Es wurde wieder schön am nächsten Morgen. Nach dem üblichen Prozedere, also Dreckwasser ablassen und Frischwasser aufnehmen, verließen wir den Mittelteil von Prince Edward Island, indem wir an der Nordküste westwärts nach North Rustico fuhren. Dieser Ort, ich war schon mit dem Fahrrad dort gewesen, siehe gestern, lag genau so verträumt da, wie tags zuvor und keinen speziellen Besuch wert. Der Hafen sieht zwar ganz malerisch aus, aber es war nichts los.
Weiter ein Stück nach Westen durch einen weiteren Teil des sehr zergliederten Prince Edward Island Nationalparks. Nach dem Besuch eines kleinen Hafens mit nichts als einer offenbar sehr angesagten Imbissbude (lange Schlange für Fish and Chips) und eines kleinen Leuchtturms haben wir an einem Strandparkplatz eine Mittagspause eingelegt, mit Blick auf das Wasser. Ich habe es mir dort nicht nehmen lassen, hier am nördlichsten Punkt unserer Reise, ein Bad im Wasser des St. Lorenz-Golfes zu nehmen, was gar nicht mal so kalt war, ich schätze so um die 20 Grad. Ich habe es zumindest ein paar Minuten genossen.


Auf dem Weg zu unserem nächsten Übernachtungsplatz haben wir noch den Walmart in Charlottetown besucht, um Vorräte aufzufüllen. 30 km waren es bis zu einem Leuchtturm auf einer kleinen Landzunge am Eingang zur Bucht von Charlottetown. Laut unserer Stellplatz-App kann dort am Leuchtturm übernachtet werden. Über ein Stück Schotterstraße erreichten wir den Leuchtturm, ein Platz mit herrlicher Sicht aufs Meer war uns sicher! So geht Camping! Bei einem zünftigen Lagerfeuer klang der Tag aus, nicht ohne den bewährten Schutz von Insect-Repellent mit 40% DEET Anteil. Nicht sehr gesund aber wirksam! Ohne solche Mittel wird man zum Blutspender, die Mücken sind unersättlich.


Am nächsten Morgen lachte wieder die Sonne. Jetzt waren wir ja auf den Geschmack gekommen: Leuchtturm-Übernachtungen! Die nächste Landzunge mit Leuchtturm, von unserem gestrigen Platz aus gut zu sehen, bot alles, was man sich wünscht: Neben dem Leuchtturm in exponierter Lage mit herrlicher Aussicht, auch noch ein Seafood-Restaurant in unmittelbarer Nachbarschaft!
Auf dem Weg dorthin stand jedoch noch eine kurze Stadtbesichtigung von Charlottetown auf dem Programm. Die Waterfront mit Marina ist recht hübsch herausgeputzt, der Blick über die Bucht sehr schön, aber sonst nichts Besonderes. So war das Programm auch recht flott abgearbeitet und wir machten uns auf den Weg zum Point Prim Lighthouse. Nachdem ich den Eintritt zur Besichtigung bezahlt hatte, habe ich gefragt, ob wir auf dem Parkplatz übernachten könnten. Die Antwort war: kein Problem!


Danach haben wir uns gleich einen Tisch im Restaurant bestellt und Oigen positioniert. Wir hatten ein nettes Gespräch mit einem ursprünglich holländischen Ehepaar, das nach vielen Jahren in British Columbia nun nach PEI umgezogen ist. Dem Winter sind sie bisher als „Snowbirds“ mit ihrem Wohnmobil nach Florida und Kalifornien ausgewichen, diesmal wollten sie in ihrem Haus auf PEI bleiben. Sie sind im vergangenen Jahr in Holland gewesen, 1 Monat zu Besuch. Das Fazit: Viel zu viele Leute zu eng zusammen! Ja, hier ist es nicht sehr dicht besiedelt.
Am frühen Abend haben wir es uns dann im Chowder House gut gehen lassen mit Meeresfrüchten und einer Flasche kühlen Weins im Schein der tiefstehenden Sonne bei herrlichem Blick über das Wasser! So schön war es selten!

Zur Nacht parkten wir auf dem nun leeren Parkplatz Oigen in die beste Postion mit der besten Aussicht und haben so den Abend bei einem herrlichen Sonnenuntergang ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen wieder Sonnenschein, man glaubt es kaum! Bei dem schönen Wetter konnten wir uns gar nicht so richtig losreißen von PEI. Aufs Festland wollten wir mit der Fähre nach Nova Scotia. Um nicht die gleiche Enttäuschung wie auf Campobello zu erleben, haben wir uns die Fähre erst einmal aus der Nähe angesehen. Kein Vergleich, alles im grünen Bereich. Nach einer Befragung des Fährpersonals bezüglich Reservierung wurde uns klar, dass am Sonntag der Verkehr nicht sehr stark sein würde, am nächsten Tag – das war dann Labour-Day – allerdings wäre die Hölle los und für Wohnmobile wird nur ganz früh und ganz spät am Tag reserviert, dazwischen gilt: first come, first serve. Den Stress wollten wir uns nicht antun und so beschlossen wir, am gleichen Tag noch nach Caribou in Nova Scotia überzusetzen. Einen kleinen Schlenker an die Ostseite der Insel haben wir noch gemacht, die Küste ist dort auch überall roter Sandstein, sehr schön mit blauem Meer und Himmel und grünen Wäldern!

Die Wartezeit bis zur Fähre am Nachmittag haben wir, wie kann es anders sein, an einem Leuchtturm neben dem Anleger lesend und Geo-Cache suchend verbracht.
Verladung ging ganz problemlos, die Überfahrt bei herrlichstem Wetter ein Genuss. Wir hatten uns schon einen Campground ganz in der Nähe des Anlegers ausgesucht, wo wir dann noch in der Overflow-Area, einer wunderbaren Wiese im Provincial Park untergekommen sind.
Heute haben wir uns dann gleich auf dem direkten Weg über die Autobahn an die Südküste Nova Scotias aufgemacht, vorbei an Halifax zur Lighthouse-Route. Die erste Etappe an der Küste endete in Peggys Cove, ein sehr bekanntes, kleines Fischerdorf. Sehr schön gelegen in einer felsigen Küstenlandschaft, ein Leuchtturm daneben, DAS Fotomotiv! Leider waren auch sehr viele andere Touristen mit von der Partie, was das Vergnügen etwas trübte. Hier stehen wir auf dem Parkplatz des Visitor Center, neben 3 anderen Womos, von denen eines gerade seinen Generator angeworfen hat! Mal sehen, ob ihn der Lärm dann auch selber stört!
Der Generator hat ihn dann doch selbst gestört, nach wenigen Minuten war dann Ruhe, so wie die ganze Nacht. Am nächsten Morgen wollte ich eigentlich im Visitor Center mit Free WiFi den Bericht hochladen, aber leider hat es nicht geklappt.
Wir konnten uns gar nicht von dem netten Fischerdörfchen trennen, gerade in den Vormittagsstunden, wenn die Massen an Besuchern noch nicht angekommen sind, war es besonders schön. Die Sonne lachte auch wieder, so war es doppelt schön.
Von Peggys Cove gings an der Küste entlang, eine Bucht schöner als die andere. Mit Häusern dicht am Wasser, mit Bootsanleger oder das Boot an der Boje, dazwischen Felsen und Wald bis an Ufer, einfach herrlich. Da wir uns nicht losreißen konnten, haben wir nur einige Kilometer weiter in der nächsten Bucht auf einem Campground in einem Provincial Park- Graves Island- übernachtet. Mit schöner Sicht über das Wasser, Feuerstelle und Grill. Deshalb gab es auch ganz zünftig mal wieder was fleischiges, ein schönes Steak mit Maiskolben und gebackenen Kartoffeln.
Am nächsten Tag stand die Namensvetter-Stadt von Lüneburg, nämlich Lunenburg auf dem Programm. Eine nette kleine Stadt am Wasser, einst Zentrum der Fischerei auf Dorsch. Alte Häuser aus der Mitte des 19. Jahrhunderts reihen sich an den steilen Straßen am Hang aneinander. Einige sind sehr bunt gestrichen, ein farbenfrohes Bild.
Lunenburg war wohl eine deutsche Kolonie, man kann Reste von deutscher Sprache wohl noch in der lokalen Sprache wiederfinden: „Dont fress!“ – was bedeutet: Iss nicht so schnell!
Das Fischereimuseum war uns einen Besuch wert, eine umfangreiche Sammlung mit viel interessanten Exponaten. Was wir nicht wussten ist, dass man bis zum Einsatz großer Fischtrawler mit Kühlräumen den Dorsch tatsächlich mit Leine und Haken gefangen hat. Die Fischer standen an der Reling, und haben bis zu 350 mal am Tag ihre Leine mit mehreren Haken und Bleigewicht heruntergelassen. Der Fisch wurde dann auch gleich filetiert und in Salz eingelegt.
Eine ebenfalls interessante Erfahrung war das Anprobieren einer Überlebensanzuges, der im Notfall im kalten Wasser das Überleben sichert. Es ist gar nicht so einfach reinzukommen, am besten man macht es auf dem Boden sitzend. Wenn man ihn dann einmal anhat, wird es schnell sehr warn darin. Ziemlich dickes Neopren isoliert sehr gut!

Eine weitere Attraktion von Lunenburg ist die Bluenose II, der Nachbau eines Fischereischoners von 1963. Die Bluenose I, 1921 gebaut, gewann in den 20er Jahren mehrmals eine berühmte Regatta für Fischkutter und sank in den 40er Jahren. Man hat sich dann entschlossen, sie nach alten Plänen neu zu bauen und so fährt sie als Botschafterin von Nova Scotia in der Gegend rum. Leider konnten wir sie nicht sehen, denn sie war noch auf dem Weg von Ontario zurück nach Lunenburg.
Nach dem Museumsbesuch beschlossen wir den Tag mit einem leckeren Essen in einem der zahlreichen Restaurants, bevor wir zu unserem Oigen wieder auf den Hügel aufstiegen. Der Campground der Stadt liegt in fußläufiger Entfernung zur Waterfront, so dass man dann auch beim Essen was trinken kann, wenn man nicht mehr fahren muss.
Noch an diesem Abend erreichte uns dann die Nachricht, dass der Hurrikan Dorian auch das atlantische Kanada erreichen wird mit noch hoher Windgeschwindigkeit und starkem Regen, vermutlich am Samstag. Diese Information hat sofort unerfreuliche Diskussionen hervorgerufen, da mein kleiner Schisshase Jutta am liebsten sofort in Richtung Nordwesten aufgebrochen wäre, um dem Hurrikan zu entgehen. Ich sehe das ja eher entspannter. Der Kompromiss sah dann so aus, dass wir die Lighthouse-Route, die uns weiter an der Südküste Nova Scotias weiter nach Südwesten und dem Hurrikan entgegengebracht hätte, verlassen und an die Nordküste wechseln, in Richtung Bay of Fundy.
So sind wir heute also quer durch Nova Scotia durch, zum Teil auf kleinen Sträßchen, unser Navi hat manchmal merkwürdige Ansichten. Die Landschaft ist sehr schön, sanfte Hügel mit Wald und immer mal wieder ein See, im Großen und Ganzen aber sehr dünn besiedelt. Unterwegs kamen wir durch New Germany, keine Reise wert!
Heute übernachten wir auf einem Parkplatz eines sog. Trailheads, also ein Wanderparkplatz. Er liegt am Cape Split, einer weit in die Bay of Fundy (da waren wir doch schon, ja aber auf der anderen Seite in New Brunswick) hereinragt und diese vom Minas Basin trennt. Der Wanderweg ist allerdings 8 km lang – zu lang für heute Abend. Ich bin ihn ein Stück gelaufen, ein schöner Weg durch den Wald, aber leider ohne Ausblicke, erst am Ende am Kap wird’s offen.
Typisch Kanada und USA: Wenn es einen Wanderweg gibt, dann steht mitten im Wald ein blitzsauberes Klohäuschen mit einem Plumpsklo!
Wir stehen hier zusammen mit einem französischen Paar, die ihr Wohnmobil, einen Roadtrek in Kanada gekauft haben und es nach einem halben Jahr, was jetzt auch bald rum ist, wieder verkaufen werden. Sie haben uns auf die Idee gebracht, die Nacht von Samstag zu Sonntag in einem Bed and Breakfast zu verbringen, wegen des starken Windes und des vielen Regens. Ich hätte ja keine Probleme in Oigen…
Ergänzung vom Schisshasen: Aber ich, das Geschaukel ist nämlich beängstigend und man weiß ja nie………
Die Nacht war ruhig und die Sonne lachte wieder am nächsten Morgen. Wir beschlossen, den Tag noch dort zu verbringen, Jutta zum Auskuriren der Erkältung, ich im die Wanderung an die Spitze der Landzunge zu machen. Ich habe mich dann auf den Weg gemacht, 2 Stunden hin und 2 zurück, zusammen ca. 15 Kilometer. Der Ausblick- atemberaubend. Er hat die doch recht langweilige Wanderung durch den Wald ohne Möglichkeiten zur Fernsicht, mehr als wett gemacht.
Am späten Nachmittag sind wir dann los, der Parkplatz wurde auch um 7 Uhr wegen des Hurrikans geschlossen. Jetzt sind wir in einem Bed and Braekfast eingechecked in Middelton an der Nordküste von Nova Scotia und erwarten den Sturm, wenn er denn kommt. Die Vorhersagen sind jetzt bei 80 bis 100 km/h angekommen, na und? Mal sehen ob es denn wirklich so viel Regen gibt. Die Wirtsleute haben schon daraus hingewiesen, dass der Strom ausfallen könnte…













