5. Juni: Die kürzeste Tagesetappe

Heute Morgen sind wir ein bisschen schwerer in die Gänge gekommen. Nachdem wir dann endlich alles eingepackt hatten, sind wir am Hafen in Monterey vorbeigekommen und haben Oigen dann dort erst noch einmal geparkt. Eine schöne Pier im ganz stattlichen Hafen, mit Restaurants und Anbietern von Walbeobachtungen und natürlich Gift-Shops – Souvenierläden. Die Stimmung passte und so konnten wir den Verlockungen eines Lunches nicht wiederstehen, mit Aussicht auf das Treiben im Hafen.

Nach dem Lunch mussten wir zum Walmart, unsere fehlenden Vorräte ergänzen. Übrigens: Das System mit den Wasserautomaten, wo man seine Behälter auffüllen kann, gibt es tatsächlich in Californien bei Walmart nicht! Hier muss man jedes Mal einen Plastikkanister kaufen und den dann leer wegschmeißen, laut Aufdruck auf dem Kanister bekommt man 15 ct zurück, wenn man den leeren wiederhinbringt – Pfand sozusagen.

Nach all diesen Aktionen war es natürlich zu spät, um noch bis ins Napa Valley zu fahren. So sind wir dann an der Bucht von Monterey von einem State Park zum nächsten. Nach einigen Misserfolgen sind wir dann im Seacliff State Park gelandet. Der angeblich beliebteste Campground an der Pazifikküste. Der Platz, eigentlich nur ein Parkplatz, liegt direkt unter einer Steilküste am Strand. Wirklich sehr schön, aber so super toll nun auch wieder nicht. Wir wurden von vielen angesprochen, woher, wohin usw. Was steht ein paar Wohnmobile weiter? Ein MAN Allradtruck mit Riesenaufbau aus-… Lüneburg! Gerit und Dagmar sind mit ihrem 12 jährigen Sohn auf 6 monatigem USA Trip!

Ein langer Pier führt zu einem abgewrackten Schiff bzw. Schiffswrack. Dieses Schiff wurde Anfang des 20. Jhd. Zur Zeit des 1. Weltkriegs aus Beton gebaut, aber es wurde nie in Dienst gestellt. Eine Gesellschaft kaufte das Schiff, setzte es vor Seacliff auf Grund, baute das Pier und funktionierte das Schiff zur Vergnügungsplatform aus. Wenig später ging die Gesellschaft pleite, und seitdem zerfällt das Schiff in mehrere Teil und verrottet langsam. Der Beton bröselt und die Armiereisen liegen bloß. Vögel bewohnen die Trümmer und benutzen sie als Nistplatz.

Abends noch aufs Meer geschaut, allerdings bei nur 18 Grad und kaltem Wind. Da war die Polarausrüstung wieder gefragt. Den Amis macht das offenbar nichts aus, die laufen in Shorts und T-Shirt rum!

4. Juni: Highway Nr. 1: The Big Sur

Vor uns lag heute die sagenhafte Küstenstraße Highway 1 von San Simeon bis nach Monterey. Diese 100 Meilen sind wohl der schönste Abschnitt des Highway 1. Wir kennen ja den Rest nicht, aber wir können sagen, dass die Ausblicke auf die Küste und den Pazifik wirklich großartig sind….wenn nicht gerade eine Nebelschwade oder ein kalter Wind die Aussicht trübt. Warm ist es nämlich nicht, die durchschnittliche Temperatur heute 14-15 Grad. Wenn keine Sonne scheint ist das doch recht kalt. Der Seenebel liegt wie eine zarte Decke über der See, mal reicht sie bis an die steil ins Meer abfallendenden Berge ran, mal lässt er einen Streifen frei und man hat Sicht.

Der erste von vielen View-Point Stopps war eine Bucht, in der sich Seeelefanten versammeln und zu Massen am Strand rumliegen. Die Männchen üben sich in Muskelspielen gegenüber ihren Geschlechtsgenossen und rempeln sich mit der Brust gegenseitig um. Die Tiere kommen hierher um ihr Fell zu wechseln um diese Jahreszeit. Dabei liegen sie meist faul am Strand und fallen zeitweise in Phasen, in der sie für 30 Minuten nicht mehr atmen, um den Energieverbrauch zu reduzieren, denn sie Fressen in dieser Zeit nichts. So erklärte und das Kathleen, eine freiwillige Helferin des Vereins der Freunde der Seeelefanten, die dort ehrenamtlich im kalten Wind Fragen der Interressierten beantwortet.

Weiter ging es die spektakulär sich immer wieder den Berg rauf und runterwindende Straße. Zum Teil im Schneckentempo, da eine Baustelle sich an die andere reihte. Ab und zu machen Erdrutsche die Straße unpassierbar, es handelt sich ja auch um eine geologisch unruhige Gegend. Wie so vieles in den USA wurde diese Straße zwischen 1928 und 1937 im Rahmen des New Deals unter Präsident Roosevelt erbaut. Ein gigantisches Arbeitsbeschaffungsprogramm der Regierung während der großen Depression. Von Deutschland abgeschaut, Stichwort Autobahnen?

In Big Sur machten wir eine kleine Rast in einem ganz bekannten Restaurant Nepenthe, hoch über dem Pazifik, mit einer herrlichen Terrasse, wo wir uns einen Kaffee und ein Stück Kuchen gegönnt haben.

Nach vielen weiteren Stopps, sehr zur Freude der Beifahrerin, und wieder neuen Aussichten wollten wir dann in einem der an der Straße liegenden State Parks übernachten…leider alles voll. Für einen Platz auf dem Parkplatz, ohne Bank, Grill und Feuerring wollten wir dann aber doch nicht 45$ bezahlen, also sind wir weiter bis nach Monterey, wo wir auf dem Campground des Veterans Memorial Park (sic!) einen Stellplatz bekommen haben. Sehr hübsch gelegen, um noch in die Stadt zu gehen jedoch zu weit weg.

Nach dem obligatorischen Lagerfeuer und schreiben dieses Berichtes müde ins Bett.

3. Juni: Der Pazifische Ozean ist erreicht!

Am heutigen Morgen war natürlich der Himmel wieder klar. Unser heutiges Ziel: Nach 2-monatigem entbehrungsreichem Treck in einem primitiven Planwagen die Küste des Pazifischen Ozeans zu erreichen.

Bevor wir die letzte Adresse in Angriff nehmen konnten, musste noch ein Postamt gefunden werden, um den Schlüssel für den Swimmingpool vom RV Park in Shoshone zurückzuschicken, den wir am letzten Samstag vergessen haben, bei unserer Abreise in den dafür vorgesehenen Kasten zu werfen!

Auch ein Besuch bei Walmart stand an, um die Vorräte aufzufrischen. Was mich da sehr erstaunt hat: Im Land der schärfsten Umweltgesetze der USA, wo sogar angeblich (dem Aufdruck auf Dosen nach) Pfand auf Getränkedosen erhoben wird: Bei Walmart (erst einmal nur dieser eine in Bakersfield) hat keine Abfüllstation für Trinkwasser, wo man seinen mitgebrachten Gallonenbehälter mit Trinkwasser auffüllen kann. Hier musste man tatsächlich jedes Mal einen neuen kaufen und den alten wegschmeißen! War vielleicht bei diesem Walmart eine Ausnahme, ich werde es beobachten!

Uns ist auch aufgefallen, dass speziell hier in Kalifornien die Straßenränder als tiefe Rinnen ausbildet sind. Vermutlich wegen der häufigen Flash-Floods, plötzlicher Regengüsse, für die das, ev. gar nicht vorhandene, Kanalsystem nicht ausgelegt sind. Das hat nämlich zur Folge, dass wir jedes Mal mit Oigen mit dem Heck aufsitzen können, was uns schon mehrfach passiert ist. Also immer Augen auf und die Rinnen möglichst schräg durchfahren!

Nach den Besorgungen gings auf nach Westen. Die Landschaft auf einmal potteben, am Horizont im Dunst die Erhebungen des Sankt Andreas Grabens zu erahnen. Diese Ebene wird intensiv durch Landwirtschaft genutzt, überwiegend Obst. Wir konnten Kirschbäume identifizieren, aber auch anderes Obst. Natürlich nur möglich durch künstliche Bewässerung. Breite Kanäle mit Wasser durchziehen die in große Rechtecke eingeteilte Landschaft, sehr abwechslungsreich!

Zwischen den Obstplantagen, übrigens auch Weinfelder soweit das Auge reicht, auch mal Wiesen und Getreidefelder. Die Ernte des Getreides scheint gerade abgeschlossen zu sein, alles Stoppelfelder. Die Hügel am Rande dieser Ebene sind auch mit Gras bewachsen, allerdings aller vertrocknet. Wir haben uns gefragt, ob das Gras noch braun oder schon braun ist. Wahrscheinlich aber schon braun, im Winter wird es wohl grün sein.

Nach den Sankt Andreas Bergen gings bei Paso Robles noch durch ein Weinanbaugeiet, wie wir es uns so vorstellen, die Weingüter bieten Tastings an, manche sehr pompös.

Dann noch die letzten 20 Meilen wieder durch Berge, diesmal die Pacific Range und auf einmal lag er vor uns, der Pazifik. Hoch droben kommt die Straße an und dann ein Parkplatz mit einem phantastischen Blick über die Küste. Die typische Bewölkung, die immer mal wieder über die letzten Hügelketten schwappt, alle die schon am Pazifik waren, kennen dieses Wetterphänomen.

Unser Campground liegt im San Simeon State Park, direkt an der Küste, etwas erhöht unser Stellpatz mit Blick über das Wasser. Da—ein Wal! Nachdem das Fernglas justiert war, stellte sich heraus, es war doch nur ein Felsen, an dem sich die Wellen brachen. Aber auf den ersten Blick… es hätte auch ein Wal sein können!

Am Abend das volle Programm; Steak vom Grill und Campfire! Aber der Wind war kalt (nachdem wir die Küstenberge herunter waren, war es nur noch 17 Grad, vorher 30!). So mussten alle Wärmemaßnahmen getroffen werden-nur die Harten kommen in den Garten!

 

2. Juni: Weiter westwärts nach Bakersfield

Da hat es doch gestern Abend tatsächlich noch richtig geregnet in Panamint Springs. Aber man hat es schon am Abend gesehen, über den Bergketten am Rande des Death Valley bildeten sich dicke Gewitterwolken, dort regnet es auch, aber im Tal selbst nicht.

Nachts gegen halb 4 bin ich aufgewacht und habe bemerkt, dass es einen wunderbaren, von mir so herbeigesehnten Sternenhimmel gab. Es war stockdunkel, kein Mond, nur Sterne, die Milchstraße sehr gut zu sehen. Wann habe ich das das letzte Mal gesehen? Ich weiß es nicht mehr.

Am Morgen dann wieder schönster Sonnenschein. Beim Duschen kam ich mit einem jungen Mann aus der Schweiz ins Gespräch, der gerade zu Fuß (!) unterwegs war aus dem Death Valley nach Lone Pine, das sind ca. 90 Meilen in 3 Tagen, und das bei der Hitze! Er ist natürlich nicht die Straße entlanggelaufen, sondern einen Weg, der sich aber an der höchsten Stelle des Gebirgszuges (auf dessen Hang wir Oigen eine Abkühlpause gönnen mussten!) im Nichts verlor! Er hatte 12 Liter Wasser dabei, und die wurden dann auch knapp. Eine irre Leistung.

Die Straße führte von Panamint Spring wieder bergauf, wieder auf 1500 Meter, zum Teil schmal und sehr Windungsreich mit vielen schönen Ausblicken. Nach diesem Gebirgszug fiel das Gelände dann sanft ab ins Tal. Auf der anderen Seite erheben sich die Gipfel der Sierra Nevada, unter ihnen auch der höchste Punkt Kaliforniens, der Mount Whitney mit 14414 Fuß, über 4000 Meter. An dieser Bergkette fuhren wir nun nach Süden auf dem Highway 178. Unser Ziel war der Lake Isabella. Ein Stausee, der den Kern River staut und Trinkwasser für Los Angeles und für die Bewässerung von (Orangen-?) Plantagen sammelt. An diesem See gibt es mehrere Campgrounds, die uns aber alle nicht zusagten. So fuhren wir weiter nach Westen, immer am Kern River entlang. Erst war die Straße noch ein Freeway, 4 spurig, um dann plötzlich 2 spurig und recht schmal zu werden. Sie wand sich dann am Kern entlang, der durch enge Schluchten mit starkem Gefälle förmlich zu Tal stürzt. Ich würde sagen: Unpassierbar für Wildwasserexperten! Wir haben sehr tolle Ausblicke genossen.

Als Ziel haben wir uns dann den Kern River Campground ausgewählt. Prima Platz, Stellplatz direkt am Fluss, der mit sagenhafter Geschwindigkeit an uns vorbeiflitzt. An Baden nicht zu denken. Ein Schild warn vor dem Baden: Use your brain or loose your life! Ziemlich treffend!

Beim Versuch, unser Dreckwasser abzulassen, mussten wir bemerken, dass sich das Ventil nicht mehr öffnen ließ! Also erst einmal auf den Stellplatz und die Werkzeugkiste ausgepackt. Irgendwo müssen wir uns was verbogen haben, Die Bedienwelle des Ventils griff nicht mehr ins Ventil. Ich musste alles auseinander bauen und neu montieren, jetzt geht’s wieder! Bier verdient!

Nach einem leckeren Abendessen, es hatte leider in der Zwischenzeit angefangen zu regnen (Gewitter), sitzen wir wieder draußen unter der Markise, aber die Sonne kommt wohl nicht mehr heraus. Nach dem Regen hat es jetzt auch deutlich abgekühlt. Also für heute Ende der Veranstaltung!

1 Juni: Durch das Death Valley

Der Wind, der gestern Abend eingesetzt hat, blieb uns die ganze Nacht erhalten, ein unachtsam draußen liegengelassenes Sitzkissen war heute Morgen nicht mehr auffindbar.

Da es ja bekanntlich im Tal des Todes sehr heiß wird, klingelte der Wecker schon um 6! Das heißt nicht viel, aber trotzdem waren wir früher auf als sonst auf der Piste. Diesmal haben wir das Valley nicht wie üblich über den Zabriskie Point erreicht, sondern über den Highway 176 von Süden her.

Dort schlängelt sich die Straße auch erst einmal wieder über einen Pass, um dann in langer abfallender Route ins Death Valley abzutauchen. Vorbei an einer verlassenen Minenanlage gings zur tiefsten und heißesten Stelle, Badwater(42 Grad!). Ja man möchte es nicht glauben, aber in dieser unwirtlichen Umgebung hat es um die Jahrhundertwende tatsächlich mehrere Versuche gegeben, bergbautechnisch erfolgreich zu sein. Die meisten Unternehmungen sind aber nach wenigen Jahren entweder wegen der widrigen Umstände oder wegen Unrentabilität pleite gewesen.

Am Badwater ist der tiefte Punkt Amerikas, 278 ft unter Meeresspiegel, sprich 87 Meter. Der Meeresspiegel ist mit einer Markierung an der Felswand markiert. An dieser Stelle tritt Salzwasser an die Oberfläche und hat in Vorzeiten mal einen veritablen See gebildet. Heute ist davon nur noch ein kleiner Tümpel übrig, im dem aber eine nur dort lebende Fischart wohnt, sie sich an den Salzgehalt gewöhnt hat, der Pupfisch!

Unserer weitere Weg führte und nach Furnace Creek, der Hauptort im Tal. Dort gibt es eine warme Quelle, die eine ganze Hotelanlage mit Golfplatz und allem Drum und Dran mit Wasser versorgt.

Weiter gings zu den Sanddünen bei Stovepipe Wells. Von hier aus steigt die Straße endlos wieder an um das Tal zu verlassen. Warnungen am Wegesrand vor Fahrzeugüberhitzung lassen einen ahnen, welche Probleme man dort haben kann. Der Pass ins nächste Tal liegt auf 1500 Meter, und das ohne Pause 20 Meilen ständig bergauf, Tempo so zwischen 60 und 80 mit Oigen.

Das war aber nicht das Problem, das kam erst auf der anderen Seite. Dort geht es nämlich mit über lange Strecken 9% abwärts. Selbst im 3.Gang muss dann mit unserem Gewicht so viel gebremst werden, dass die Beläge anfingen zu stinken. Das haben wir dann zum Anlass genommen, eine Abkühlpause einzulegen und von dort nur noch im 2. Gang mit 40 km/h und eingeschalteter Warnblinkanlage weiter zu fahren.

Am Ende des Gefälles sind wir dann nach einer 7 km langen Fahrt auf schnurgerader Straße in Panamint Springs auf unserem Campingplatz eingetroffen. Der Himmel bedeckte sich mit dunklen Gewitterwolken, es donnerte auch mal in der Ferne aber der Regen ließ auf sich warten, bis auf ein paar Tropfen. Das Abendessen haben wir im Roadside Restaurants dieser Ansammlung von Tankstelle, Campingplatz und Schrottplatz eingenommen, War sehr lecker, auch das Bier dazu. Morgen geht’s weiter Richtung Sequoia Nationalpark.

Mal sehen, ob ich heute noch einen sternenklaren Himmel bewundern kann, Neumond wäre bald, aber der Himmel ist noch bedeckt, die Wolken wollen sich nicht so recht auflösen. Aber unglaublich ruhig ist es schon mal.

Nachtrag um 21:30: Wird wohl nix mit Sternegucken, es hat angefangen zu regnen…..