Am nächsten Morgen herrschte plötzlich reges Treiben am Hafen, es wurde eine neue Verladerampe angeliefert. Wir haben mit Oigen nicht weiter gestört. Das Wetter war schlechter geworden, bedeckter Himmel, aber nicht kalt. So sind wir dann immer an der Lighthouse Route entlang, Richtung Westen, Richtung Halifax gezockelt.
In Lunenburg, wir waren dort schon eine Woche zuvor, haben wir dann doch noch einmal Halt gemacht, um ev. das Einlaufen der Bluenose II mitzubekommen. Und siehe da, als wir am Steg eintrafen, war sie gerade am Eingang der Bucht zu erkennen und 10 Minuten später legte sie an. Nach einer langen Reise zu einem Tall Ship Treffen in Ontario wieder zurück in ihrem Heimathafen wurde sie von einer doch ganz beachtlichen Zuschauermenge lebhaft begrüßt. Die Crew der Bluenose II besteht aus überwiegend weiblichen Seefrauen, was uns schon gewundert hat, zumal ja doch Frauen an Bord Unglück bringen sollen, sagt man, ebenso wie Bananen (!). Kann ja wohl nicht immer stimmen.
Das Aushängeschild von Nova Scotia
Bluenose II im Anmarsch
Da das Wetter keinen gemütlichen Abend mit draußen sitzen und Aussicht genießen versprach, haben wir uns als Übernachtungsziel wieder den Parkplatz des Visitor-Center in Peggys Cove auserwählt, kannten wir ja schon. Vorher mussten wir aber noch unser Abwasser loswerden. Auf einem Campingplatz kurz vor Peggys Cove haben wir dann gegen Gebühr die Dumping-Station benutzen können. Ich hatte den Eindruck, dass das Rohr direkt in einem Kanal mündete, der direkt ins Meer führte…. Kann mich natürlich auch irren (kommt aber selten vor!). Dort trafen wir einen Wohnmobil-Verschiffer aus Herford beim ersten Stopp nach der Entladung, der das schon zum 3.Mal macht…
Abschied von Peggys Cove
Die Übernachtung in Peggys Cove war ruhig, das Wetter wurde nicht besser, am nächsten Morgen immer noch bedeckt und auch kälter. Von dort war es nicht weit bis nach Halifax, wo wir uns als zentralen Übernachtungsplatz den Parkplatz der Cunard-Linie ausgesucht haben. Ein mittelgroßer Parkplatz direkt am Kai, auf dem man auch übernachten kann. Ist natürlich ideal, da alle Sehenswürdigkeiten und Gaststätten in fußläufiger Entfernung sind und man auch mal was trinken kann, wenn man nicht mehr fahren muss.
Auf dem Weg dorthin kamen wir an der Zitadelle von Halifax vorbei, pünktlich zum Abschuss der Mittagskanone und der Wachablösung. Jutta konnte aussteigen und das Schauspiel verfolgen, ich blieb im Auto, der Verkehr wurde angehalten, es hätte auch keinen Parkplatz gegeben. So hat wenigsten Jutta die Ablösung der Wachen im Schottenrock bewundern können.
Wachablösung auf der Zitadelle von Halifax
Auf dem Parkplatz angekommen, sind wir erst einmal zum Pier 21, der ehemalige Einwanderer-Terminal. Dort ist ein ganz interessantes Museum, welches wir uns angesehen haben. Davor lag die Norwegian Escape am Pier (über 4000 Passagiere), sie überragte das Gebäude um das Doppelte! Ein anderes Schiff mit nur 2000 Passagieren sah dagegen richtig popelig aus! Nach dem Museumsbesuch sind wir los, und sind die Waterfront auf und ab gelaufen, ist sehr schön gemacht, es gibt jede Menge zu sehen, alte Schiffe und Tafeln, die alles erklären, die ich auch (fast) alle lesen durfte! So erfuhren wir, dass Halifax ein zentraler Ort für die Verlegung der ersten Transatlantischen Seekabel war, so um die Mitte des 19. Jahrhunderts und das es 1917 die große Halifax Explosion gab, die größte von Menschen ausgelöste Explosion vor der Hiroschima-Atombombe! Ein Schiff hatte einen Munitionstransporter gerammt und dadurch ist dieser in die Luft geflogen. 2000 Tote und eine verwüstete Stadt war das Resultat!
Norwegian Escape überragt das Piergebäude bei weitem!
In einem Pub haben wir dann ein leckeres Mahl eingenommen im Beisein einer ganzen Truppe von englischen Navy Soldaten, die wohl zu einem Flottenbesuch oder was auch immer in der Stadt waren und über das Wochenende frei hatten. Sie zogen von Kneipe zu Kneipe, diese war die erste, die Stimmung war schon hier gut, wie wird sie wohl nach der 3. Kneipe gewesen sein?
Gute Stimmung im Pub
Die Nacht auf dem Parkplatz, keine besonderen Vorkommnisse. Morgens reges Treiben durch Müllabfuhr und Baufahrzeuge. Um halb 9 konnten wir das Anlegen der Queen Mary II beobachten, gegen die Norwegian Escape vom Vortag ein Knirps!
Ein abendliches Bier bei beheiztem Tisch
Queen Mary 2 beim Anlegen
Eines der Schiffe, mit denen die WoMos transportiert werden. Oigen nimmt das nächste!
Das Wetter hatte sich über Nacht berappelt, es war sonnig und klar, allerdings wehte ein Wind, der es dann doch kühl erscheinen ließ. In einem Kaffee nahmen wir einen selbigen mit einem leckeren Cookie zu uns, als vor dem Fenster ein Schwesterschiff unserer Transporters vorbei fuhr. Jeden Freitag kommt eines in Richtung Europa vorbei, nächste Woche ist Oigen an Bord!
Wir sind dann noch mit der offiziellen Fähre einmal über die Bay nach Dartmouth übergesetzt und wieder zurück. 3,50$ für beide hin und zurück, bei schönstem Wetter und schönem Blick auf die Waterfront und die Bay.
Auf der Fähre über die Hafenbay von Halifax
Die Waterfront Skyline von Halifax
Danach brachen wir unsere Zelte auf dem Parkplatz ab, und sind in Richtung Shubie Campground gefahren, wo wir die restlichen Tage und Nächte bis zur Abgabe von Oigen am Montag verbringen werden. Nicht jedoch ohne Oigen noch ein Schaumvollbad zu gönnen, so dreckig kommt uns Oigen nicht aufs Schiff. In einer Selbstwaschanlage ging das dann ganz bequem und so strahlt unser fahrbarer Untersatz wieder!
Im Maritim Museum gibts auch was zu sehen ohne Eintritt, hier eine Werkstatt mit einem wunderschönen alten Holzsegelboot
Schaumbad für Oigen
Die nächsten 2 Tage müssen wir alles wieder seefest verstauen, die Wertsachen in die Garage, noch Wäsche waschen, packen, sauber machen und was sonst noch so anliegt. Und dann kommt am Montag die finale Aktion, Oigen wieder im Hafen abliefern! Dann ist endgültig Schicht im Schacht!
Ein letztes Mal ein Steak und Lagerfeuer
Von der Bank gefallen!
Aller Voraussicht nach ist dies somit der letzte Beitrag in diesem Blog, wir möchten uns an dieser Stelle von allen Lesern verabschieden! Ab dem 18. September sind wir wieder unter unserer gewohnten Adresse in Lüneburg erreichbar!
Tschüss, es war sehr schön und es hat mir Spass gemacht, regelmäßig zu berichten.
Von Yarmouth aus sind wir eigentlich auf der Suche nach einer öffentlichen Dumping-Station, also eine Möglichkeit, das Abwasser los zu werden, auf die Halbinsel Pubnico gefahren.
Die Straße führt mal mehr oder weniger an der Küste entlang, eine sehr schöne Küste mit kleinen Buchten und vorgelagerten Inseln und Inselchen. Dazu strahlend blauer Himmel und 22 Grad! Herz, was willst Du mehr?
Nach dem Dumpen in Pubnico sind wir den Wegweisern zum Acadian Village gefolgt. In Pubnico ist eine der ersten acadischen Siedlungen in Nova Scotia. Die Acadier waren Auswanderer aus Frankreich, die die Neue Welt zum Anfang des 16. Jahrhunderts besiedelt haben. Wie schon in einem früheren Bericht erwähnt, wurden sie in alle Winde zerstreut, als sie nach dem Sieg der Engländer über die Franzosen in Nordamerika der englischen Krone keine Treue schwören wollten. Nach wenigen Jahren sind sie jedoch zurückgekommen und bilden in Pubnico seither eine durchgehend acadische Gemeinschaft, die heissen fast alle d’Entremont!
In Pubnico hat man im Acadischen Dorf aus der ganzen Gegend Wohnhäuser und andere Gebäude zusammengertragen und auf einem sehr schon am Wasser gelegenen Stück Land wieder aufgebaut. Zuerst wollten wir gar nicht reingehen, aber dann taten wir es doch und das war auch ein echter Volltreffer!
Die Führerin hat selbst in diesem Haus gelebt, bevor es zum Museum kam.
In den einzelnen Gebäuden waren Führer anwesend, gekleidet wie in der Mitte des 19. Jahrhundert, die teilweise tatsächlich in den betreffenden Gebäuden gewohnt haben, zumindest deren Verwandte. Sie konnten also sehr anschaulich von ihrem damaligen Leben mit -zig Kindern auf kleinstem Raum erzählen. Und das taten sie von ganz alleine, völlig ungezwungen, eine tolle Erfahrung.
Ein Highlight war der Blacksmith, Harry Gui d‘Entremont, der sichtlich Freude daran hatte, wie die Besucher – es waren nicht viele – sich für seine Arbeit interssierten. Er fertigte für uns einen Nagel mit Widmung an und nachdem wir einen Flaschenöffner im Museums-Giftshop gekauft hatten, versah er auch diesen mit viel Freude mit einer Inschrift: The Big Loop 2019.
Der Blacksmith in seinem Element
Der Bootbauer erklärte uns, wie Dories gebaut werden. Das sind Ruderboote, die für den Fischfang verwendet wurden. Sie sind so konstruiert, dass man sie ineinander stapeln kann, so konnten auf den Segelschiffen etliche Ruderboote transportiert werden, die dann im Fanggebiet zu Wasser gelassen wurden. Von denen aus wurde dann mit Leinen und Haken geangelt.
Der Bau eines Dory
Ein Schmuckstück des Bootsbauers war ein Bootsmotor, der dort zur Verführung aufgebaut war, mit Propeller in einem Wassertank. Es handelte sich um einen 1 Zylinder 2 Taktmotor, der zum Rückwärtsfahren angehalten und in der anderen Richtung wieder angeworfen wurde! Einfache, aber sehr robuste Technik.
Eintopf Zerknall-Treibling
Durch die vielen interessanten Gespräche haben wir natürlich nicht auf die Uhr gesehen und siehe da, auf einmal war es 4. Wir konnten dann auch noch unseren Wassertank füllen, es gab einen Außenwasserhahn mit Schlauch.
Als Übernachtungsplatz hatten wir uns einen Provicial Park in Shelburne ausgesucht. Als wir dort ankamen, die Überraschung: Wegen Hurricane-Schäden geschlossen! Ups- was tun? Der Parkplatz davor war leer und prima gelegen, da haben wir dort unser Lager aufgeschlagen. Es gesellte sich dann noch ein Ehepaar aus Winnipeg zu uns, mit dem wir dann gemeinsam an einem Pickniktisch zu Abend gegessen und uns interessant unterhalten haben.
Heute Morgen haben wir uns erst einmal den Ort Shelburne angesehen, der Hauptsiedlungspunkt der Loyalisten war, also derjenigen Nordamerikaner, die es nach dem Unabhängigkeitskrieg gegen die USA weiter mit der englischen Krone hielten und von den Neu-Englandstaaten nach Nova Scotia auswanderten. Sie wurden von England großzügig für ihre Dienste im Krieg mit Land entlohnt. Zur Blütezeit der Stadt war es einmal die größte Stadt Nordamerikas mit 16.000 Einwohnern, Schiffbau, Fischfang, Holzexport waren die Quelle des Wohlstands. Das sieht man an den Häusern, teilweise sehr schöne Villen mit prächtigen Schnitzreien und farbenfrohen Anstrichen.
Der Dory Shop von Shelburne
Ob dieses Dory Boot geradeaus fährt?
Fertig!
In diesem Ort hat Dorian jede Menge Bäume umgerissen, überall waren die Kettensägen und Hebebühnen bei der Arbeit, Teilweise wurde der Verkehr umgeleitet. Viele Geschäfte waren wegen Stromausfalls geschlossen.
Heute sollte ja noch eine Leuchtturm-Übernachtung stattfinden. In der Nähe von Liverpool gibt es einen Leuchtturm, an dem man frei Campieren kann. Vorher wollten wir aber noch tanken, da die Anzeige bereits nahe der Reserve stand. An der Tanke eine lange Schlange, die Leute betankten -zig Kanister, um ihre Generatoren zu versorgen. Diesel war auch schon alle, und man konnte uns nicht sagen, wann Nachschub kommen werde! Alles wegen Dorian! Da denkt man doch nicht dran, in einem Land der westlichen Welt bricht die Benzinversorgung zusammen! Klar, wenn kein Strom, dann auch kein Benzin, wenn keine Pumpen laufen. Ein kleiner Panikschub durchfuhr uns, was ist wenn wir hier jetzt fest sitzen???? Aber Gott sei Dank, 5 Kilometer weiter hatte eine weitere Tankstelle auch noch Diesel und der Tag war gerettet.
Der Platz, den wir uns ausgesucht hatten, war aber dann doch nicht so toll, er sah aus wie eine Baustelle und einen schönen Blick aufs Wasser gab es auch nicht. So sind wir also nochmal ein paar Kilometer weiter gefahren, mit einigen Umwegen, weil Jutta immer auf die Schnellstraße will, ich aber lieber die viel längere Küstenstraße fahren will. Zugegeben, nicht jeder Umweg hat sich auch gelohnt.
Heute Abend stehen wir also in Port Medway, in einem kleinen Park am Hafen, am Fuße eines kleinen Hafenleuchtturms, der aber nicht mehr in Betrieb ist. Im Hafen liegen einige Lobster-Boote noch im Schlaf, die Lobster-Fangsaison fängt in diesem Teil Nova Scotias erst Anfang November an und geht bis in den Mai.
Um uns rum röhren die Generatoren, der ganze Ort hat noch immer keinen Strom. Der Hafen ist jedoch aber weit genug von den Wohnhäusern weg, so dass uns das nicht weiter stört. Das Wetter war noch recht ordentlich zum Abend hin, heute Nacht wird es wohl zuziehen und morgen soll es regnen. Wir werden sehen.
In der ersten Nacht im Hannam House Bed and Breakfast haben wir prima geschlafen, das erste Mal seit fast 6 Monaten in einem „richtigen“ Bett. Jeder hatte ein Queen-Size Bett für sich, aber was will man mit soviel Breite, zumal man erst die Decke unter der Matratze hervorwurschteln muss, um sich vernünftig zudecken zu können. Ich muss sagen, das war jetzt auch keine Erleuchtung, die Betten in Oigen sind wunderbar und bequem, nur eben halb so breit.
Die Nacht war sehr ruhig, die Flucht ins B&B für diese Nacht völlig überflüssig. Mit von der Partie waren noch ein Ehepaar aus der Gegend von Halifax und ein Ehepaar aus Quebec, die mit einem PKW und einem Mini-Anhänger mit Aufklappzelt unterwegs sind. Der Hänger hat vielleicht die Maße 1×1 m, kann einmal aufgeklappt werden und es entsteht ein Zelt mit der Grundfläche von 2×1 m, vielleicht war er auch 1,3 Meter breit, aber sicher nicht mehr. Ursprünglich ist der Hänger für Motorradfahrer konzipiert, der für PKW ist nur ein bisschen größer. Die beiden tingelten auch so von Ort zu Ort und sahen sich die Gegend an. In der Vergangenheit hatten sie ein Segelboot (35 ft lang), mit dem sie 6 Jahre Lang die Karibik und den Pazifik besegelt haben, immer 6 Monate in der Hurricane freien Zeit. Leider konnte man sie sehr schlecht verstehen, sowohl auf englisch als auch auf französisch. Das Ehepaar aus Halifax stornierte dann am Abend noch die 2. Übernachtung, um am nächsten Morgen gleich wieder zurück nach Halifax zu fahren, dort sollte der Sturm aufs Land treffen und da wollten sie vor Ort sein.
Unser BnB während Dorian über uns hinwegbrauste
Im Laufe des nächsten Vormittages frischte dann der Wind auf und es fing an zu regnen. Gegen Mittag sind wir 2 dann noch mal in den Ort um evtl. was für den Abend einzukaufen, aber im Supermarkt hatte man bereits alles aus den Kühlregalen ausgeräumt und vermutlich in andere, durch Generatoren versorgte, Kühlräume gebracht. So blieb uns nur der Weg in den Liquor Store gleich nebenan, um noch eine Flasche Wein zu kaufen. Als wir an der Kasse standen, ging auch schon einmal kurz das Licht aus! Also wir wieder ins B&B, nicht ohne noch am Geldautomaten etwas Bargeld zu ziehen, ohne Strom auch keine Kreditkartenzahlung!
Danach nahm der Wind kräftig zu und erreichte ganz beachtliche Stärke. Die Bäume bogen sich gewaltig und es flog allerhand Blattwerk durch die Gegend. So gegen 2 Uhr nachmittags fiel dann der Strom aus. Scheint bei solchen Gelegenheiten vollkommen normal zu sein, niemand fragt sich, wann er denn wieder kommt der Strom, man akzeptiert das mit stoischer Ruhe.
Da der Strom in der ganzen Stadt Middleton ausgefallen war, hatten auch alle Gelegenheiten, sich zum Abendessen was zu besorgen, geschlossen. Charlene und Gary haben uns dann zum Dinner eingeladen, korrekterweise zum Supper, denn es gab kaltes Hühnchen, Kartoffelsalat in 2 Varianten (Jutta hatte am Vortag ja welchen gemacht, davon war noch genug übrig), Tomaten und etwas Coleslaw, ein sehr leckerer Krautsalat. Die Flasche Wein von uns bekam noch eine Schwester und so haben wir bei Kerzenschein lange in der gemütlichen Küche zusammengesessen und über Gott und die Welt geredet, draußen tobte der Hurrikan.
Gemütliche Runde beim Supper
Am nächsten Morgen fiel das Frühstück auch etwas spartanischer aus, der Strom war immer noch ausgefallen. Wir haben in Oigen Kaffee gekocht und Garry besorgte noch eine Kanne bei Tim Horten, einer Kaffeekette. Lange Autoschlangen davor, der einzige Laden der geöffnet war!
Das Frühstück zog sich mit fröhlicher Unterhaltung auch wieder bis um 11 Uhr hin. Bezahlen ging bei Charlene doch mit VISA, nach guter alter Ritsch-Ratsch-Methode!
Wir machten uns dann Richtung Westen, die Küste entlang auf. Da konnten wir feststellen, dass in Middleton vergleichsweise wenig passiert war. Wir haben viele umgestürzte Bäume gesehen, die jedoch von den Grundstücksbesitzern teilweise schon fein säuberlich zerlegt worden waren. Eine Kettensäge gehört zur Standardausrüstung! Nur die Beseitigung von Blockaden auf der Straße, wo dann die öffentliche Hand zuständig wäre, kam nicht so schnell in die Gänge. Auf einer Landstraße mussten wir umkehren, weil ein Leitungsmast schräg über der Straße lag. Es waren zwar Warnhütchen aufgestellt, aber die Straße keinesfalls gesperrt oder mit einem Hinweis versehen. So mussten wir 5 Kilometer wieder zurück, um eine andere Route zu nehmen.
Umgestürzter Leitungsmast versperrt die Straße
Kein Wunder, dass bei Sturm der Strom im größeren Stil ausfällt, alle Leitungen werden neben den Straßen überirdisch verlegt, mitten durch die Bäume durch, wenn ein Ast ab kracht: Tschüss Strom!
Ein mächtiger Baum lehnt sich gemach auf die Leitung. Ob der Strom schon abgeschaltet war?
Gegen Mittag haben wir dann in Annapolis Royal einen Stopp eingelegt, um uns das Fort St. Anne anzusehen, eine Festungsanlage aus dem 18. Jahrhundert, die im Laufe der bewegten Geschichte von Nova Scotia 7 mal den Besitzer wechselte zwischen Frankreich und England. Am Ende haben dann doch die Engländer gewonnen.
Fort St. Anne, im Vordergrund die Pulverkammer mit Belüftungssystem und Dach, was leicht nach oben wegfliegen kann!
In diesem Ort war auch großflächiger Stromausfall, überall röhrten die Generatoren. Da fiel uns ein Schild an einem gelben Haus auf: German Bakery Sachsen. Wir sofort rein um nach einem deutschen Brot zu schauen. Wir wurden sofort in deutsch bedient, tatsächlich handelte es sich um eine Bäckersfamilie aus Sachsen, die nach dem Mauerfall 2002 den Sprung ins kalte Wasser gewagt hat und nach Kanada ausgewandert ist. Nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft der Laden aber jetzt wohl gut, es war die Hölle los, da es sonst nirgends wo etwas zu essen gab. Es ist nicht nur eine Bäckerei, sondern auch ein Restaurant mit Gulasch- und Kartoffelsuppe, Jägerschnitzel und Spätzle! Kein „Wait to be seated“ Schild, alles ziemlich Original deutsch. Durch den starken Andrang geriet die ganze Familie etwas in Stress, die Mutter sagte: „We let us not hurry today!“, mit leicht sächselndem Akzent! Köstlich! Die Gulaschsuppe war prima, das Weißbier dazu auch, das Brot haben wir heute Abend probiert, ebenfalls sehr lecker!
German Bakery Sachsen
Wir haben dann noch das Fort kurz besucht, ein noch ziemlich eisig wehender Wind machte es uns leicht, die Besichtigung kurz zu halten.
Um noch etwas Strecke zu machen, sind wir dann auf der Schnellstraße bis nach Yarmouth gefahren, wo wir mal wieder die Gastfreundschaft von Walmart in Anspruch nehmen. Morgen rollen wir dann die Lighthouse Route von West nach Ost auf und nähern uns dann dem Endpunkt unserer schönen Reise….
Was aus dieser Raupe wohl mal für ein Schmetterling wird?
Es wurde wieder schön am nächsten Morgen. Nach dem üblichen Prozedere, also Dreckwasser ablassen und Frischwasser aufnehmen, verließen wir den Mittelteil von Prince Edward Island, indem wir an der Nordküste westwärts nach North Rustico fuhren. Dieser Ort, ich war schon mit dem Fahrrad dort gewesen, siehe gestern, lag genau so verträumt da, wie tags zuvor und keinen speziellen Besuch wert. Der Hafen sieht zwar ganz malerisch aus, aber es war nichts los.
Weiter ein Stück nach Westen durch einen weiteren Teil des sehr zergliederten Prince Edward Island Nationalparks. Nach dem Besuch eines kleinen Hafens mit nichts als einer offenbar sehr angesagten Imbissbude (lange Schlange für Fish and Chips) und eines kleinen Leuchtturms haben wir an einem Strandparkplatz eine Mittagspause eingelegt, mit Blick auf das Wasser. Ich habe es mir dort nicht nehmen lassen, hier am nördlichsten Punkt unserer Reise, ein Bad im Wasser des St. Lorenz-Golfes zu nehmen, was gar nicht mal so kalt war, ich schätze so um die 20 Grad. Ich habe es zumindest ein paar Minuten genossen.
Noch ein kleiner Leuchtturm am StrandJutta reitet die Strandechse
Auf dem Weg zu unserem nächsten Übernachtungsplatz haben wir noch den Walmart in Charlottetown besucht, um Vorräte aufzufüllen. 30 km waren es bis zu einem Leuchtturm auf einer kleinen Landzunge am Eingang zur Bucht von Charlottetown. Laut unserer Stellplatz-App kann dort am Leuchtturm übernachtet werden. Über ein Stück Schotterstraße erreichten wir den Leuchtturm, ein Platz mit herrlicher Sicht aufs Meer war uns sicher! So geht Camping! Bei einem zünftigen Lagerfeuer klang der Tag aus, nicht ohne den bewährten Schutz von Insect-Repellent mit 40% DEET Anteil. Nicht sehr gesund aber wirksam! Ohne solche Mittel wird man zum Blutspender, die Mücken sind unersättlich.
Stellpaltz am Blockhouse LighthouseDas ist ein Sonnenuntergang!
Am nächsten Morgen lachte wieder die Sonne. Jetzt waren wir ja auf den Geschmack gekommen: Leuchtturm-Übernachtungen! Die nächste Landzunge mit Leuchtturm, von unserem gestrigen Platz aus gut zu sehen, bot alles, was man sich wünscht: Neben dem Leuchtturm in exponierter Lage mit herrlicher Aussicht, auch noch ein Seafood-Restaurant in unmittelbarer Nachbarschaft!
Auf dem Weg dorthin stand jedoch noch eine kurze Stadtbesichtigung von Charlottetown auf dem Programm. Die Waterfront mit Marina ist recht hübsch herausgeputzt, der Blick über die Bucht sehr schön, aber sonst nichts Besonderes. So war das Programm auch recht flott abgearbeitet und wir machten uns auf den Weg zum Point Prim Lighthouse. Nachdem ich den Eintritt zur Besichtigung bezahlt hatte, habe ich gefragt, ob wir auf dem Parkplatz übernachten könnten. Die Antwort war: kein Problem!
Blick vom Leuchtturm in Richtung Chowder House.In der Wachstube des Leuchtturmwärters
Danach haben wir uns gleich einen Tisch im Restaurant bestellt und Oigen positioniert. Wir hatten ein nettes Gespräch mit einem ursprünglich holländischen Ehepaar, das nach vielen Jahren in British Columbia nun nach PEI umgezogen ist. Dem Winter sind sie bisher als „Snowbirds“ mit ihrem Wohnmobil nach Florida und Kalifornien ausgewichen, diesmal wollten sie in ihrem Haus auf PEI bleiben. Sie sind im vergangenen Jahr in Holland gewesen, 1 Monat zu Besuch. Das Fazit: Viel zu viele Leute zu eng zusammen! Ja, hier ist es nicht sehr dicht besiedelt.
Am frühen Abend haben wir es uns dann im Chowder House gut gehen lassen mit Meeresfrüchten und einer Flasche kühlen Weins im Schein der tiefstehenden Sonne bei herrlichem Blick über das Wasser! So schön war es selten!
Warten aufs leckere Essen im Chowder-House.
Zur Nacht parkten wir auf dem nun leeren Parkplatz Oigen in die beste Postion mit der besten Aussicht und haben so den Abend bei einem herrlichen Sonnenuntergang ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen wieder Sonnenschein, man glaubt es kaum! Bei dem schönen Wetter konnten wir uns gar nicht so richtig losreißen von PEI. Aufs Festland wollten wir mit der Fähre nach Nova Scotia. Um nicht die gleiche Enttäuschung wie auf Campobello zu erleben, haben wir uns die Fähre erst einmal aus der Nähe angesehen. Kein Vergleich, alles im grünen Bereich. Nach einer Befragung des Fährpersonals bezüglich Reservierung wurde uns klar, dass am Sonntag der Verkehr nicht sehr stark sein würde, am nächsten Tag – das war dann Labour-Day – allerdings wäre die Hölle los und für Wohnmobile wird nur ganz früh und ganz spät am Tag reserviert, dazwischen gilt: first come, first serve. Den Stress wollten wir uns nicht antun und so beschlossen wir, am gleichen Tag noch nach Caribou in Nova Scotia überzusetzen. Einen kleinen Schlenker an die Ostseite der Insel haben wir noch gemacht, die Küste ist dort auch überall roter Sandstein, sehr schön mit blauem Meer und Himmel und grünen Wäldern!
Noch ein Leuchtturm!
Die Wartezeit bis zur Fähre am Nachmittag haben wir, wie kann es anders sein, an einem Leuchtturm neben dem Anleger lesend und Geo-Cache suchend verbracht.
Alter Leuchtturm am Fähranleger in PEI
Mini-Geocache gefunden!
Auf der Fähre von PEI nach Caribou Nova Scotia
Verladung ging ganz problemlos, die Überfahrt bei herrlichstem Wetter ein Genuss. Wir hatten uns schon einen Campground ganz in der Nähe des Anlegers ausgesucht, wo wir dann noch in der Overflow-Area, einer wunderbaren Wiese im Provincial Park untergekommen sind.
Heute haben wir uns dann gleich auf dem direkten Weg über die Autobahn an die Südküste Nova Scotias aufgemacht, vorbei an Halifax zur Lighthouse-Route. Die erste Etappe an der Küste endete in Peggys Cove, ein sehr bekanntes, kleines Fischerdorf. Sehr schön gelegen in einer felsigen Küstenlandschaft, ein Leuchtturm daneben, DAS Fotomotiv! Leider waren auch sehr viele andere Touristen mit von der Partie, was das Vergnügen etwas trübte. Hier stehen wir auf dem Parkplatz des Visitor Center, neben 3 anderen Womos, von denen eines gerade seinen Generator angeworfen hat! Mal sehen, ob ihn der Lärm dann auch selber stört!
Der kleine Fischerort Peggys Cove
Leuchtturm von Peggys Cove
Der Generator hat ihn dann doch selbst gestört, nach wenigen Minuten war dann Ruhe, so wie die ganze Nacht. Am nächsten Morgen wollte ich eigentlich im Visitor Center mit Free WiFi den Bericht hochladen, aber leider hat es nicht geklappt.
Wir konnten uns gar nicht von dem netten Fischerdörfchen trennen, gerade in den Vormittagsstunden, wenn die Massen an Besuchern noch nicht angekommen sind, war es besonders schön. Die Sonne lachte auch wieder, so war es doppelt schön.
Von Peggys Cove gings an der Küste entlang, eine Bucht schöner als die andere. Mit Häusern dicht am Wasser, mit Bootsanleger oder das Boot an der Boje, dazwischen Felsen und Wald bis an Ufer, einfach herrlich. Da wir uns nicht losreißen konnten, haben wir nur einige Kilometer weiter in der nächsten Bucht auf einem Campground in einem Provincial Park- Graves Island- übernachtet. Mit schöner Sicht über das Wasser, Feuerstelle und Grill. Deshalb gab es auch ganz zünftig mal wieder was fleischiges, ein schönes Steak mit Maiskolben und gebackenen Kartoffeln.
Am nächsten Tag stand die Namensvetter-Stadt von Lüneburg, nämlich Lunenburg auf dem Programm. Eine nette kleine Stadt am Wasser, einst Zentrum der Fischerei auf Dorsch. Alte Häuser aus der Mitte des 19. Jahrhunderts reihen sich an den steilen Straßen am Hang aneinander. Einige sind sehr bunt gestrichen, ein farbenfrohes Bild.
Lunenburg
Häuserzeile in Lunenburg
Häuser aus dem 19. Jhd. in Lunenburg
Typische Verkabelung in USA und Kanada.
Lunenburg war wohl eine deutsche Kolonie, man kann Reste von deutscher Sprache wohl noch in der lokalen Sprache wiederfinden: „Dont fress!“ – was bedeutet: Iss nicht so schnell!
Das Fischereimuseum war uns einen Besuch wert, eine umfangreiche Sammlung mit viel interessanten Exponaten. Was wir nicht wussten ist, dass man bis zum Einsatz großer Fischtrawler mit Kühlräumen den Dorsch tatsächlich mit Leine und Haken gefangen hat. Die Fischer standen an der Reling, und haben bis zu 350 mal am Tag ihre Leine mit mehreren Haken und Bleigewicht heruntergelassen. Der Fisch wurde dann auch gleich filetiert und in Salz eingelegt.
Eine ebenfalls interessante Erfahrung war das Anprobieren einer Überlebensanzuges, der im Notfall im kalten Wasser das Überleben sichert. Es ist gar nicht so einfach reinzukommen, am besten man macht es auf dem Boden sitzend. Wenn man ihn dann einmal anhat, wird es schnell sehr warn darin. Ziemlich dickes Neopren isoliert sehr gut!
Der Frosch mit der Maske!
Eine weitere Attraktion von Lunenburg ist die Bluenose II, der Nachbau eines Fischereischoners von 1963. Die Bluenose I, 1921 gebaut, gewann in den 20er Jahren mehrmals eine berühmte Regatta für Fischkutter und sank in den 40er Jahren. Man hat sich dann entschlossen, sie nach alten Plänen neu zu bauen und so fährt sie als Botschafterin von Nova Scotia in der Gegend rum. Leider konnten wir sie nicht sehen, denn sie war noch auf dem Weg von Ontario zurück nach Lunenburg.
Nach dem Museumsbesuch beschlossen wir den Tag mit einem leckeren Essen in einem der zahlreichen Restaurants, bevor wir zu unserem Oigen wieder auf den Hügel aufstiegen. Der Campground der Stadt liegt in fußläufiger Entfernung zur Waterfront, so dass man dann auch beim Essen was trinken kann, wenn man nicht mehr fahren muss.
Noch an diesem Abend erreichte uns dann die Nachricht, dass der Hurrikan Dorian auch das atlantische Kanada erreichen wird mit noch hoher Windgeschwindigkeit und starkem Regen, vermutlich am Samstag. Diese Information hat sofort unerfreuliche Diskussionen hervorgerufen, da mein kleiner Schisshase Jutta am liebsten sofort in Richtung Nordwesten aufgebrochen wäre, um dem Hurrikan zu entgehen. Ich sehe das ja eher entspannter. Der Kompromiss sah dann so aus, dass wir die Lighthouse-Route, die uns weiter an der Südküste Nova Scotias weiter nach Südwesten und dem Hurrikan entgegengebracht hätte, verlassen und an die Nordküste wechseln, in Richtung Bay of Fundy.
So sind wir heute also quer durch Nova Scotia durch, zum Teil auf kleinen Sträßchen, unser Navi hat manchmal merkwürdige Ansichten. Die Landschaft ist sehr schön, sanfte Hügel mit Wald und immer mal wieder ein See, im Großen und Ganzen aber sehr dünn besiedelt. Unterwegs kamen wir durch New Germany, keine Reise wert!
Heute übernachten wir auf einem Parkplatz eines sog. Trailheads, also ein Wanderparkplatz. Er liegt am Cape Split, einer weit in die Bay of Fundy (da waren wir doch schon, ja aber auf der anderen Seite in New Brunswick) hereinragt und diese vom Minas Basin trennt. Der Wanderweg ist allerdings 8 km lang – zu lang für heute Abend. Ich bin ihn ein Stück gelaufen, ein schöner Weg durch den Wald, aber leider ohne Ausblicke, erst am Ende am Kap wird’s offen.
Typisch Kanada und USA: Wenn es einen Wanderweg gibt, dann steht mitten im Wald ein blitzsauberes Klohäuschen mit einem Plumpsklo!
Wir stehen hier zusammen mit einem französischen Paar, die ihr Wohnmobil, einen Roadtrek in Kanada gekauft haben und es nach einem halben Jahr, was jetzt auch bald rum ist, wieder verkaufen werden. Sie haben uns auf die Idee gebracht, die Nacht von Samstag zu Sonntag in einem Bed and Breakfast zu verbringen, wegen des starken Windes und des vielen Regens. Ich hätte ja keine Probleme in Oigen…
Ergänzung vom Schisshasen: Aber ich, das Geschaukel ist nämlich beängstigend und man weiß ja nie………
Die Nacht war ruhig und die Sonne lachte wieder am nächsten Morgen. Wir beschlossen, den Tag noch dort zu verbringen, Jutta zum Auskuriren der Erkältung, ich im die Wanderung an die Spitze der Landzunge zu machen. Ich habe mich dann auf den Weg gemacht, 2 Stunden hin und 2 zurück, zusammen ca. 15 Kilometer. Der Ausblick- atemberaubend. Er hat die doch recht langweilige Wanderung durch den Wald ohne Möglichkeiten zur Fernsicht, mehr als wett gemacht.
Am späten Nachmittag sind wir dann los, der Parkplatz wurde auch um 7 Uhr wegen des Hurrikans geschlossen. Jetzt sind wir in einem Bed and Braekfast eingechecked in Middelton an der Nordküste von Nova Scotia und erwarten den Sturm, wenn er denn kommt. Die Vorhersagen sind jetzt bei 80 bis 100 km/h angekommen, na und? Mal sehen ob es denn wirklich so viel Regen gibt. Die Wirtsleute haben schon daraus hingewiesen, dass der Strom ausfallen könnte…
Lesen im victorianischen SalonKartoffelsalat auf dem Zimmer