Am Nachmittag des letzten Berichtstages habe ich mich mal mit dem Rad aufgemacht, und eine kleine Runde über den südlichen Teil von Deer Isle gedreht, es geht ziemlich auf und ab, gut das der kleine Elektrohelfer da die bergauf Strecken übernimmt, bergab bin ich dran. Ich habe noch in diversen Buchten vorbeigeschaut, allerdings immer nur von weiten, die Küste ist hier fast überall in privater Hand, kaum ein öffentliches Stück, wo man mal eben ans Wasser oder auf die Felsen kann. Dazu muss man dann in einen Park, sei es State- oder Nationalpark. Aber ich habe mir dann die Freiheit genommen, in einem entlegenen Waldstück auf ein Privatgrundstück zu fahren (es war keiner da) und habe dort meinen Apfel gegessen. Traumhafter Ausblick, starke Strömung durch Gezeiten, schöner Sonnenschein. Leider hatte der Waldweg doch keine Verbindung zur nächsten Straße, so dass ich den Weg wieder zurück zur Hauptstraße musste.
Am nächsten Tag gings, anfangs mit Nebel, dann also weiter nach Nordosten nach Down East Maine, wie man hier sagt. Warum Down East? Im 16. Jahrhundert haben die alten Seefahrer gemerkt, dass der Wind an dieser Küste im Sommer immer schön von Südwesten weht, also für die Schifffahrt Richtung Nord Osten ideal. Da sie dann mit Down Wind Kurs fuhren, hieß es ab da Down East!
Der Acadia Nationalpark liegt auf Mount Desert Island, umfasst aber nicht die ganze Insel. Eine schöne Insel, auf ihr der höchste Berg des Nordostens, nämlich doch 500 Meter hoch. Vom Gipfel des Cadillac Mountain kann man den frühesten Sonnenaufgang der USA sehen, klar, ist sehr weit im Osten und relativ hoch. Aber in USA hat man es immer gerne mit den Superlativen!
Eine kluge Entscheidung war, nach einer Nacht auf dem ruhigen Walmart Parkplatz in Ellsworth, im Acadia Park nicht mit dem eigenen Auto umherzufahren, sondern sich vom perfekt organisierten Shuttle Bus System fahren zu lassen. Es wäre auch eine herbe Enttäuschung gewesen, denn die Parkplätze sind klein, für WoMo nicht geeignet und der Park, wie schon vorhergesagt, dermaßen voll und mit Autos verstopft, dass wir mit Oigen keine Chance gehabt hätten. Der Shuttle blieb zwar auch im Verkehr stecken, aber wir konnten aussteigen, wann wir wollten.
Von einer Haltestelle Sandy Beach, wo sehr viele hinwollten, mit Kind, Kegel und Strandutensilien, sind wir einen Weg an der Küste entlang gelaufen bis zum Otter Point, vielleicht 5 km. Der war ganz schön, immer an den Felsen entlang, leider zum Teil auch neben der Straße und ziemlich voll, erst im 2. Teil der Strecke löste sich der Weg von der Straße und auch die meisten fußlahmen Amis haben es nicht bis dorthin geschafft, so dass es sehr schön war. Im Bus zurück zum Besucherzentrum mussten wir dann aber die ganze Zeit stehen, alles gerammelt voll.
Das ist hier in Amiland schon alles anders als bei uns in Deutschland. Wenn du da wandern willst, dann trittst du aus dem Haus, gehst an den nächsten Waldrand, und läuft los, in höchsten 100 Metern gibt es eine Tafel vom Alb- oder Alpenverein, der dir die Markierungen von zig Wanderwegen zeigt. Hier musst Du in einen National- oder anderen Park fahren, um überhaupt Wanderwege zu finden. Alles andere ist Private, No Trespassing. Und hier weiß man ja nicht, ob dir bei Missachtung nicht einer mit einer Winchester gegenübersteht!
Dann kommt es eben zu überfüllten Nationalparks, denn raus wollen die Amerikaner schon, sind sehr Outdoor affin.
Am Abend haben wir uns mit Oigen an einen kleinen Strand gestellt, Hadley Point, in unseren Verzeichnissen als Übernachtungsplatz für umsonst ausgewiesen. Die letzten Einträge sagten aber, die Polizei hätte um 1 Uhr nachts auf Räumung gedrängt. Schilder, die das Overnight Camping verboten, waren keine zu sehen. Der Kompromiss lautete, bis nach Sonnenuntergang dort zu bleiben und zum Schlafen wieder zu Walmart zurückzukehren. 1 Stunde vor Sunset füllte sich der Strand mit Autos, mindesten 25, alle packten ihre Stühle aus, auch Holz zum Feuermachen und Getränke und im Nu war der Bär los. Nachdem die Sonne weg war, wurde es so schnell leer, wie es voll wurde. Ein beliebter Spot, um den Sonnenuntergang zu genießen, und der war auch wirklich sehr schön!
Die Nacht bei Walmart war auch wieder ruhig, allerdings erst, nachdem wir einmal umgeparkt haben. Unser Nachbar ließ auf einmal seinen Motor an, um seine Klimaanlage zu betreiben (ca. angenehme 22 Grad Außentemperatur, die spinnen die Amis!). Das war uns dann doch zu viel, und wir sind ein paar Reihen weiter. Dann wars eine schöne ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen kurz einholen und dann weiter, allerdings nicht sehr weit, zum Sunset Point Campground, der uns unterwegs unterkam und da wir jetzt nicht mehr viel Strecke machen müssen haben wir kurzentschlossen hier Quartier genommen. Einsam an einer Landspitze mit Blick aufs Wasser, die Flut kommt und geht. Morgen noch einmal eine Etappe in USA und dann geht’s nach Kanada. Hier jetzt gutes WiFi, vielleicht heute Abend einen Film??? Ja,hat auch noch für die Tagesthemen gereicht!











