18. Juni: Uns treibt‘s doch nach Norden

Unsere Planung heute Morgen war ja noch, von Seattle nach Osten über die Kaskade Range zu fahren. Unsere letzte Info bzgl. des Wetters war einigermaßen deprimierend, was Kanada und die Rockies betrifft, so dass wir auch wegen der gewonnenen Zeit Kanada vom Reiseplan gestrichen haben. Da aber die in Frage kommende Straße nach Osten noch nördlich von Seattle, kurz vor der Grenze zu Kanada nach Osten abzweigt, haben wir uns dann entschlossen, zunächst als Tagesziel Anacortes auszuwählen. Das liegt auf einer Insel kurz vor Kanada und ist per Landweg zu erreichen. Von Dort fahren auch Fähren nach Vancouver Island ab…

Unterwegs hat Jutta mal recherchiert, wo denn eine LKW bzw. Wohnmobilwaschanlage zu finden sei, denn Oigen sieht dermaßen versaut aus, dass man sich schon gar nicht mehr traut, irgendwo hin zu fassen. Was ein Zufall, genau da, wo wir uns entscheiden müssen, liegt eine Waschanlage. Muss man sich nicht so vorstellen wie bei uns, hier werden Autos im allgemeinen mit der Hand gewaschen, nix mit Textilwaschanlage und automatisch. Wir also dorthin, einige LKW vor uns, Wartezeit ca. 1 Stunde, o.k, das machen wir. Noch Fotos gemacht vom Zustand vorher, damit wir auch die Verbesserung dokumentieren können.

Als wir dran waren, haben sich 4 Männer, bewaffnet mit Hochdruckreiniger und Bürsten, über unseren Oigen hergemacht. Nach einer viertel Stunde war alles erledigt, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Motto: „Schützet eure Augen!“, so hell strahlt Oigen jetzt wieder!

Gegenüber war ein großes Gelände eines Wohnmobilhändlers, am Zaun stand ein RV einer Größe, die wir und auch so vorstellen könnten, vollintegriert mit einem Slideout. Ich habe dann gefragt, ob wir uns das Auto mal von innen ansehen können, nur um mal zu sehen, wie das so ist mit einem Slideout bei einem Womo dieser Größe. Man war sehr freundlich und hat uns gleich mit einem Golfcart (zu Fuß, igitt) zum dem betreffenden Auto gefahren. Der Händler war sehr freundlich und wir haben uns prima über die Vor- und Nachteile von großen Womo unterhalten.  Das Womo war dann ganz interessant, für amerikanische Verhältnisse schlicht im Design, aber auch sehr funktional. Der Slideout ist dann im Wohnbereich, ein 2 sitziges Sofa, was dann quer zur Fahrtrichtung einen halben Meter nach außen gleitet und im Innenraum schon sehr viel Platz bietet.

Nach dieser Besichtigung hat uns dann der freundliche Händler noch ein WoMo der Premiumklasse gezeigt, 40 Fuß lang, Kostenpunkt 350.000$. 4 Slideouts! Uns hat dann der Schlag getroffen. Mal abgesehen davon, dass die Innenausstattung genau dem amerikanischen Geschmack entsprach, Gelsenkirchner Barock wohin das Auge reicht, es war einfach riesengroß! Elektrische Kamin, Monsterkühlschrank wie aus dem Film, Waschmaschine und Trockner übereinander, Queensize Bett, riesiges Bad, siehe Fotos! Viele verkaufen wohl ihr Haus und leben dann in so einem Womo. Bei dem Platzangebot auch kein Problem.

Danach gings dann ab nach Anacortes, auf einen Campingplatz im Washington State Park. Mitten im Wald, sehr idyllisch gelegen. Da wir so gegen 4 Uhr hier waren, sind wir noch einmal an den Strand gegangen und haben den Blick über das Meer und die vorgelagerten Inseln schweifen lassen. Sehr schön, in der Ferne meinten wir, wieder einen Wal atmen zu sehen, mehrfach! Aber es war weit weg, das Fernglas hat man dann natürlich nie dabei!

Die vorüberfahrende Fähre nach Sydney auf Vancouver Island hat uns dann wieder grübeln lassen, ob wir nicht doch noch rüber sollen…

Die aktuelle Planung heute Abend: Wenn das Wetter morgen nicht ganz schlimm ist, dann machen wir es.

Der Abend klang aus mit einem leckeren Abendessen und Lagerfeuer inclusive gerösteten Marshmallows, diesmal auch zwischen den Cräckern. Schmecht gar nicht so schlecht…

17. Juni: Seattle, aber schlaflos?

Nein, kein Problem, geschlafen haben wir ganz prima, jedenfalls bis und der Wecker schon um 7(!) geweckt hat. Wir wollten uns Seattle gründlich ansehen, alle Welt schwärmt davon. Außerdem mussten wir Oigen noch umparken, da der schöne Stellplatz mit freier Sicht auf den See heute schon vergeben war.

Wie gestern schon erwähnt, stellt das Erreichen von Downtown Seattle von unserem Campingplatz ein kleines Problem dar. Es gibt einen Expressbus, der in die Stadt fährt, aber zu dessen Haltestelle an der Autobahn fährt von hier aus nichts. Also mussten wir mit dem Taxi, sprich Uber erst einmal dorthin. Wie immer, klappte das ganz prima. Dann im Bus gings auch recht flott über die Autobahn in die City. An der Endstation ausgestiegen und ein paar Blocks weiter standen wir dann vor der berühmten Space Needle, dessen oberes Ende sich in Wolken hüllte! Also haben wir zunächst einen Kaffee gertrunken und dann beschlossen, mit der Monorail an die Waterfront bzw. ins Shoppingviertel zu fahren. Ein schon etwas betagtes Verkehrsmittel, wohl aus den 60er oder 70er Jahren, fährt ohne Halt eine Strecke von vielleicht 2 Kilometer auf einer Beton-Stelzenbahn durch die Stadt.

Dort sind wir durch die Straßen und Geschäfte in Richtung Waterfront geschlendert, immer den Himmel im Blick, ob er sich denn noch aufklart. An der Waterfront reißt man gerade eine mehrspurige Autobahn auf Stelzen ab, es gibt inzwischen einen Tunnel. Dadurch gewinnt der Stadtteil natürlich ungemein. Nach einigem Suchen gönnten wir uns in einem Seafood-Restaurant einen kleinen Lunch aus Krabbenfleisch und Schrimps, in der Sonne (!) auf der Terrasse sitzend- sehr schön mit Blick über den Puget-Sound.

Wir waren keine 10 Minuten wieder los, da fiel mir ein, dass ich meine Visa Karte nicht wieder eingesteckt hatte. Also schnurstracks zurück, man hatte sie schon sichergestellt! Puh, gerade noch mal gut gegangen. Scheint aber nicht selten zu passieren.

In der Nähe steht das Columbia Center, ein 75-stöckiges Hochhaus. Man kann bis in den 40. Stock in ein Starbucks-Kaffee hochfahren, und von dort die Aussicht bewundern. Seattle liegt wirklich wunderschön!

Die Rückfahrt im Bus zog sich staubedingt etwas hin, von der Haltestelle an der Autobahn brachte uns wieder ein Uber-Taxi zum Vasa Park. Dort hatten wir ein interessantes Gespräch mit unserem jüdischen Nachbarn über Gott und die Welt (im wahrsten Sinne des Wortes) und das Auftreten der USA in der Weltpolitik, er war auch schon etwas angetrunken. Er hat jetzt eine bessere Meinung von Deutschland und den Deutschen.

Auch wurden wir, wie schon so oft, auf unsere deutsche Nummer angesprochen, von einem älteren Ehepaar, er in Schlesien geboren, nach Westen geflohen und nach dem Krieg nach USA emigriert. Interessante Gespräche sind das meistens, man merkt, wie viele deutsche Wurzeln haben oder mal in Deutschland bei der Army waren.

Dass Kanada aus der Reiseplanung gestrichen wurde, habe ich glaube gestern schon erwähnt. Wir werden uns morgen in Richtung Mount Rainier begeben, wie es dann weiter geht, werdet ihr zu gegebener Zeit erfahren.

15. und 16. Juni: Die nordwestliche Ecke wird erreicht

Heute verlassen wir den Staat Oregon und erreichen die nordwestlichste Ecke der Vereinigten Staaten (wenn man Alaska nicht mitrechnet).

Von unserem Campground in Vernonia fahren wir durch hügeliges Gelände der Coast Range Richtung Norden, bis wir an die Ufer des Columbia River stoßen. Er bildet die Grenze zwischen Oregon und Washington. En breiter Fluss, der es auch großen Schiffen erlaubt, bis nach Portland zu fahren.

Bevor wir den Columbia River überqueren, fahren wir noch bis ans westlichste Ende von Oregon, zum Fort Clastop. Dieses Fort steht an der Stelle, an der die Expedition von Lewis und Clark 1803 nach ihrer Expedition überwintert haben. Eine Rekonstruktion nach den Beschreibungen von damals bildet den Kern eines kleinen National Historic Parks. Die kleine Expedition, nicht mehr als 25 Menschen umfasste, haben dort ein Fort errichtet um den Winter, hier mehr Regenzeit, zu verbringen, bevor sie wieder nach Osten aufgebrochen sind, um dem Amerikanischen Kongress über ihre Entdeckungen zu berichten.

Die Besichtigung dauert keine Stunde, incl. Besucherzentrum, Museum und Film. Danach fuhren wir ein Stück zurück nach Astoria, wo eine sagenhafte Brücke die Mündung des Columbia überbrückt. Die Mündung ist ca. 4 Meilen, ca. 6 km breit, davon ist das meiste natürlich eine dicht über das Wasser führende Brücke, aber dort wo die Schiffe durchmüssen, macht sie einen gewagten Schwung nach oben und gleich wieder nach unten. 2 Fahrstreifen, die Brücke ist nicht breiter als 8m und sicher 50- 60 Meter hoch.

Auf der anderen Seite sind wir dann in Washington, The Evergreen State. Wieder an der Küste entlang ging es bis zu unserem nächsten Campground, den wir sogar vorreserviert hatten. Ins Navi haben wir die Koordinaten aus meiner WikiCamp Software eingegeben. Wir fahren munter drauf los, unterwegs, in der Nähe von Grayland, kommen wir an einem Schild vorbei mit dem Namen des Campingplatzes. Navi sagt aber, es sind noch 10 km! Hm, vielleicht gibt’s den Namen ja 2 Mal? Also weiter gefahren bis zum Navi-Endpunkt. Weit und breit kein Campingplatz! Also wir wieder umgedreht und die 10km zurück. Von Wegen den Namen gibt’s 2 Mal! Was man sich so alles zurecht legt! Da war doch der Platz in meiner App an der falschen Stelle eingezeichnet. Habe ich natürlich sofort korrigiert.

Der Platz war ein ganz netter RV-Park, mit viel grüner Wiese statt Schotter und vor allem Waschmaschinen. Das war der Hauptgrund, die Säcke mit dreckiger Wäsche mussten geleert werden. Das wurde dann auch erledigt. Das Wetter war inzwischen am Tiefpunkt angelangt, nein nicht ganz, es hat nicht geregnet. Aber sonst: Trüb und 14 Grad. Da wollten wir nicht mehr draußen sitzen. Das WiFi hat uns wenigstens einen Film (mit nervigen Unterbrechungen) schauen lassen. Für die Nachrichten hat es dann aber nicht mehr gereicht.

Am nächsten Morgen brachen wir nicht zu spät auf, um unser Ziel, einen Campground östlich von Seattle, am Lake Sammamish zu erreichen. Die Fahrt bot außer dichtem Sonntagnachmittags-Rückreiseverkehr (hier in USA Fathers Day) nicht viel besonderes, außer die großartige Ansicht des Mount Rainier, des mit 4300 Meter höchsten Bergs im Staate Washington. Für uns dabei immer so eindrucksvoll da diese Berge ja Vulkane sind und so völlig alleine im sonst etwas hügeligen Gelände rumstehen. Dadurch wirken sie einfach viel majestätischer als ein gleichoher Berg in den Alpen.

Unser Campingplatz im Vasa-Park liegt direkt am See. Es hat irgendetwas mit Schweden zu tun, denn an diesem Wochenende fand das Midsommer-Festival statt. Der Park ist eine sog. Day-Use Area, wird also genutzt, um zu baden, sein Jet-Ski ins Wasser zu lassen, mit dem Paddelboot zu fahren usw. Wegen des Festivals konnten wir erst nach 18 Uhr einchecken, so haben wir 2 Stunden das „Festival“ besucht und einen typisch schwedischen Hamburger gegessen und ein Bier getrunken und der aufspielenden Kapelle gelauscht.

Den Abend haben wir wieder am Lagerfeuer verbracht und dabei recherchiert, wie wir am besten nach Seattle kommen ohne Oigen. Ist nicht ganz so einfach, wie wir uns das vorgestellt haben, zur Station des Expressbusses werden wir wohl Uber bemühen müssen.

13. und 14. Juni: Portland hat Licht- und Schattenseiten

Portland liegt nicht an der Küste und so mussten wir diese Richtung Osten verlassen, um dorthin zu kommen. Über die Interstate Nr. 5 sollte uns das schnell gelingen. Aber die Straße 126 nach Osten ist erst einmal keine Autobahn und schlängelt sich durch die Coast Range, der Gebirgszug, des sich an der ganzen Westküste unmittelbar am Pazifik erstreckt. Erst folgt sie dem Siuslaw River, dann führt sie weiter nach Eugene.

Das Wetterglück hatte uns am Morgen verlassen, bei leichtem Nieselregen fuhren wir los. Als wir am Siuslaw River entlangfuhren, wurde es langsam heller, die Spitzen der Berge (nicht sehr hoch, höchstens 300 Meter) lagen noch in den Wolken. Aber trotzdem sehr schöne Aussichten, da der Fluss breit ist und es windstill war, so dass sich die grünen Ufer schön im Wasser gespiegelt haben.

In Eugene trafen wir dann auf die I5 nach Norden. Wir fahren auf der Autobahn auch nicht schneller als 100, aber da es keine Ampeln und Ortsdurchfahrten gibt, kommt man natürlich recht flott voran. Bevor wir in Portland einlaufen wollten, hatten wir noch einen Besuch im Oregon Trail Museum eingeplant, welches ca. 20 Meilen südlich von Portland in Oregon City liegt. Bei der Anfahrt nach Oregon City tauschte plötzlich der Mount Hood auf: Ein hoher Berg von ca. 4000m, schneebedeckt und zwar alleine, ohne umgebendes Gebirgsgeplänkel.

Hier in Oregon City endete der berühmte Oregon Trail, die Strecke, auf der zigtausende Siedler die beschwerliche Reise über 6 Monate von St. Louis nach Westen ins gelobte Land unternommen haben. Wie man es aus dem Wildwest Film kennt, in Planwagen, von Ochsen gezogen, 2000 Meilen! Jedem Mann über 18 wurde damals 320 Acres zugesprochen, das sind ca. 130 ha. Davon haben sich viele in den Westen locken lassen. In dem Museum wird das ganze Thema sehr anschaulich aufbereitet, wir fanden es sehr interessant.

Jetzt waren wir aber auf dem Weg auf der Autobahn an einer Premium Outlet Mall verbeigekommen und so hat Oigen mit Freuden den Weg nochmal zurück genommen. Jutta ging shoppen, ich habe Liegengebliebenes aufbereitet.

Der Plan war, in Portland auf einem Walmart Parkplatz zu übernachten, am nächsten Morgen die Reifen wechseln zu lassen, und uns dann Portland anzuschauen. So ungefähr lief es auch. Die Fahrt durch Portland zog sich allerdings wegen Rushour hin, so hatten wir Gelegenheit, die Skyline von Portland mit ihren vielen, wirklich zum Teil verrückten Brücken zu bestaunen. Also Stahlkonstruktionen, alles Zugbrücken, wenn sie nicht hoch genug sind für die doch wohl großen Schiffe, schlängeln sich durch die Luft. Sehr beeindruckend, auf einer schmalen Fahrbahn (1-spurig) im Stau zu stehen, wenn die Fahrbahn Schräglage hat und neben einem geht’s abwärts! Portland liegt am Columbia River, der bis weit ins Land für große Schiffe befahrbar ist.

Der avisierte Walmart Parkplatz erwies sich allerdings als Flopp, undurchsichtige Gestalten mit schrottreifen Fahrzeugen standen schon da, die Generatoren liefen, vermutlich die ganze Nacht. Kam uns schon ein wenig komisch vor. Wir sind dann gewechselt auf den Parkplatz eines Cracker Barrels, ein Schnellrestaurant, wo man im Allgemeinen auf dem Parkplatz übernachten darf. Dachten wir…Am nächsten Morgen, wir waren noch nicht so richtig aufgestanden, kam ein netter Mann von der Security und machte uns darauf aufmerksam, dass es dort nicht erlaubt sei und wir möchten doch bitte das nächste Mal….,noch mal gut gegangen.

Wir dann auf zum Reifenhändler, wieder quer durch die Stadt, war nicht optimal geplant. Zuerst beim falschen Händler gewesen, der Richtige war dann aber nicht weit. Wechsel ging ruck-zuck, in 45 Minuten war alles erledigt.

Danach, wieder quer durch die Stadt, zurück auf den besagten Parkplatz, und von dort mit dem Bus in die City. Parken mit Oigen ist dort völlig unmöglich, das es sehr eng ist, und alle Parkplätze stundenweise für viel Geld vermietet werden.

Busfahren ist so ein bisschen wie Stadtrundfahrt, diese führte eher zu nicht so attraktiven Orten. Wir sind dann an der Riverfront ausgestiegen und einmal hoch und durch die „Altstadt“ wieder zurück gelaufen. Was uns dabei auffiel, sind die vielen Obdachlosen, die wild auf den Straßen rumliegen, z.T. mit Schlafsack bedeckt, an jeder Ecke muss man aufpassen, um nicht über jemanden zu stolpern. Unter den Brücken, auf Verkehrsinseln stehen Zelte, liegt jede Menge Schrott in Einkaufswagen rum. Nach Recherche im Netz gibt es in Portland die meisten Obdachlosen in USA, prozentual, über 40 Prozent mit psychischen Problemen, sagen Studien. Das trübte die positiven Eindrücke der Stadt doch nachhaltig.

Nach einem Lunch in einem Food-Market haben wir dann diesmal den Zug zurück genommen, das ging schneller und war auch interessanter. Wieder bei Oigen angekommen, hatte er nun auch schon 2 Zettel an der Scheibe…

Na, wir wollten sowieso noch los, wieder Richtung Küste, also wars auch egal. Campingplatz hatten wir nichts gebucht, also ins Blaue hinein. Die Fahrt durch fruchtbare Ebene bis wieder an die Coastal Range mit allerhand Landwirtschaft. Was in dieser Gegend produziert wird, sind Haselnüsse. Weite Flächen mit Haselnussbäumen, frisch angelegte und ältere. Der Preis muss hoch sein, dass sich das lohnt.

Unterwegs kamen wir noch an einem Segelflugplatz, hier Gliderport, genannt vorbei, wo ich natürlich mal aussteigen musste. Die Flieger stehen das ganze Jahr draußen, zum Teil aufgebaut nur mit Bezügen! Keine Halle, nichts! Die armen Flugzeuge!

Der erste Campground war voll, der 2. aber in Vernonia, mitten in der Wallachei, hatte ein schönes Plätzchen frei. Dort wurden wir von einem jungen Mann eingeholt, der unsere deutsche Nummer gesehen hatte uns und nach dem Befinden fragte. Es stellte sich heraus, dass er dort in der Nähe seine Pilotenausbildung für Fläche und Hubschrauber macht, und beim Kneipenwirt zur Untermiete wohnt!

Leider ist es wieder kalt geworden, das Sitzen am Lagerfeuer wurde nur durch Verfeuern des gesamten Vorrats erträglich. Tagsüber hat die Sonne geschienen, da war alles o.k., aber abends in Flussnähe sank die Temperatur doch auf 15 Grad!

Dass die Berichte jetzt in etwas größeren Abständen kommen, liegt zum einen daran, dass nicht immer ein Netz vorhanden ist, und zum anderen ist mir manchmal auch der Tag lang genug und dann habe ich auch keine Lust mehr, mich noch hinzusetzen und zu tippen. Ich bitte um Nachsicht.

11. und 12. Juni: Oregonküste und Redwoods

Von Ferndale gings weiter den Highway 101 nach Norden. Der Durchquert den Redwood National Park, in dem die höchsten der Redwoods stehen, aber natürlich nicht am Straßenrand. Um zu den allerhöchsten Bäumen zu gelangen, muss man entweder 14 km laufen oder mit dem Auto eine wilde Straße in die Berge fahren, dies auch nur mit einer speziellen Erlaubnis. Um die 2. höchsten Bäume zu sehen, gibt es noch eine andere Möglichkeit, nämlich bis zum Lady Bird Grove hochzufahren. Auch ein schmales steiles Sträßchen mit engen Kurven. Jutta hatte schon beim Hochfahren die erste Krise. Als wir bei besagtem Grove ankamen, stellte sich heraus, dass dort ein winziger Parkplatz für ca. 15 Autos, aber keiner so groß wie Oigen zur Verfügung stand. Von dort wäre es noch einmal 1,5 Meilen Rundweg gewesen, aber wir mussten leider unverrichteter Dinge wieder umkehren!

Es gibt dann noch einen Scenic Byway, auch ein kleines Sträßchen, was quasi parallel zur Hauptstraße durch auch sehr beeindruckende Redwoodwälder führt, das war dann für Oigen machbar.

Unser Tagesziel hatten wir uns in Oregon gesteckt, nämlich den Harris Beach State Park. Dort war nach Aussage des Schildes an der Einfahrt alles voll, aber es gab dann doch noch ein Plätzchen, leider nur Full Hook-up, einen Stellplatz für Zelte wollten sie uns nicht geben, dafür war Oigen zu lang. Sehr schön in einem Wäldchen gelegen, zum Strand ging eine Straße hinunter. Ein beliebter Ort um den Sonnenuntergang zu beobachten, aber leider verschwand die Sonne 2 Finger breit über dem Horizont hinter Wolken. So mussten alle, die mit Kamerastativ und allem Drum und Dran gekommen waren, unverrichteter Dinge wieder abziehen. Aber vorher war es trotzdem sehr schön, der Strand übersäht mit Treibholz, vom kleinen Stöckchen bis zu sehr dicken Stämmen.

Das viele Treibholz hat uns dazu gebracht, uns tagsüber bei der Mittagspause immer am Strand so viel Holz einzusammeln, dass es fürs Campfire am Abend reicht. Warum das sonst keiner macht, blieb uns bisher ein Rätsel, verboten scheint es nicht zu sein, bei den vielem Warn- und Verbotsschildern, die überall an jedem Strand stehen, war davon nicht die Rede. An diesem Abend war es auch nicht kalt, so dass wir erstmals ohne Winterausrüstung am Lagerfeuer sitzen konnten –  sehr gemütlich!

Am 12. Gings dann weiter nach Norden. Wir wollen am 13. in Portland sein. Erstens soll es dort sehr schön sein und zweitens habe ich dort 2 Reifen für Oigen bestellt, die am Freitag montiert werden sollen. Die 2 Vorderreifen sind ziemlich runter, hinten ist noch alles wie neu.

So führte uns der Highway 101 am wahrscheinlich schönsten Küstenabschnitt entlang. Weite Buchten mit breiten Stränden, menschenleer, im Wasser kleine und große Felsen, die Luft mal klar, mal diesig. Man konnte sich gar nicht satt sehen. Hier könnte man es länger aushalten. Ob dieser Thematik, dass wir doch immer viel zu viel fahren und gar keine Zeit haben, mal irgendwo an der Küste zu bleiben, entzündete sich dann eine heftige Diskussion, ob die Reise sinnvoll und gut geplant sei. Ergebnis der Diskussion ist noch offen, erst einmal geht es weiter wie geplant. Aber wir müssen irgendwann noch mal ein paar Tage einsparen um mal irgendwo ein paar Tage zu bleiben. Jeden Tag fahren ist schon blöd.

Heutiger Übernachtungsplatz ist der Waxmyrtle Campground in den Oregon Dunes. Ein wunderbarer Platz, fast leer, mit netten kleinen Plätzen, durch Hecken abgeteilt. Zum Strand sind es eine Meile durch Mullersand durch die Dünen. Der Strand fast unwirklich leer, in diesiger Luft konnte man das Ende kaum sehen. Was wir aber gesehen haben sind mehrere Seehunde, die neugierig in der Brandung bis auf ca. 20 Meter ans Ufer herankamen und uns aufmerksam beobachtet haben. Und beim wieder weggehen, durch Zufall einen Wal, zwar erst nur die Atemfontäne und ganz kurz auch den Körper, aber immerhin! Mal sehen, ob sich das noch einmal wiederholen bzw. intensivieren lässt!