Es wird ja wohl doch mal wieder Zeit, was von uns lesen zu lassen, sonst denken die zu Hause, uns ist was passiert. Nein, ist es nicht, wir sind beide wohlauf. Nur irgendwie bin ich abends immer zu müde, mich noch hinzusetzen und es ist auch nicht wirklich aufregendes passiert. Aber der Reihe nach:
Nach Boston und der Kennedy Library hatten wir kein so rechtes Ziel. Auf der Strecke an der Küste entlang Richtung Maine und Kanada kamen wir in Salem vorbei. Erst hat uns das nichts gesagt außer Internat am Bodensee und Weingut ebenda, aber nach einem Blick in unseren Reiseführer wurde uns klar, es gibt was zu sehen! Neben einem kleinen historischen Stadtkern mit hübschen Häusern und einer kleinen Waterfront gibt es dort ein sehr schönes Museum mit asiatischer Kunst, das Peabody Essex Museum. Es beherbergt Kostbarkeiten, die die Kaufleute der East India Trade im Laufe der Zeit zusammengetragen haben. Außerdem sind in Sonderausstellungen Amerikanische Kunst aus allen Epochen seit der Unabhängigkeit zu sehen. Sehr schönes Museum.
Außerdem hat Salem traurige Berühmtheit erlangt durch eine Reihe von Hexenprozessen im Jahre 1693. Damals wurden über 200 Menschen, Männer, Frauen, Kinder und auch 2 Hunde der Hexerei angeklagt und auch über 20 hingerichtet, bis dem grausigen Treiben durch den Gouverneur Einhalt geboten wurde. Also das gab’s nicht nur bei uns in Europa, sondern auch im modernen Amerika.

Der Ort steht aber im Gegensatz zu dem eher traurigen und ernsten Thema der Hexenjagt ganz im Zeichen des Kommerzes. Überall Läden mit Hexenzubehör, Tattos-Studios, Hexen-Touren, Gruselkabinette usw. – echt amerikanischer Witz!
Soweit ich mich erinnern kann, haben wir mal wieder bei Walmart übernachtet, trotz der Schilder: No overnight camping! Keiner hat was gesagt, eine ruhige Nacht.
Am nächsten Tag gings dann weiter die Küste entlang, mehr eine Fahrt durch diverse kleine Küstenorte, wo wir den Nachteil eines Wohnmobils leibhaftig erfahren konnten. Enge Straßen, hübsche Orte, wo man auch mal gerne ausgestiegen wäre, aber da stellt sich dann immer das Problem mit dem Parkplatz. Es war auch viel los, in den Orten fuhren wir immer im Schritttempo. Da wäre dann ein kleines Auto schon praktischer.
Endstation für diesen Tag war dann der Hampton Beach State Park, gleich hinter der Grenze zu Maine. State Park hört sich großartig an, aber der Park ist der Strand, zugegebenermaßen schön breit und lang. Ein Gelände ist der Campground, eigentlich nur ein Teil des Parkplatzes mit Stellplätzen, die man aber lange im Voraus reservieren muss für über 60$! Für die, die nicht reserviert haben, gibt’s dann eine Parzelle in der Overflow-Area, dicht an dicht, ohne Duschen, ohne Wasser ohne Strom, ohne Abwasserentsorgung (doch, für 15 $ extra!), aber immerhin für günstige 30$ pro Nacht. Der anschließende Ort eine Ansammlung von Ferienunterkünften, dicht an dich gepackt, mit Zimmern und Appartements auf engstem Raum. Drumherum Remmidemmi, Kneipen, Spielhallen, Souvenirläden, Fastfood, das volle Programm. Am Strand Massen dicht an dicht, das Wasser zu kalt zum Baden, nur kleine Kinder kennen ja nix! Ein echtes amerikanisches Ferienparadies! Wir haben dort auch deswegen 2 Nächte verbracht und uns auch an den Strand gesetzt, ein bisschen Rad gefahren und entspannt, auch weil wir uns erst einmal über den weiteren Verlauf der Reise klar werden mussten und das Pflaster dort mit 30$ noch ganz erträglich war.
An nächsten Tag war unser Ziel ein Campground in Kennebunk, um uns den Ort Kennebunkport anzuschauen, nicht ohne einen ausführlichen Besuch in dem größten Outlet-Center von Neu England in Kittery. Die Revanche für diverse Flugzeug- und Schiffsmuseen! In Kennebunkport das gleiche Problem wie in den anderen kleinen Küstenorten: Mit dem WoMo keine Chance. Der Campingplatz, den wir ausgesucht hatten, liegt günstig, man kann von dort mit einem Shuttlebus nach Kennebunkport fahren. So haben wir am nächsten Morgen unseren Oigen vor dem Tor geparkt und sind mit dem Trolleybus in den Ort reingefahren. Das war eine gute Idee, denn im Ort wäre für Oigen kein Platz gewesen. Wir haben dort alles abgeschlendert, auch den Landsitz der Bush-Familie, Walkers Point, konnten wir sehen. Sonst gibt es ja dort eine Reihe von sehr schönen Anwesen mit Blick aufs Meer, ehemalige Kapitänshäuser, die zu sehr noblen Villen aus- und umgebaut worden sind. Im Ort haben wir einen Lobster in einer Art Imbissbude verspeist, man kann auf den Geschmack kommen! In einem Laden haben wir dann auch gleich noch einen billigen großen Topf erstanden um uns den Lobster selber zu kochen, jetzt fehlt nur noch die passende Gelegenheit!
Am Abend fuhren wir dann mit dem Trolley wieder zu Oigen zurück und von dort nur wenige Kilometer zu unserer Unterkunft, zu unserem 2. Boondockers Welcome Gastgeber. Ich hatte schon in der der New Orleans Gegend davon berichtet. Diesmal ein frisch gebackenes Retired-Ehepaar in einem ländlichen Anwesen. Dan war gerade dabei, in seinen antiken Toyota Winnebago Camper von 1970 einen neuen Motor einzubauen. Ein Stellpatz in herrlicher Umgebung mit netten Gesprächen.
Heute sind wir auf einem Campingplatz in der Nähe von Freeport. In Freeport ist der Outdoorausrüster L.L. Bean ansässig, mit einem riesigen Laden mit mehreren Gebäuden, wo es für alle Aspekte des Outdoor Living alles gibt, was man braucht, oder auch nicht. War ganz interessant, hat natürlich auch wieder Zeit gekostet. Deshalb sind wir nicht weit gefahren und haben uns heute eine Strategie für die nächsten Tage zurechtgelegt. Plan A ist ein Campground nahe bei der Lobster-Hauptstadt von Maine, in Stonington. Mal sehen, ob was frei ist, morgen früh werden wir telefonieren und wenn möglich für 2 Nächte reservieren. Plan B liegt auch bereit, davon aber später.
Jetzt ist „später“, denn bis heute, den 18. Hatten wir keine Hochlademöglichkeit. Es hat also geklappt mit unserem Plan, in Stonington einen Platz zu bekommen. Stonington liegt an der Südspitze von Deer Island. Der Ort hier liegt so weit ab vom Schuss, dass die Armada von Big-Rig-Wohnmobilen hier nicht herkommt. Auch gibt es hier für Kinder nichts, was sich lohnen würde, es sind ja noch Schulferien. So haben wir also einen netten Stellplatz unter Bäumen mit Feuerstelle und Tisch. Zum Ort sind es 4 km mit dem Fahrrad auf einer hübschen kleinen Straße entlang, immer wieder mit Blick auch herrliche Küstenlandschaft. Viele kleine Inseln, die gegen Nachmittag von See her im Nebel verschwinden. Ein Nebelhorn begleitet uns seit Anfang an mit seinem Tuuut, alle 15 Sekunden, aber man hat sich schnell dran gewöhnt.
Gestern habe ich unsere ersten Lobster zum Selberkochen gekauft. Bei der Co-Operative am Hafenanleger, man holt sich im Büro eine Papiertüte (4 bis 6 Lobster passen rein, je nach Größe), geht damit auf ein Schwimmponton, wo die Boote anlegen, und sucht sich aus einer Kiste, voll mit Lobstern, die passenden aus, bzw. man sagt wie schwer sie sein sollen und dann macht das ein junger Mann. 2 mal 1,5 Pfund! Danach geht man wieder ins Büro, dort wird gewogen und bezahlt (6,10$/Pfund). 18 $ für 2 Lobster!
Am Nachmittag sind wir dann beide nochmal ins Dorf gefahren und haben ein bisschen gebummelt, uns die Lobsterfischerei erklären lassen und ein leckeres Eis gegessen. Ein kleiner Hafen, voll mit Lobsterbooten, netten kleinen Geschäften, auffallend viele Galerien und sogar ein Opera House, ist aber mehr ein Theater mit einem vollen Sommerprogramm. Im Winter, so ab Oktober ist hier natürlich nicht mehr viel los.
Das Kochen durfte ich dann übernehmen, bzw. das eintauchen der lebenden Viecher ins kochende Wasser! Aber was tut man nicht alles. Danach der Schmaus – sehr lecker!
Da es uns so gut gefällt hier, haben wir noch um eine 3. Nacht verlängert. So bleibt noch ein bisschen Zeit, die Insel mit dem Fahrrad zu erkunden. Unser Campingplatz liegt direkt an der Landebahn des Stonington Municipal Airport (Landebahnlänge 650 m, für USA Verhältnisse eigentlich keine Landebahn!). Nachdem ein Flugzeug heute Morgen gestartet war, bin ich gleich hin mit dem Rad, aber da war schon wieder alles in den Dornröschenschlaf gefallen, bis auf eine Frau in ihrem Porsche, die bei offener Tür Blockflöte übte!
Morgen soll es dann Richtung Arcadia Nationalpark gehen, den einzigen Nationalpark im Nordosten. Dieser ist immer sehr überlaufen, ca. 3 Millionen Besucher im Jahr, und die Saison ist kurz. Mal sehen, was Jutta da jetzt ausbaldowert!






















Hallo Jutta und Konni,
vor dem Frühstück lese ich schon in Euren Reiseberichten. Nach den Schilderungen und den Fotos mit den Lobstern, habe ich plötzlich gar kein Hunger mehr!!!
Ich sehe, es geht Euch gut und habe den Eindruck, ihr könntet locker verlängern!
Liebe Grüsse
Günter