufs Wasser, aber oft. Ich hatte keinen Auftrag, in Rustico Lobster zu besorgen, es wäre mir auch nicht möglich gewesen, da keine lebenden Lobster vorhanden waren! Merkwürdig, vielleicht zu früh und die Lobster-Fallensteller waren noch nicht zurück? Auf dem Rückweg fing es so langsam an zu tröpfeln, aber nicht mehr, als durch den Fahrtwind verdunstete. Nur auf dem letzten Kilometer fing es dann richtig an zu schütten, trotz Regenjacke war die Hose klitschnass. Den restlichen Tag haben wir in Oigen verbracht, immer wieder regnete es, mit zum Teil heftigen Windböen. Na, morgen soll es wieder schön werden. Mal sehen, wo wir dann landen.
























































