Die Stadt Sudbury ist zwar die größte Stadt in der Gegend weit und breit, bietet aber außer Nickelabbau wenig. Deshalb machten wir uns am nächsten Morgen gleich auf, weiter nach Süden an der Georgian Bay entlang weiter Richtung Toronto und Niagara zu fahren.
Wir dachten ja, dass die Fahrt an der Bay entlang uns schöne Ausblicke auf weite Wasserflächen mit kleinen Inselchen bieten würde, aber leider: Pustekuchen! Die Straße führt zwar oft am Wasser entlang, eigentlich, aber da die Landschaft hier ziemlich eben und dicht bewaldet ist, ist von der schönen Küste nichts zu sehen. Einen Versuch haben wir unternommen, eine Stichstraße zum Wasser zu fahren, um am Ende ein lauschiges Plätzchen für ein Mittagspicknick zu finden, aber auch das war eine Enttäuschung, denn die Gegend ist dicht bebaut mit Wochenendhäusern, so dass man nicht wirklich ans Wasser kommt. Wir haben uns dann in einer kleinen Marina hingestellt und unsere Jause verzehrt, war auch ganz schön.
Da wir aber in dieser sehr skandinavisch anmutenden Küstenlandschaft schon eine Nacht bleiben wollten, haben wir uns den Killbear Provincial Park ausgesucht, der auf einer Halbinsel am Wasser liegt. Ein großer Park mit mehreren Campingplätzen, von denen wir uns den Beaverdams Campground ausgesucht haben. Wir hatten einen Platz in der ersten Reihe direkt am Stand und konnten das bunte Treiben am und auf dem Wasser schön beobachten. Das Wasser angenehm warm (für mich!). Die offene Bucht war allerdings auch hier nicht zu sehen, da noch recht zahlreiche kleine Inseln vorgelagert waren, alle nur mit Boot zu erreichen, viele davon ebenfalls mit kleinen Häusern bebaut. Eine beliebte Gegend.
Am nächsten Tag Abreise Richtung Niagara Falls. Das Wetter sollte schlecht werden und so haben wir uns entschlossen, Toronto nicht zu besuchen. Das ist mit Oigen in Großstädten immer so eine Sache, du findest keinen Parkplatz und wenn du außerhalb parkst musst du dann mit dem Bus in die Stadt reinfahren. Die Campingplätze in der Nähe sind auch nicht wirklich in der Nähe, es sind lange Anfahrten mit Bus oder Bahn nötig, um ins Zentrum zu kommen. Also haben wir Toronto gestrichen und sind stattdessen nach Kitchener gefahren, eine Hochburg der deutschen Auswanderung im 19. Jahrhundert. Kitchener hieß auch bis in den 1. Weltkrieg hinein Berlin, aber nach Eintritt der USA in den Krieg wurde die Stadt in Kitchener umbenannt und die Statue von Kaiser Wilhelm durch die von Victoria von England ersetzt. Nebendran liegt St. Jacobs, eine Hochburg der Mennoniten, eine Wiedertäufer-Sekte, die im 16. Jahrhundert schon aufs Bitterste verfolgt wurden (wohlgemerkt von Katholiken und Protestanten!), nur weil sie einen fundamentalen christlichen Glauben pflegten und sich erst im Erwachsenenalter taufen ließen! Sie wanderten aus und wurden in alle Welt vertrieben, die einzelnen Sekten dieser Glaubensrichtung, wie z.B. auch die Amish People, sind meist nach ihren Gründern benannt, hier nach Menno Simons. Die strengsten Vertreter sind die Old Order Mennoniten, die wie vor über 100 Jahren Landwirtschaft betreiben und schwarzen Hosen, Hosenträger und schwarze Hüte, die Frauen lange Kleider und ein Häubchen tragen und keine Maschinen benutzen und auch keine Autos. Sie fahren mit kleinen Pferdekutschen, den sog. Buggies. Die meisten aber leben ganz normal, fahren Autos (die müssen aber schwarz sein!), und gehen normalen Berufen nach.
Auch in Kitchener hat uns wieder Walmart seine Gastfreundschaft bewiesen, diesmal mit freundlicher Beschallung eines benachbarten Möbelladens, der seinen Parkplatz, trotz geschlossenen Ladens, die ganze Nacht mit Dauermusik beschallte, nicht laut, aber hörbar. Die Nacht war trotzdem ruhig, mal wieder mit Gewitterguss am Abend.
Am nächsten Tag standen die Niagarafälle von der kanadischen Seite auf dem Programm. Wir näherten uns von der Nordküste des Ontariosees, und sind einen schönen Parkway von Niagara on the Lake immer am Niagara entlang in Richtung Niagara Falls vorgerückt. Dort haben wir auf dem fast leeren Parkplatz des Sirlon Towers Quartier genommen, hier darf im Wohnmobil übernachtet werden.
Unser erster Gang war natürlich gleich zu den Fällen und wir waren wirklich überwältigt. Die Sonne schien schon aus westlicher Richtung und so war der immer vorhandene Regenbogen über dem Wasser auch schön von der Kanadaseite aus zu sehen. Es wehte ein leichter Wind und die Gischt wehte ab und zu mal über die Besucher. Unten sieht man die Schiffe, die mit den Besuchern in die Gischt direkt unter die Wasserfälle fahren, ein reger Verkehr immer im Wechsel Hornblower (Kanada) und Maid of the Mist (USA). Die Passagiere in rosa (Kanada) und Blau (USA) Regencapes gekleidet.
Ganz besonders hat uns fasziniert, wie das Wasser oben an der Kante über diese fließt, grünlich transparent schimmernd stürzt es in die Tiefe. Die Niagarafälle sind nach Erklärungen die größten Wasserfälle der Welt dem Wasservolumen nach, dabei wird 2/3 des Wassers (im Winter noch mehr) vorher durch Kanäle und Tunnel dem Fluss entnommen und fließt nicht mehr über die Fälle, sondern wird zur Stromerzeugung genutzt. Durch die geringeren Wassermassen (es sind aber immer noch genug für dieses phantastische Naturschauspiel!) „halten“ die Fälle jetzt noch ein paar tausend Jahre länger, denn das herabstürzende Wasser erodiert die Fälle, seit man sie kennt ist die Kante des Hoseshoe Falls eine ¼ Meile gewandert. Die amerikanischen Fälle, ein im Vergleich müdes Wasserfällchen, wird im Laufe der Jahrhunderte wohl zu einer Stromschnelle verkümmern. Man hat in den 60er Jahren auf der USA Seite mal einen Damm gebaut um das Wasser im amerikanischen Fall zu stoppen. Man wollte die Geologie unter dem Fall untersuchen, um eventuelle Maßnahmen gegen den Verschleiß zu unternehmen, hat dann aber beschlossen, der Natur ihren Lauf zu lassen. Alles interessante Informationen, wenn man Schilder liest!
Nach Sonnenuntergang werden die beiden Wasserfälle bunt angestrahlt, immer mit wechselnder Farbgebung, sehr kitschig aber auch sehr schön! Um 10 Uhr gibt’s dann täglich auch ein Feuerwerk, leider fing es 30 Minuten vor dem Feuerwerk an zu regnen. Das hat uns, den anderen Zuschauern und dem Feuerwerk selber aber nicht die Laune verdorben.
Am nächsten Morgen haben wir uns dann ebenfalls 2 der zahlreichen Attraktionen gegönnt, nämlich eine Fahrt in das Pool of the Mist (rote Mäntel) und The Journey behind the Falls (gelbe Mäntel). Ein irres Gekreische auf dem Schiff, hautsächich Chinesen, andächtige Bewunderung am Fuß der Fälle. Man wird mit einem Fahrstuhl nach unten auf eine Plattform gefahren und hat dann die donnernden Wassermassen ganz nah. Wir haben für einen Farbtupfer gesorgt, da wir bei Attraktion Nummer 2 wieder die roten Mäntel aus Attraktion Nummer 1 angezogen haben, ein kleiner Beitrag zur Müllvermeidung.
Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis haben wir dann die Rainbow-Bridge überquert und sind wieder in die USA eingereist. Die Fälle haben wir uns von dort nicht mehr angesehen, da man von der USA Seite wirklich nicht annähernd eine so schöne Sicht hat wie von Kanada aus.
Unser Ziel für 2 Übernachtungen war der Four Mile Creek Camp Ground, am Ufer des Ontariosees. Ein sehr schöner, weitläufiger Platz mit ca. 350 Stellplätzen, sehr viele davon ohne Strom und anderer Anschlüsse. Vom Ufer aus hatten wir gestern einen schönen Sonnenuntergang, man kann die Skyline von Toronto sehr schön sehen, also doch noch Toronto!
Heute ist ein Ausruh- und Waschtag. Wir spekulieren noch auf einen Platz gegenüber, der dann direkt am See liegt, aber die Leute machen keine Anstalten, aufzubrechen, obwohl laut Nachfrage der Platz frei werden sollte.











































