17. bis 20. Juli: Mais, Sojabohnen und Thunderstorms

Die Interstate 90 ist in seit einigen Tagen und auch noch die nächsten Tage unser Begleiter. Diese Autobahn ist die nördlichste West-Ost Verbindung in den USA und wurde 1976 fertiggestellt. Auch wenn wir Abstecher nach Norden und nach Süden machen, es geht im Großen und Ganzen immer auf der I-90 nach Osten.

Am Morgen nach dem Hagel führte uns der Weg erst einmal wieder ein Stück durch den Badlands Nationalpark, ein von den Eindrücken her sehr wichtiges Stück. An einigen Stellen kann man dann sehen, dass es sich wirklich um Bad Land handelt, welches schon die indianischen Ureinwohner so genannt haben.

Da, wo wir wieder auf die Magistrale trafen, befindet sich noch ein anderes National Historic Monument: Die Abschusssilos der Minuteman Atomraketen, die in den Zeiten des kalten Krieges zur Abschreckung gegen Russland gerichtet, das Gleichgewicht des Schreckens aufrecht erhalten haben. Die meisten von den Raketen und auch der Silos sind inzwischen vernichtet, aber einige sind immer noch in Betrieb. Die Landschaften South- und Norddakotas eigneten sich besonders gut für die Stationierung, endlose Prairie, wenig besiedelt im Falle eines Angriffs und weit nördlich, da sie nach Russland über den Nordpol geflogen wären.

Ein Museum zeigt die ganze Thematik sehr anschaulich, sehen von der Technik kann man nur etwas mit einer Führung, die aber Wochen im Voraus gebucht werden muss.

Danach gings dann auf die Bahn und es passierte über 250 Kilometer auch nichts, Grasland, soweit das Auge reicht. Das änderte sich erst bei Annäherung an den Missouri etwas, wo es wieder hügeliger und kleinteiliger wurde. Am Himmel sah man schon, dass die Gewitter noch nicht überstanden waren und so waren wir auch nicht sehr überrascht, dass an unserem geplanten Übernachtungsplatz alles ziemlich feucht war. Eine sog. Recreation Area am Ufer des Missouri, bei Chamberlain. Eine große Schotterfläche mit Grünstreifen wo wir gut im Schatten von 2 Bäumen stehen konnten, die Wiese war sehr aufgeweicht. Am Nachmittag kamen dann mehrere Familien und versuchten ihr Glück beim Angeln, mit nur mäßigem Erfolg. Trotz massivem Einsatz von Mückenabwehrmitteln sind wir dann aber doch nach drinnen verschwunden. Gewitter gab es auch wieder, aber nicht direkt über uns.

Am nächsten Tag gings weiter durch South Dakota immer nach Osten. An der Brücke über den Missouri steht eine große Statue aus Stahl-Dignity. An gleicher Stelle liegt der Bezugspunkt aller US-Amerikanischen Landkarten und anderer Navigationsdaten. Eine Tafel weist darauf hin.

Die Landschaft ändert sich, Prärie wechselt zu Farmland. Mais, Sojabohnen, Getreide, riesige Felder, nur vereinzelt sieht man die Silos der Farmen in der Landschaft. Wer bei diesen Feldern auf dem Trecker sitzen muss, ist sicher auch frustriert, wenn er den Rand des Ackers nicht sehen kann! Aber wahrscheinlich läuft da alles sowieso fahrerlos, nur über GPS gesteuert. Zur Abwechslung kamen uns mindestens 100 Corvettes entgegen, möglicherweise irgend eine Ausfahrt eines Corvette Clubs.

Da wir hier, jetzt bereits in Minnesota, ganz nah an der Grenze zu Iowas waren, konnte ich es nicht lassen, einen Schlenker von ca. 25 Meilen Umweg nach Süden zu fahren, nur um auch den Iowa-Aufkleber auf unsere Karte kleben zu können. Jutta hat mir deutlich gesagt, was sie davon hält!

Anlaufpunkt wieder in Minnesota war der Ort Worthington. Warum gerade Worthington? Keine Ahnung, liegt 320 km weiter und hat einen netten City Park mit einem schönen Campground an einem See. Wir kamen an und es war schon wieder alles schwarz um uns rum, wieder Thunderstorms mit Tornadowarnung. Zwischen 2 dunklen Wolkenaufzügen sind wir dann noch einmal um den See herumgeradelt, auch um einen Geldautomaten zu suchen, der hier Gott sei Dank in jedem Laden bzw. Tankstelle rumsteht. Die Temperaturen lagen schon den ganzen Tag bei um die 30 Grad, im Auto mit Klimaanlage kein Problem, aber Aussteigen-nein danke! Da kann ich die Amerikaner dann verstehen, wenn sie es lieber klimatisiert haben. Durch den einsetzenden Regen hat es aber auf erträgliche Temperaturen abgekühlt.

Gestern kamen wir bis La Crosse, schon in Wisconsin, gerade rüber über den „Old Man River“, den Mississippi. Ein mächtig breiter Fluss, aber mit vielen Inseln drin, so dass keine richtig große Wasserfläche erkennbar ist, jedenfalls nicht an dieser Stelle.

Was uns auffiel, mit Überquerung des Mississippi verläßt man den „Wilden Westen“ und kehrt in die Zivilisation zurück. Es wird alles viel ordentlicher, gepflegter. Nicht mehr so viele Schrotthaufen auf den Grundstücken, in den Wohngebieten die Grundstücke und Häuser gepflegt. Und wir sind wieder in ALDI-Land! Der erste ALDI, durch großes Schild an der Autobahn angekündigt, war noch im Bau, aber der nächste war unserer: Kleine Gewürzgurken im Glas und SCHWARZBROT!!! Das Abendbrot war gerettet!

Die Wetteraussichten waren geprägt von schlechten Nachrichten, eine Gewitterzelle mit Tornadowarnung jagte die nächste. Wo also hin, in Oshkosh sind wir erst für den 22. Juli auf dem Campingplatz angemeldet? Die Entscheidung viel auf einen Campground in einem Veterans Park, schön am La Cross River. Als wir auf den Platz kamen und fragten, sagte man uns, dass man dabei sei, den Platz wegen Überflutungsgefahr zu evakuieren. So ein Mist! Also zurück nach La Crosse, zu Walmart auf den Parkplatz. Dort fanden wir auch ein lauschiges Plätzchen. Allerdings betrug die Außentemperatur 33 Grad bei 98% Luftfeuchtigkeit, was uns schon in Ruhe den Schweiß aus allen Poren trieb. Leider weht kein Lüftchen und die Temperatur sank auch gegen Abend nicht. Im Auto 32 Grad, außen auch. Und zu allem Überfluss auch noch jede Menge winzig kleiner Fliegen, die durch jedes Mückengitter durchkamen. Unser schöner Lüfter, der von außen kühle Luft in Oigen blasen sollte, transportierte leider nur kleine Fliegen hinein. Vor lauter Verzweiflung habe ich dann im Walmart einen Autolüfter gekauft mit 12V Anschluss, der aber nur am Zigarettenanzünder anzuschließen war. Der allerdings braucht eingeschaltete Zündung, also auch nichts für die Nacht.

So haben wir also die schrecklichste Nacht verbracht, die wir beide je erlebt haben. Schwitzend im Bett, kaum schlafend! Na, auch diese Nacht ging vorüber!

Heute sind wir noch 150 Kilometer weiter an den Petenwell Lake. Auf diesem Campground, mehr ein Platz für Dauercamper, bleiben wir jetzt mal bis Montag. Unser Stellplatz liegt direkt am Seeufer, die Gewitterzellen sind jetzt durch, und eben hat auch schon mal die Sonne durchgeguckt. Morgen wird sicher sehr schön.

P.S. Gerade hat uns die Sonne mit einem herrlichen Untergang für die vergangenen Tage belohnt.

P.P.S: Was für die Flieger unter den Lesern: Habe heute schon mal in den Live-YouTube Kanal von Oshkosh hereingeschaut. Auch dort kamen die Gewitter durch, der große Auftrieb mit Massenanflügen blieb heute aus, wird wohl dann morgen stattfinden.

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