22. Mai: Von Holbrook zum Grand Canyon

Wie schon gestern angekündigt, haben wir unsere Pläne insoweit geändert, dass wir nicht zum North Rim des Grand Canyon fahren, sondern zum South Rim. Der Norden liegt nochmal 100 Meter höher und es soll dort noch schlechteres Wetter sein.

Der Weg führte uns die Interstate 40 nach Westen Richtung Flagstaff. Unterwegs haben wir noch einen kleinen Abstecher zum Meteor-Krater gemacht. Dieser ist jedoch nur nach Zahlung eines recht hohen Eintrittsgedes zu besichtgen, er befindet sich in Privatbesitz. Das es immer noch saukalt und sehr windig war, haben wir vom Kraterrand die Aussicht nach außen genossen, den Blick ins Innere haben wir uns gespart. Es wäre bei den Temperaturen keine Freude gewesen.

In Flagstaff biegt der Highway 180 zum Grand Canyon Richtung Nordwesten ab. Er führt durch den Kaibab National Forest durch wunderschöne Ponderosa Pine Wälder., anschließend durch weite Hochebenen. Leider teilweise bei Regen und leichten Graupeschauer bei 2-3Grad. In der Nähe von Flagstaff liegt auch die höchste Erhebung Arizonas, der Humphreys Peak mit 12633 ft, also über 4000m. Da man in Flagstaff selber aber schon über 2000 Meter hoch ist, kommt der einem nicht mehr so hoch vor. Er war jedenfalls frisch „geweisselt“.

Am Grand Canyon angekommen, mussten wir leiderfeststellen, dass trotz des miesen Wetters der Zustrom von Campingfahrzeugen nicht geringer war. Wir hatten auf dem Campingplatz direkt im Park nichts reserviert und haben auch nichts bekommen. Für morgen haben wir eine Nacht reserviert, aber wohin heute abend? Es gab noch 3 Alternativen: Ein privater Campground in Tusayan, knapp außerhalb des Parks (zu teuer) , freies Campieren auf einer der Forest Roads (ist in USA auf öffentlichem Land erlaubt, jedoch wegen des Regens und der unbefestigten Straßen nicht empfehlenswert) und einem kleinen Wald-Campingplatz Ten-X-Campground, nochmal 2 Meilen weiter weg. Für letzteres haben wir uns jetzt entschieden, das schöne Steak essen wir dann morgen, wenn wir auf den Platz im Nationalpark umgezogen sind. Dafür gabs heute Pellkartoffeln mit Quark! Also dann bis morgen!

21. Mai: Painted Desert und Petrified Forest

Die Nacht im Red Rock Campground in Gallup war so einigermaßen. Es pfiff ein eisiger Wind und nachts wurde es richtig kalt, wir hatten aber schon die Wolldecken drübergelegt. Neben uns stand ein Ehepaar aus Deutschland mit einem Mietmobil, die klagten auch über die Kälte, das hätten sie noch nicht erlebt.

Zum Frühstück gab’s vom selbstgebackenem Brot: Bestens aufgegangen, Geschmack für meine Begriffe prima, Jutta sagt: „Zuviel Salz!“

Der Weg heute führte uns zu allererst über die Staatsgrenze nach Arizona. Wieder ein Aufkleber mehr auf unserer Karte an Oigens Heck.

An der Ausfahrt 311 gings dann ab in den Painted Desert und Petrified Forest Nationalpark. Eine über 40 km lange Straße führt in mehreren Schleifen und Loops nach Süden, erst durch die Painted Deserts und dann zu den versteinerten Bäumen.

Der erste Stop war das Painted Desert Inn. Wir dachten natürlich, da könnten wir einen kleinen Imbiss einnehmen. Weit gefehlt: Dieses Inn wurde in den 30er Jahren erbaut zur Zeit der großen Depression als Arbeitsbeschaffung- Mamaßnahme. Man hat es aufwendig restauriert, jetzt dient es als Museum, aber man möchte sich gleich hinsetzen und was bestellen. Sehr schöne Einrichtung!

Das war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis. Die Painted Deserts sind Täler an deren Wänden verschiedenfarbige Sedimentschichten zu Tage treten, die durch Erosion im Laufe der Jahrmillionen ausgewaschen wurden. Eine ganz bezaubernde Landschaft, an jedem Overlook neue Ahhs und Ooohs!

Einige Meilen weiter südlich

beginnt dann die Gegend der Petrified Forrests, wo vor ebenfalls 250 Millionen Jahren Bäume umgefallen und so von Sediment überlagert wurden, dass sie durch Siliziumeinlagerung über die Jahre versteinerten. Die Erosion und Wasser haben sie dann wieder freigelegt und so liegen sie jetzt herum. Sie sehen wirklich wie Holz aus! Auch hier etliche Outlooks und Overviews, die wir alle brav angefahren sind. Das Einzige was gestört hat, war der immer, teilweise mit Sturmstärke, wehende Wind und die doch sehr niedrigen Temperaturen. Wir waren schon über 12 Grad froh. Sobald die Sonne weg ist, und das war sie oft, ist es arschkalt!

Die Zeit wurde durch die vielen Stopps knapp. Da wir auch noch einen haufen dreckiger Wäsche mit uns herumfahren, war mal wieder ein Campingplatz mit Waschmaschinen angesagt und da lag der KOA-Platz in Holbrook gerade recht, zumal er auch preislich im Rahmen lag. Hier haben wir bzw. Jutta 4 Maschinen gewaschen, aber ich sage Euch: Amerikanische Waschmaschinen taugen nichts! Aber die Wäsche riecht zumindest wieder sauber.

Die Wetteraussichten sind für die nächsten Tage hier für die bergigen Gebiete jämmerlich. Am Grand Canyon North Rim, wo wir eigentlich hinwollten, bleibt es um die Null Grad mit jeder Menge Regen und Schnee. da macht es wirklich keinen Spaß, zumal wir beide unsere Erkältung noch nicht richtig losgeworden sind. Wir haben daher gerade beschlossen, uns morgen mehr Richtung Westen, sprich Las Vegas, Californien zu orientieren und uns in die Pazifische Ebene zu begeben. Es sind keine grundlegenden Verbesserungen in Sicht, das Wetter spielt hier verrückt, auch die Einheimischen zeigen sich erstaunt!

Mal sehen, ob ich morgen was richten kann mit dem Bilder hochladen. Ich kann die Hotline immer nur bis 10 Uhr erreichen, die machen in Deutschalnd um 18 Uhr zu.

20. Mai: Schneetreiben in New Mexico

Gestern schrieb ich, dass uns 15 Grad doch unverschämt kalt vorkommen für die Gegend. Man muss allerdings dazu sagen, dass der See, an dem wir übernachtet haben, 7500 Fuss hoch liegt, also so um die 2200 Meter. In solchen Höhen sind wir im Mai mit Womo auch noch nie gewesen, aber von New Mexico denkt man halt immer, es ist immer warm.

Heute Morgen trauten wir unseren Augen nicht, als wir einen Blick auf Thermometer warfen: 4 Grad, noch über Null! Da fragten wir uns, wo denn die Shirts mit den langen Ärmeln und die Unterhemden geblieben sind.

Als Tagesprogramm hatten wir einen Abstecher zum National Monument El Morro vorgesehen, das bedeutet eine Schleife von ca. 100 Meilen nach Süden. Dazu mussten wir wieder ein Stück zurück bis nach Grant, um dann nach Süden abzubiegen. Jutta hatte schon recherchiert, dass es ev. noch kälter werden könnte. Anfangs hatten wir auch noch ein paar grandiose Ausblicke auf die geliebten Tafelberge, aber als wir uns El Morro näherten, fiel die Temperatur auf 0 Grad und es setzte Schneetreiben ein! Den El Morro konnten wir von der Straße aus garnicht sehen, obwohl eigentlich nicht zu übersehen. Dabei handelt es sich um eine große Felsenansammlung, in der sich in einem natürlichen Becken das Regen- und Schmelzwasser sammelt. Dies tut es schon seit vielen Jahrhunderten und so ist diese Stelle die einzige im Umkreis von 30 Meilen gewesen, wo es Wasser gab. Das hatte zur Folge, dass von den Indianern über die spanischen Eroberer und auch die US-Einwanderer an diesem Felsen wie an einer Oase in der Wüste gerastet haben und sich in den weichen Sandstein verewigten. Es gibt also mehrere Hunderte sog. Petroglyphen. Manche primitiv, manche sehr kunstvoll in den Stein geritzt.

Wir machten vor dem Besucherzentrum im Schneetreiben erst einmal Mittagsrast, danach was es mit dem Schneetreiben vorbei und wir konnten den Besichtigungspfad entlanggehen. Aber alles bei eisigen Temperaturen und dick eingepackt in Vliesjacke und Anorak.

Dann ging’s zurück Richtung Gallup, wo wir jetzt auf dem Campground Red Rock stehen, umgeben von roten Felsen, sehr malerisch. Allerdings pfeift ein eisiger Wind und die Temperaturen werden heute nach wieder in den Keller rutschen. Da lautet die Frage: Heizung anlassen oder ausmachen? Auf jedenfall gibt’s wärmere Schlafanzüge.

Da wir am Nachmittag ein wenig Zeit hatten, habe ich mein 2. Brot gebacken, morgen wird es angeschnitten. Diesmal mit Kümmel und nicht mit Kumin. Sieht auch viel besser aus, als das erste.

19. Mai: Das war der Wilde Westen


Heute morgen wachten wir auf und es schien keine Sonne! Das Thermometer zeigte eine Außentemperatur von 15 (in Worten:fünfzehn) Grad. Für Euch in Deutschland vielleicht wunderbar, aber wir, die wir in den letzten Tagen immer nur den Schatten gesucht haben, ein Schock! Wo waren nochmal die Shirts mit den langen Ärmeln?

Da dachten wir, dann lassen wir es mal ruhig angehen, fahren nicht so weit und verbringen den Tag ineinem State Park, wo wir dann in Ruhe unsere Erkältungen pflegen können. Wir husten uns Beide noch einen zurecht, dass es schon bald keine Freude mehr ist. Jutta fand etwas abseits der Route (übrigens die Historic Route 66, jetzt Interstate 40) gelegenen Bluewater Lake State Park. Es sind nur etwas mehr als 100 km.

Aber was uns da erwartete, hat doch jede Vorstellung, die wir bisher von New Mexico gehabt habe, inden Schatten gestellt. Eine atemberaubende Landschaft mit zum Teil skurrilen Felsformationen, leuchtenden Farben in allen Rottönen, die von uns so erwarteten Tafelberg am Horizont: Alles da. Hinter jeder Kuppe ein neuer Ausblick in nächte Tal und wieder: Whow!!!

Hier werden die Container doppelstöckig transportiert. Es gibt wohl keine Tunnels auf der Strecke!

Jetzt stehen wir auf einem wunderschönen Stellplatz mit Blick auf den See und haben uns gerade mit einer Tasse Tee der Rekonvaleszenz ergeben.

DieTipis sind schlecht zu erkennen auf dem Bild

Am anderen Seeufer erstreckt sich eine Wiese mit einigen niedrigen Bäumen, dahinter leichter Wald. Nicht weit vom Wasser entfernt, stehen 12 Tipis um einen zentralen Platz, in dessen Mitte ein Totempfahl steht. Frauen in Lederröcken, mit einem Baby auf dem Rücken, gehen zum Seeufer und waschen dort, oder sie holen Wasser in großen Tonkrügen, die sie auf dem Kopf balancieren. Kinder spielen im Wasser oder üben sich in der Handhabung von Pfeil und Bogen. Um den Pfahl in der Mitte des Platzes sitzen 6 alte Männer mit großem Federschmuck auf dem Kopf, gekleidet in kunstvoll bestickte und mit Glasperlen besetzte Lederumhänge und reichen eine große Pfeife herum, an der jeder zieht und den Rauch in die 4 Himmelsrichtungen bläst. Die jüngeren Männer, deren rotbraune Haut im Licht der untergehenden Sonne schimmert, stehen im Kreis um diese Szene herum, jeder mit seinem buntgescheckten Pferd am Zügel neben sich. Es scheint sich um eine feierliche Zeremonie zu handeln, vielleicht wird dort gerade der immerwährende Friede zwischen den Pueblo- und den Mescalero- Apachen besiegelt?

Huch, anscheinend hat Jutta was in den Tee getan….aber bei diesem Ausblick kommt man ins Träumen!



18. Mai: Ein langer Weg nach Albuquerque

Heute stand mal wieder eine lange Etappe auf dem Programm, bis nach Albuquerque, kapp 400 km. Es geht ausschließlich nach Norden, immer am Rio Grande entlang, immer auf der Intestate 25. Ich bin eigentlich kein Freund der Autobahn, aber hier gab es keine Alternative.

Der Ort Truth or Consequences hat 1950 seinen Namen geändert, damit eine Radioshow in der Stadt produziert wird!

Das Wetter hat merklich abgekühlt, der Wind war so gut wie eingeschlafen, deshalb war das Fahren auch nicht weiter mühsam. Die Vegetation wurde im Laufe der Fahrt immer grüner, der Rio Grande, der bei unserer Übernachtung so gut wie wasserlos war, führte immer mehr Wasser, wir kamen an 2 großen Stauseen vorbei. Klar, wenn oben am Fluss gestaut und entnommen wird, kommt unten nichts mehr an! Die Wüste weicht einer grünlichen, dann grünen Buschlandschaft, dann kommt Gras dazu und irgendwann gibt es bewässerte Plantagen. Welche Bäume dort wuchsen, konnten wir nicht ausmachen, aber wir haben auf Paranüsse getippt.

Mit zunehmender Bewässerung gibts dann auch Plantagen
Nachbau der Manhattan Projekt Labore

In Albuquerque haben wir uns noch das im Reiseführer empfohlene National Atomic Museum angesehen. Dort wird in einer ganz guten Ausstellung die Arbeit des Manhattan Projektes dargestellt, in dem in den 40er Jahren die Entwicklung der amerikanischen Atombombe vorangetrieben wurde. Interessant fanden wir die Nachbildung der Labore und Arbeitsbereiche in den Laboren von Los Alamos, wo man sich im wahrsten Sinne des Wortes an die kritische, zur Ingangsetzung der Kettenraktion notwendigen Masse an Uran herangetastet hat.

Auf so einem Turm wurden die Atombomben-Tests durchgeführt

Das Freigelände hat dann noch jede Menge Atomrakten gezeigt und auch die Flugzeuge, mit denen sie abgeworfen wurden (B29) bzw. in der Gegend herumgeflogen wurden (B52). Während wir auf dem Freigelände waren, konnten wir noch von Ferne einer Flugvorführung der Blue Angels beiwohnen, in der nahen Airforce Base fand eine Airshow statt.

Danach noch ein Besuch im Walmart zur Auffüllung der Vorräte und dann noch ein Stück aus der Stadt raus zu einem RV-Park, der leider fast direkt an der Interstate liegt. Kostet zwar mit Passport Amerika nur 19 Dollar, aber laut bleibt laut! Wir haben den Abend auch drin verbracht, die Luft hat merklich agekühlt auf 18 Grad, und dazu wieder windig!