5. bis 7. Juli: Auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark

Endlich wieder ein WiFi, da kann ich heute bei Walmart mal die Berichte der letzten Tage hochladen, Ihr wartet sicherlich schon ganz gespannt!

Heute mussten wir mal ein bisschen Strecke machen, auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark liegen keine „Must Sees“ und es ist ein ganzes Stück. Der Weg von Choteaux nach Süden führte und dann wieder durch die grasbewachsene Hügellandschaft Montanas. Das heißt hügelig ist es eigentlich gar nicht, sondern es sind verschiedene Ebenen über die man kommt, immer wieder mit Aufstiegen auf die nächste Ebene, dann wieder Abstieg. Da kommen dann auch mal 100 Meter oder mehr zusammen. Eine sehr interessante Landschaft, sehr dünn besiedelt, alle paar Kilometer mal eine Ranch oder eine Straße mit einem Briefkasten. Da weiß man dann, da irgendwo wohnt noch jemand.

Nach dem Passieren der Hauptstadt Montanas, Helena, immerhin 100.000 Einwohner, erreichten wir Butte, eine Bergbaustadt, wo wir einen Walmart angelaufen haben, um die Vorräte aufzufüllen. In Butte wird hauptsächlich Kupfer abgebaut, früher unter Tage, heute im Tagebau. An einer Seite der Stadt fehlt auf einer Länge von mehreren Kilometer der halbe Berg, sieht nicht so berauschend aus.

Wir haben uns dann entschlossen, die alte Westernstadt Victoria City zu besuchen. Diese Stadt war vor Helena die Hauptstadt Montanas, als das noch kein Staat sondern „nur“ Territory war. Das war die Zeit, als in den Pionierstädten der Frontier das Gesetz des Stärkeren galt und keine reguläre Staatsmacht für Ordnung sorgte. Die Straße die nach Virginia City führt wird auch Vigilante Road genannt. Das heisst so viel wie wachsam und deutet auf die Entstehung der Bürgerwehren hin, die in dieser Zeit für Ordnung sorgten. Die Straße ist mit dem Symbol 3-7-77 gekennzeichnet, das auch heute noch die Street Patrol von Montana in ihrem Wappen trägt. Dieses Symbol heftete man in früheren Zeiten an die Häuser oder Zelte von unerwünschten Personen, sozusagen als Warnung und Aufforderung, die Gegend zu verlassen. Was dieses Symbol bedeutet, weiß heute keiner mehr, es gibt sehr viele Interpretationen, eine davon: Es handelt sich um die Abmaße eines Grabes: 3 Fuss breit, 7 Fuss lang, 77 iches tief!

Noch waren wir aber nicht da, die Fahrt ging durch herrliche Täler, die bemerkenswert von hohen Gipfeln glatt ohne Zwischengipfel in eine sanfte Ebene übergehen. Sah bei schönstem Wetter nach einem Gewitterguss sehr schön aus. Übernachtet haben wir in einem kleinen RV-Park an einem ehemaligen Baggersee, sehr freundliche Leute.

Am 6. Juli dann also Virginia City. In den 1940 Jahren erkannte man, dass die Stadt in weiten Teilen noch so aussah, wie 1860 und es ist der initiative eines Ehepaar zu verdanken, dass nach und nach die alten Häuser vom endgültigen Verfall gerettet werden konnten. Die Häuser sind teilweise so ausgestattet wie zu der Zeit, man kann in manche hinein, in manchen sind Läden und Bars. Der Zustand der so geretteten Häuser ist allerding erbarmungswürdig. Selbst die museal ausgestatteten Häuser sehen aus wie auf der Müllkippe, alles verdreckt, verstaubt, die Dächer zum Teil kaputt. Ein Jammer, wenn nichts geschieht, werden sie wohl doch zerfallen. Aber vielleicht soll das so sein? Ist natürlich alles privat finanziert, vielleicht liegt es daran, dass keine öffentlichen Gelder fließen. Auf jeden Fall ein schöner Besuch.

Übernachtung im weiteren Verlauf der Weges Richtung Yellowstone auf einem Campingplatz des Land Managements, sehr einfach, aber wunderbar gelegen. Wir haben abends immer auf den Bären gewartet, aber leider kam er nicht.

Heute legten wir also dann das letzte Stück in den Yellowstone zurück. Bis West Yellowstone, dem Eingang zum Park, waren es nur noch 50 km. Der Park wird erschlossen durch 140 Meilen Straße, die ungefähr wie eine große Acht aussehen. In der Mitte kamen wir rein und sind dann die obere Schleife abgefahren. Diverse Halte bei blubbernden Geysieren und dampfenden Löchern. Alles wunderbar und sehr beeindruckend. Man kann es gar nicht so richtig beschreiben. In der Nordschleife sind jetzt nicht so viele Geysire, die kommen morgen, aber die Landschaft ist sehr schön. Immer mal wieder weite freie Flächen mit Büschen und Gras, das ganze zwischen 2000 und 2700 Meter Höhe. Immer schweift der Blick nach links und rechts, wo ist der Bär oder der Bison? Bären sahen wir tatsächlich 3 Stück, einmal Grizzly, einmal einen großen Schwarzbären und einige hundert Meter weiter dann noch einen jungen Schwarzbären. Man merkt es, wenn der Verkehr stockt, da muss was sein! Am nördlichen Punkt in Mammoth Hot Springs, gibt es große Sinterterrassen. Leider konnten wir mit Oigen einen Rundweg nicht befahren, aber das ganze hat auch sehr an Glanz verloren, da das Wasser weniger geworden ist und die Terrassen eigentlich nicht mehr beeindrucken. Sie liegen zum größten Teil trocken da und sehen eher schmutzig aus. Wer Pamukkale in der Türkei kennt, der zuckt nur mit den Schultern.

Übernachtet haben wir ja im Canyon Campground, nahe am Yellowstone River Canyon, von dem wir heute schon ein kleines Eckchen gesehen haben. Morgen geht es aber richtig los, da fahren wir weiter in den Park hinein.

3. und 4. Juli: Ganz im Zeichen des Independence Days

Während ich das schreibe, knallt es um uns rum immer wieder. An den Straßen im Land wird überall Fireworks verkauft und offensichtlich auch viel gekauft. Was jetzt noch zum zünftigen 4th of July fehlt ist das große Feuerwerk, das findet aber erst im Dunkeln statt. Aber von Anfang an.

Am 3. Juli waren wir also bei den diversen Feierlichkeiten in Choteau, hier gesprochen Schodo. Morgens haben wir es ruhig angehen lassen, ausschlafen war angesagt. Das Wetter hatte sich berappelt, der Himmel war blankgeputzt. Im Stadtpark, in dem wir ja unseren Oigen auf dem Campground abgestellt haben, fand eine Art Bürgerfest statt, mit Kunsthandwerkermarkt, Blasmusikkonzert, Hindernislauf, Entenrennen, Hot Dog und Burger-Verkauf usw.

Beim Entenrennen habe ich mitgemacht, beim Hindernislauf nicht. Du kaufst ein Los mit einer Nummer drauf. Wir hatten die Nummer 729. Diese Nummer steht dann auf einer kleinen Plastikente. Es werden in mehreren Losen die Enten am einen Ende des Stadtparks in den Bach geworfen, am anderen Ende ist eine Sperre mit Trichter, wo die schnellsten Enten aufgesammelt und die Nummern notiert werden. Die schnellsten Enten der 3 Durchgänge treten dann in einem Endlauf noch einmal gegen einander an. Immerhin Hauptgewinn 400$! Leider war unsere Ente nicht dabei, ein Riesenspaß für Jung und Alt war es allemal.

Der Hindernislauf führte ziemlich durch Gelände um den Stadtpark und dann zum Schluss durch den Bach. Am Ende stand noch Sackhüpfen auf dem Programm. Teilnehmer von 5 Jahre bis 75, alle sahen am Ende aber ganz schön abgekämpft aus.

Anschließend fand ein Brauerfest statt mit Lifemusik, leider fing es dann doch an wieder zu regnen, begleitet von einem kalten Wind. Die Band wurde dann auch kurzfristig in den Bürgerpavillion verlegt, später, nachdem der Regen wieder vorbei war, spielten sie wieder draußen. Wir konnten die Musik gut hören von unserem Stellpatz aus.

Abends gabs auf dem Rodeogelände ein Lifekonzert von einem gebürtigen Monatanaer: Tim Montana mit seiner Band. Erst dachten wir, hoppla, ist ja Hard Rock, wurde dann aber ganz gut, Country war es aber dann doch nicht! Das Konzert ging bis um ca. 11 Uhr, im Ort wurde noch heftig weiter musiziert, was wir allerdings erst gemerkt haben, als wir schon im Bett lagen. Begleitet von zahlreichen Böllerschüssen fanden wir dann doch in den Schlaf

Am Morgen des 4. Juli mussten wir wieder ein bisschen früher aufstehen, die Parade fing um 10 Uhr an. Wir würden Umzug sagen, alle möglichen Vereine und Geschäfte mit Wagen aller Art, hauptsächlich Fahrzeuge, Trecker, Mähdrescher, Oldtimer usw. Teilweise aber auch Themenwagen, immer sehr patriotisch geprägt. Alles in Allem ein großer Spaß für Jung und Alt.

Anschließend Picknick im Park. Frittierte Steaks als Spezialität. Jede Menge Leute brachten Essen mit und es war ein lustiges Treiben. Wir hatten auch unsere Klappstühle mit gebracht und haben uns unters Volk gemischt.

Um 2 Uhr dann das Rodeo. Volle Tribüne, ganz schön eng. Zu Anfang jeder Veranstaltung, so auch gestern zu dem Konzert, wird die Nationalhymne gespielt, ein Mädchen singt die Hymne, alle stehen auf und nehmen die Hüte und Mützen ab, Hand aufs Herz! Irgendwie läuft einem da schon ein Schauer über den Rücken. Da dieses Rodeo von der American Legion veranstaltet wurde, der Verteranenvereinigung, gab‘s noch einen Film auf der Videoleinwand zur Geschichte der Legion, es ist nämlich der 100. Geburtstag dieses Jahr.

Dann gings mit dem Rodeo los. In schneller Folge die verschiedenen Wettbewerbe. Von Bareback Rinding (sich auf wildem Pferd halten ohne Sattel), über Steer Wrestling (vom Pferd auf ein Rind springen und es an den Hörner packen und umwerfen) und Bull-Riding (auf einem Stier reiten, nur mit einem Strick zum Festhalten) war alles dabei. Ein tolles Erlebnis, wir haben uns gefragt: “Wer treibt die Menschen dazu, sich in diese Gefahr zu begeben?“ Auf jeden Fall waren es 2 Stunden tolle Action.

Das Feuerwerk ist um 10 Uhr, dann werden wir wieder unsere Klappstühle nehmen und uns in Position setzen. Wir haben von hier wunderbaren Blick auf das Geschehen.

Nachtrag zum Feuerwerk: Es hat eine Weile gedauert, bis wir das offizielle Feuerwerk entdeckt haben. Es wird nämlich um uns rum nicht nur geballert, sondern es werden auch überall Raketen gezündet. Aber das professionelle war schon sehr schön, allerdings haben wir schon besseres gesehen, aber wir sind ja hier auch in nicht in Berlin, sondern in der Provinz von Montana. Zum Schluss hat es dann mal wieder angefangen zu regnen, pünktlich zum Schluss. Mal sehen, wann der Böllerkrieg um uns rum zu Ende ist.

2. Juli: Durch die Rocky Mountain Front nach Choteau

Von West Glacier geht der Weg südlich des Glacier Nationalparks herum nach Osten. Der Highway 2 überquert dabei die Continental Divide, die Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik bzw. Golf von Mexico. Das passiert am Marias Pass, ca. 1750 Meter hoch gelegen.

Die selbe Passhöhe muss auch die Eisenbahn überqueren, die uns schon im Glacier Park auf dem Campingplatz mit ihrem übermäßigem Gebrauch der Hupe begleitet hat. Die Great Northern Railway verbindet Chicago mit dem Nordwesten und wurde in der 90er Jahren des 19. Jahrhunderts fertiggestellt. Es fahren hauptsächlich lange Güterzüge mit 6 Diesellokomotiven, 2 vorne, 2 in der Mitte und 2 hinten über die teils eingleisige, teils 2-gleisige Strecke. Außer den Güterzügen, sie transportieren Schüttgut und Öl, ich denke mal Kohle oder ähnliches, fahren auch ein Personenzug, der Empire Builder einmal täglich. Ein Zug aus den 50er Jahren, immer mal wieder modernisiert, mit großen Panoramafenstern, Schlafwagen und allem Drum und Dran. Er legt die Strecke von Chicago nach Seattle in 45 Stunden zurück. Wir konnten ihn auf der Fahrt hinauf den erwähnten Marias Pass überholen (!). Den Berg hinauf fuhr er vielleicht 60km/h.

Nach der Überquerung des Gebirges, ja es sind die Rocky Mountains, geht die Landschaft in eine Graslandschaft über. Eine hügelige endlose wellige Ebene, kein Baum weit und breit, nur Gras. Hier und da mal eine Rinderherde und ein paar verstreute Gehöfte, sonst nichts als Weite. Eine sehr faszinierende Landschaft. Man kann verstehen, warum Montana The Big Sky State genannt wird. So groß wie Deutschland und nur etwa 1 Million Einwohner.

Die Strecke führt dann nach Süden, die Gegend heißt Rocky Mountains Front. Die Straße folgt den Handelswegen entlang der Rockies auf der Ostseite von Nord nach Süd, die schon von den Indianern vor der Ankunft des weißen Mannes benutzt wurden.

Wir hatten vor, im kleinen Ort Choteau zu übernachten, es gibt hier einen kleinen Campground in City Park. Als wir ankamen, war noch nicht viel belegt, schöne Plätze am Fluss unter Bäumen. Da wir relativ früh da waren, machten wir mit den Fahrrädern noch eine kleine Erkundungstour durch den Ort. Eine Main Avenue, ev. 2 km lang, links und rechte Häuser und ein bisschen drum rum, das wars, Einwohnerzahl ca. 1700. Was wir aber bei unserer Tour bemerkt haben, zum 4. Juli ist hier richtig was los! Es findet ein Rodeo statt und am 3. Juli ein Country and Western Konzert im Stadtpark, sozusagen gleich um die Ecke. Eine Parade gibt am 4. Juli auch noch, da haben wir uns entschlossen, diese 2 Tage hier zu verbringen. Die Karten fürs Rodeo haben wir gekauft, jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. Das hat heute Abend etwas geschwächelt, es hat ca. 2 Stunden geregnet, aber am Horizont war es schon wieder hell zu sehen. Nachts wird es immer doch recht kalt, ca. 13 Grad, ist aber für Anfang Juli normal, außerdem sind wir hier 1300 Meter hoch!

Ach ja, by the way: Heute das erste mit selbst gezüchtetem Sauerteig gebackene Brot hergestellt, sieht vielversprechend aus!

Bis morgen!

29. Juni bis 1. Juli: Der Glacier Nationalpark

Von unserem letzten Stellpatz in der Nähe der Bison Range war es nur eine relativ kurze Strecke vorbei am Flathead Lake bis in den Glacier Nationalpark. Eine sehr schöne Fahrt, da immer schön die Berge im Hintergrund, vorne der See. Leider erwischte uns ein Stein aus den Reifen eines Vordermannes, sodass wir jetzt einen fetten Steinschlag-Schaden in der Scheibe haben. Mal sehen, wie wir den repariert bekommen.

Der Glacier Nationalpark wird von allen Amerikanern wärmstens empfohlen: Awsome! usw. Im Nationalpark gibt es mehrere Campgrounds, der größte von ihnen liegt gleich am Westeingang und kann nicht reserviert werden, First come-First serve! Also haben wir uns nicht allzu viel Zeit gelassen, wie sich aber herausstellte doch zu viel! Alles voll! In einem Gespräch mit einem Camp-Host wurde klar, die einzige Chance, einen Platz zu bekommen, ist früh so gegen 7:30 (Schluck!) zu kommen, und zu schauen, wer abreist. Die Nacht müssten wir also auf einem Campground weiter weg verbringen. Wir fanden dann auch was, ein Platz eigentlich für ein Zelt, aber ausreichend.

Am nächsten Morgen dann ab zum Apgar Campground. Hat auch wunderbar geklappt, allerdings keine halbe Stunde zu früh!

Auf der Sitzgruppe, die ja immer auf allem Campgrounds stehen, empfing uns ein Schild, dass uns auf die Bärengefahr und das richtige Verhalten ihnen gegenüber hinwiess. Hm…

So, der Tag war dann ja lang, er begann ja schon sehr früh. Wir haben eine kleine Fahrradtour gemacht und auf der Rückfahrt den Fliegenfischern im nahen Fluss zugesehen und versucht, ihr Geheimnis zu ergründen. Sie waren aber alle ausnahmslos erfolglos! Aber sie gaben ein schönes Fotomotiv. Der Zeltplatz liegt am Lake Mac Donald, im Hintergrund die Berge. Ja, ich muss es jetzt mal so sagen: Das Alpenvorland mit dem Wettersteingebirge im Hintergrund ist schon fast genau so. Die Berge sind so um die 2600 m hoch, die Täler bis weit hinauf bewaldet, oben Schneereste. Einige davon sicher Gletscherreste, aber wer mal auf dem Zugspitzplatt war oder den Rhonegletscher gesehen hat, der weiß, wie ein Gletscher auch heute noch auszusehen hat. Die hier sind richtig süß, sie werden natürlich auch immer kleiner!

Nach der Fahrradtour bin ich für eine Stunde mit einem kleinen Kajak mal auf dem See umhergepaddelt, geht auf die Dauer dann auch auf die Handgelenke, hat aber viel Spaß gemacht, auf dem glasklaren Wasser rumzufahren. Abends gabs mal wieder ein Steak vom Grill und danach Campfire. Beim Gang zur Dusche trafen wir ein Schweizer Ehepaar mit einem kleineren Wohnmobil als Oigen, die haben ihre Tour von 3 Jahren mit einer Verschiffung nach Montevideo begonnen und sind jetzt in den USA angekommen. 8 Monate Reisen und 4 Monate Schweiz. Das Auto bleibt immer im jeweiligen Land stehen.

Abends um 10 gab es dann noch eine Sterneguck-Aktion des Parks. Findet jeden Tag statt während dieser Woche. Eine Gruppe Hobbyastronomen bauen auf dem Parkplatz des Besucherzentrums einige ordentliche Teleskope auf, und man kann dann Sternenebel, Planeten und Galaxien beobachten. Jupiter und 4 Monde, sieht man mit dem Feldstecher nicht! Aber so richtig dunkel war es um 11:30 immer noch nicht, also mit Milchstraße und so war es dann leider nichts, zumal Wolken aufzogen.

Heute also, am 1. Juli beginnt der Shuttle-Service die „Going To The Sun Road“ entlang, bis auf die Passhöhe des Logan Pass und auf der Ostseite wieder runter zum Osteingang des Parks. Diese Straße, ca. 50 Meilen lang, wurde im Rahmen des New Deals in den 30 er Jahren erbaut, als während der großen Depression so viele Menschen arbeitslos waren. Die Straße ist relativ schmal und kurvenreich, so dass Fahrzeuge über 21 Fuß Länge sie nicht befahren dürfen. Eine der Attraktionen an dieser Straße ist eine, relativ harmlose, Haarnadelkurve, hier The Loop genannt. Die sollten mal das Stilfser Joch hochfahren mit -zig Serpentinen und Haarnadelkurven! Alles in allem aber doch ganz spektakulär.

Oben auf der Passhöhe (2100 m hoch) gehen dann einige Wanderwege ab, einen sind wir auch ein Stück gelaufen, er führte aber doch recht gut bergauf und das zum Teil noch über Schneefelder, auf denen es sich nicht so angenehm ging. Aber es war sehr schön, auch relativ warm, mit einer schönen Sicht auf die umgebenden Berge. Für einen Fernblick über alle Gipfel hat die Höhe leider nicht gereicht.

Mit dem Shuttle in der Größe eines Mercedes Sprinter mit 12 Fahrgästen gings wieder zurück, jede Strecke dauert ca. 1,5 Stunden.  Als wir an der Haltestelle warteten, kam ein Ranger-Fahrzeug und hielt. Ihm entstieg ein bis über die Zähne bewaffnetet Ranger, mit Patronengürtel und Pumpgun! Auf die Frage, was denn los sei, kam die lapidare Antwort: Bear! Er verschwand im Visitors Center. Als der Bus dann losgefahren war, sahen wir ihn an der Straße stehen und ein Wiesen-Waldstück beobachten, mit der Knarre in Bereitschaft. Also das mit den Bären scheint eine reale Gefahr zu sein, viele Wanderer, die sich in einsames Gelände begeben, haben Bärenspray (Pfeffer) dabei, gibts hier überall zu kaufen.

Wieder unten, gabs zu Belohnung im einzigen Restaurant im Village einen schönen Burger bzw. Fish and Chips, wirklich sehr lecker!

Morgen werden wir uns in Richtung Great Falls aufmachen, um dort mal eine Parade zum 4.Juli zu sehen. Independence Day! Die ganze Woche ist eine Holiday-Week, mal sehen, wo wir unterkommen. Es sind viele Amerikaner im Urlaub!

Durch die vielen Übernachtungen ohne Strom (3 Stück) und unseren momentanen Stellpatz im Wald unter Bäumen, sind unsere Batterien schon recht leergesaugt, Kaffee mit Nespresso Maschine ist nicht mehr, es wird gebrüht! Auch deshalb müssen wir wieder on the Road! Bis bald!

 

26. bis 28. Juni: Missoula, die Firefighter und Bisons

Viele von Euch werden sich schon gefragt haben: „Was haben die bloß mit Missoula? Wo ist das denn und was ist denn da?“

Berechtigte Frage. Anfang der 90er Jahre gab es einen Spielfilm von Steven Spielberg: Always. Dabei geht es um eine rührende Geschichte, in der es um einen Piloten geht, der Löschflugzeuge zur Waldbrandbekämpfung fliegt. Der Film spielt in Missoula, da hier das Amerikanische Zentrum zur Ausbildung und Forschung bezüglich Waldbrandbekämpfung ist.

Als ich bei der Reiseplanung mit dem Finger über der Landkarte von den kanadische Rockies um Banff zum Yellowstone Nationalpark fuhr, kam ich in Missoula, Montana vorbei und da fiel mir der Film wieder ein mit dem Gedanken: Da gibt’s bestimmt ein Museum, das will ich sehen!

Die Fahrt nach Missoula war wenig spektakulär, es geht immer die Interstate 90 entlang, die Landschaft: Typ deutsches Mittelgebirge. Ein Zwischenstopp bei Cataldo musste sein: Der Old Mission State Park. Eine Missionsstation aus dem 19. Jahrhundert, die Kirche aus Holz und das älteste Gebäude in Idaho. Ein hübscher Park drum herum mit Picknickecken und Grills.

Erst an der Grenze zu Montana überquerten wir die Bitterroot Range, immerhin über einen Pass von 1200 Meter Höhe, den Lookout Pass. Autobahn und Eisenbahn zwängen sich in ein enges Tal, ganz beeindruckend. In Richtung Missoula weitet sich das Tal zu einer breiten, mit Hügeln durchzogenen Ebene. Übernachtung in Missoula mal wieder ein Walmart Parkplatz. Hier standen Schilder: No Overnight Parking, sonst: Abschleppen! Ich habe dann andere gefragt, die dort schon standen und die sagten mir, dass man am Infoschalter einfach fragen soll und man sich dann in eine Kladde einträgt und gut ist. So wars dann auch!

Das besagte Museum gibt’s zwar, war aber eine Enttäuschung, da es nur aus 3 Räumen besteht, nichts was man gesehen haben muss. Aber zum Museum gehört ein Flugzeughangar mit einigen schönen alten Flugzeugen, was wir uns natürlich auch angesehen haben. Als dort bekannt wurde, dass wir aus Deutschland sind, wurde uns gleich stolz erzählt, dass die DC3 von hier, die Miss Montana, just am vergangenen Montag von ihrer großen Reise in die Normandie zum 75. Jährigen Jubiläum der Landung der Alliierten und zum 70 jährigen Jubiläum der Berliner Luftbrücke wohlbehalten wieder in Missoula angekommen sei. Man hat uns stolz die Maschine gezeigt und das Leid geklagt, dass es nicht möglich gewesen sei, in Berlin zu landen, sie meinten wohl in Tempelhof. Ist auch durch die (berliner) Presse gegangen, wir hatten davon nichts mitbekommen. Der Pilot hat uns dann ein kleines Fallschirmchen aus einem Taschentuch mit angehängtem Candy geschenkt, so wie es von 70 Jahren auch abgeworfen wurde. Sie durften es diesmal nicht abwerfen!

 

Die Nacht haben wir ganz in der Nähe von Missoula in einem RV Park verbracht, es musste mal wieder gewaschen werden. 4 Maschinen wurden beschäftigt und so ist dann der Nachmittag auch rum. Das Wetter ist sehr eigenartig. Mal scheint herrlich die Sonne, die Luft kristallkar, Temperatur 24 Grad, mit wilden Wolkenformationen am Himmel. Eine halbe Stunde später kommt ein Gewitter, man sieht den nächsten Hügel nicht mehr, es fällt aber nicht viel Regen, die Temperaturen gehen stark zürück, morgens sind es meist 13 Grad!

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der National Bison Range, einem Schutzgebiet für Bisons, 50 km nördlich von Missoula. Hier haben seinerzeit die letzten 100(!) Bisons in Nordamerika überlebt, der weiße Mann hat es geschafft innerhalb von 22 Jahren, den gesamten Bestand von zig Millionen Tieren zu vernichten! Eine Glanzleistung! Nun werden die Bestände überall in USA wieder gepäppelt, die Gesamtzahlen weiß ich nicht, aber hier in der Bison Range sollen 500 Tier leben.

Die Schotterstraße führt über ca. 20 Meilen teilweise steil den Berg rauf und wieder runter. Wald wechselt mit Wiesen ab und wenn man Glück hat, kann man Bisons sehen. Wir hatten Glück! Eine ganze Herde stand auf einmal vor uns, teilweise versperrten die Tiere den Weg, es waren kleine Kälber und auch ganz schön dicke Brummer dabei. Ein toller Anblick! Nach ein paar weiteren Kurven, wer hätte das gedacht: Ein Grizzly! Zwar nur aus ca. 300 Meter Entfernung aber deutlich zu sehen. Leider trollte er sich dann über einen Abhang aus dem Sichtbereich der Straße. Wir haben für die Strecke über 3 Stunden gebraucht, immer nur mit höchstens 10 km, es war wundervoll! Das Wetter bedeckt aber warm, teilweise hat auch die Sonne geschienen. Ein ganz toller Tag!

Die heutige Übernachtung wieder ein RV Park, es gibt in der Gegend nicht anderes. Nach der Schotterstraße sah Oigen wieder aus wie Sau und so haben wir ihn diesmal an einer Selbstwaschanlage gewaschen. Sehr viel preiswerter und fast genau so sauber. Das Wifi ist hier auch o.k., Tatortmäßig sind wir wieder auf Stand!

Morgen fahren wir dann zum Glacier Nationalpark auf einen Campground, der nicht reserviert werden kann, also werden wir rechtzeitig aufbrechen müssen. Dort werden wir dann das Wochenende verbringen, am Montag dem 1.Juli beginnt in dem Park dann der Shuttle Service über die „Going to the Sun Road“, die wir leider mit Oigen wegen der Größe nicht befahren können. Wir werden weiter berichten!