28. Mai: Schwach anfangen, aber dann stark aufhören

Der Morgen im Yuba State Park brachte zwar keinen Regen aber mäßige Temperaturen. So setzten wir unseren Entschluss, schnurstracks nach Las Vegas zu fahren, erst einmal in die Tat um. Auf der Autobahn Interstate 15 wurden wir bei den doch noch vorhandenen Anstiegen auf 2500 Meter durch Schilder am Straßenrand aufgefordert, doch bitte Schneeketten anzulegen, wenn die Lichter blinken sollten. Sie taten es Gott sei Dank nicht!

Im Laufe der Meilen wurde das Wetter auch etwas besser, sprich wärmer, so dass unsere Entscheidung richtig zu seien schien. Nach gut 220 km, etwa die Hälfte der Wegstrecke nach Vegas geht es nach Osten ab in den Zion Nationalpark, eines der Highlights einer jeden Südwest-Tour. Da sagte Jutta: „Doch Zion?“, ich hatte nicht zu entgegnen und so fuhren wir ab von unserer geplanten Route. Es sind nur ca. 35 km bis zum Zion NP.

In den Zion Canyon kann man selbst mit dem Auto gar nicht reinfahren, sondern man muss den Shuttlebus benutzen, der aber alle 10 Minuten fährt und den ganzen Canyon mit 9 Haltestellen abfährt. Zuerst haben wir versucht, auf einem der Campgrounds in unmittelbarer Nähe des Parks bzw. im Park was zu kriegen-aussichtslos! In privaten ebenfalls nichts, weiter weg war was frei aber über 60$!

Da haben wir Oigen erst einmal geparkt und sind mit dem Shuttle rein in den Canyon. Wir schon 2015, waren die Eindrücke überwältigend, diese senkrecht aufsteigenden Felswände in allen möglichen Rot- und Grautönen-fantastisch! Wir sind an mehreren Stopps ausgestiegen und auch ein Stück gewandert.

Wieder bei Oigen, blieb die Frage: Wo übernachten wir? Ich hatte ja in meiner Software Wikicamps schon ausgemacht, dass es ca. 20 km zurück die Straße mehrere sogenannte Dispersed Campings on BLM Land gibt. BLM Ist das Büro of Landmanagement, sprich öffentliches Land. Auf diesem darf in USA gecampt werden, hier sogar auf ausgewiesenen Platzen, frei in der Landschaft. Nach einem ersten Fehlversuch – der Weg wäre bei einsetzendem Regen vermutlich zurück nicht mehr so einfach passierbar gewesen –  hat es dann doch geklappt. So eine Aussicht hatten wir unseren Lebtag noch nicht. Frei auf einem Hügel mit Blick über die von uns so geliebten Schichtweise in verschiedenen Rottönen schimmernden Canyonland-Berge! Eine wahre Wucht, musste auch Jutta zugeben, obwohl das freie Stehen nicht so ihr Ding ist!

Nach einem leckeren Abendbrot (Schnittchen auf leckerem Roggenbrot von der German Bakery) draußen vor Oigen sind wir jetzt drin, und leider tröpfelt es schon wieder. Morgen geht’s weiter nach Vegas!

26. Mai: Wir ergreifen die Flucht nach Südwesten

Gestern Abend konnten wir ja noch am Lagerfeuer sitzen und uns nett unterhalten. Heute Morgen kurz nach dem Aufstehen, fing es wieder mit Niederschlägen, sprich Graupel, und Temperaturen um die 4 Grad an. Da wir auf 2500 Meter Höhe übernachtet haben und wir schon auf dem absteigenden Ast der Straße waren, haben wir uns so schnell wie möglich auf den Weg gemacht, um nicht Gefahr zu laufen, einzuschneien. Das war wohl auch ganz gut so, denn die Straßenverhältnisse wurden grenzwertig, mit graupelnasser Fahrbahn und 8% Gefälle. So sind wir also mit 30 km/h die Berge heruntergeschlichen. In Torrey, wo wir uns dann entscheiden mussten, ob wieder rauf zum Capitol Reef Nationalpark und weiter in den Arches NP oder Abbruch und Flucht nach Südwesten Richtung Las Vegas und Los Angeles. In einem netten Kaffee mit WiFi haben wir uns dann den Wetterbericht für die nächsten Tage angesehen und beschlossen, dass jetzt Schluss mit frieren ist. Wir wollen es mal wieder warm haben und draußen sitzen, nicht immer nur mit Heizung an und drinnen. Also Abbruch, schade. Auch für den von mir geplanten Highway 50 (The Loneliest Highway) sind die Wetteraussichten katastrophal. Das Tiefdruckgebiet bewegt sich nicht von der Stelle.

So schnell geht das natürlich nicht. Der Weg führte uns erst einmal nach Norden in die Gegend von Salinas, dort können wir uns in die Interstate 15 nach Las Vegas einklinken.

Die Fahrt war immer wieder von Schauern begleitet, was man so sehen konnte, schöne Hochtäler mit sattgrünen Wiesen und jede Menge schwarze Rinder.

Unser Übernachtungsplatz im Yuba State Park liegt 1500 Meter hoch. Immer wieder kommen schwarze Wolken an, es regnet und graupelt immer wieder, dazwischen Sonnenschein, das ganze so bei 10 bis 12 Grad. Wir blicken zwar auf den Yuba Lake, ein Stausee zur Bewässerung der sonst trockenen Gegend aber wir wollen es wieder warm haben. Also morgen ist fahren angesagt, mal sehen wie weit wir kommen, Las Vegas ist aber zu schaffen, laut Atlas 5 Stunden.

24. und 25. Mai: Von Page zum Bryce Canyon und weiter

Nachdem die Batterien aufgeladen und wir ausgeschlafen haben, brachen wir in Page auf, nicht ohne vorher uns bei Walmart mit dem nötigsten zu versorgen und den Bericht hochzuladen. Wir kommen jetzt in Gegenden, wo wir nicht immer und überall mit Netzabdeckung rechnen können, das haben wir unterwegs schon gemerkt. Es ist doch immer ganz hilfreich, wenn man die Campingplätze im Voraus mal abchecken kann.

Page ist eine Stadt, die durch den Bau des Glen Canyon Staudamms in den 60er Jahren entstanden ist. Dieser Damm staut den Colorado River zum Lake Powell, der 150 km lang ist und unendlich viele Verzweigungen hat, die zusammen eine Küstenlinie von über 3000 km (!) ergeben. Ein sehr beliebtes Ausflugs- und Wassersportziel. Da die Saison an diesem Wochenende (Memorial Day am Montag) beginnt, waren auch schon viele Boote auf dem See unterwegs. Wir hatten den Eindruck, dass der Wasserpegel höher war, als wir ihn 2015 gesehen hatten aber immer noch verdammt niedrig. Die Stege zu den Bootsanlegern der riesigen Marina gehen mehrere Hundert Meter das Ufer hinab, bis sie das Wasser erreichen.

Unser weiterer Weg führte uns den Highway 89 entlang, der am Südrand des Escalante Staircase National Monument vorbeiführt. Das ist eine Gegend, in der die verschieden Sedimentschichten der Erdkruste mit ihren verschiedenen Farben sehr eindrucksvoll zur Geltung kommen. Es fällt mir schwer, dieses Farbenspiel zu beschreiben, man muss es einfach gesehen haben.

In Kanab hatten wir eine schon in Deutschland fest eingeplante Anlaufstelle: Die German Bakery Forscher. Ein Holländer aus Enschede backt dort deutsches Brot. Er lässt sich die Backmischung aus Deutschland kommen oder sogar Teiglinge und backt das fertig. Wir haben erbarmungslos zugeschlagen, das Brot sieht wirklich lecker aus und so schmeckt es aus. Dunkles, schönes Roggenbrot mit herrlicher Kruste! Einen Tag vorher hatte Jutta Leberwurst entdeckt und gekauft, das war ein Fest!

Mein grenzenloser Optimismus, Jutta nennt es Blauäugigkeit, wurde leider bei unserem nächsten Ziel enttäuscht, denn als ich im Kodracrome Basin Campground anrief und was reservieren wollte, lautete die Antwort: we are fully booked! Auch auf den Campgrounds im Bryce Canyon Nationalpark war nichts mehr frei und so mussten wir, nach einigem Hin- und Hergefahre und Streiterei auf dem Red Canyon Campground auf dem Parkplatz übernachten. War dann auch o.k., aber nicht so das, was wir uns vorgestellt hatten.

Am nächsten Morgen beim Dumpen des Dreckwassers habe ich auch noch eine Verkleidung an der Oigen-Tür kaputtgefahren, was wiederum zu heftigen Wortgefechten geführt hat. Aber Duck-Tape konnte den Schaden provisorisch beheben, mal sehen, ob unsere USA Vollkasko das übernimmt!

Als wir dann vom Hof fahren wollten, wer steht uns gegenüber? Das deutsche Ehepaar aus Deggendorf, Rainer und Martina, die wir schon in Texas getroffen hatten. Das war ein Hallo! Wer weiß, vielleicht treffen wir uns noch einmal!

Weiter gings dann den Highway 12 gen Nordosten, in Richtung Capitol Reef Nationalpark. Diese Straße ist der Hammer! Wir sind aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen. Sagenhaft, diese Landschaften, wieder durch Escalante Staircase. Sowas gibt’s bei uns nicht, und das 360 Grad rundum, nicht nur ein eine Richtung. Ich hoffe, die Bilder können es etwas wiedergeben.

Heute Abend sind wir auf dem Singletree Campground eingelaufen, 2500m hoch in den Bergen, aber recht mild (16 Grad). Fast alles belegt, aber nur fast! Was wir nicht wussten: Holiday Weekend-Memorial Day am Montag. Deshalb war auch alles voll! Feuerholz gabs leider auch keins zu kaufen, also durften wir sammeln im Wald, was sonst verboten ist. Das Lagerfeuer hat dann noch einen jungen Mann zu uns gelockt, der alleine 4 Wochen im Womo durch die Gegend tourt. Er hat sich gerade eine 3 Monats-Auszeit bei seinem Arbeitgeber Siemens genommen und die haben ja gesagt, sonst hätte er gekündigt! Muss seinen Job wohl gut machen! Jutta hat ihn spontan zum Essen (Grill) eingeladen und wir haben lange am Lagerfeuer gesessen, bis das mühsam gesammelt Holz verbrannt war. Ein schöner Tag! Mal sehen, wo wir das morgen hochladen können.

24. Mai: Das Wetter bessert sich, wir bleiben im Canyonland

Nachdem der gestrige Tag ja doch noch mit schönen Eindrücken geendet hatte, waren wir ja doch ganz zufrieden. Am heutigen Morgen lachte die Sonne wieder und es herrschten auch wieder versöhnlichere Temperaturen (14 Grad).

Der Wetterbericht sagt auch Besserung voraus, also haben wir die Fluchtpläne storniert und fahren weiter Richtung Norden zu den Nationalparks Capitol Reef und Arches.

Der Weg führt erst einmal ca. 40 km nach Osten am südlichen Rand des Grand Canyon entlang von Viewpoint zu Viewpoint. Fast an jedem haben wir noch einmal angehalten, um die sich immer wieder wechselnde Aussicht zu genießen. Man kann sich gar nicht sattsehen.

Am Ende des Nationalparks angekommen, steigt die Straße 800 m in die Tiefe, mit grandiosen Ausblicken auf sich in der Ebene erstreckende Tafelberglandschaften zum einen, auf schneebedeckte Berge zum anderen. Die weitere Strecke führt auf dem Highway 89 nach Norden über The Gap nach Page am Lake Powell. In the Gap steigt die Straße aus dem tiefliegenden Tal steil hoch, von oben ein grandioser Ausblick.

In Page sind wir jetzt in einem von mir nur für Notfälle akzeptierten privaten RV Park. Vergleichsweise teuer, Stellplätze dicht an dicht, Untergrund Schotter. Camper, was willst du mehr? Wichtig war aber der Stromanschluss um unsere Akkus wieder voll zu machen, denn die Schneetage mit grauem Himmel haben natürlich an der Ladung gezehrt.

Morgen geht es weiter Richtung Brice Canyon, den werden wir aber auslassen, ausführlich besucht haben wir ihn schon auf unserer Reise 2015.

23. Mai: Wintercamping am Grand Canyon

Wie uns gesagt wurde: Schnee? Mitte Mai? Das gibt’s nur alle 20 Jahre. Bingo! Als wir heute morgen aus dem Fenster geschaut haben, haben wir uns erst einmal kräftig die Augen gerieben: Alles mit 2-3 cm Schnee bedeckt und der Himmel grau verhangen! Nach dem Frühstück sind wir erst einmal wieder in den Park ins Canyon Village gefahren und haben das Visitors Center besucht. Aufkleber für Oigen gekauft und uns im Kino einen schönen Film über den Canyon angesehen. Der Blick über das Geländer war wenig erfreulich, man konnte keine 20 Meter weit schauen, von Canyon keine Spur. Zu Mittag sind wir dann zum Campground, wir hatten gestern ja reserviert. Nach dem Installieren inclusive Wärmeschutzverkleidungen haben wir uns dann gesagt, wir schauen mal ob einer guckt. Mit dem prima organisierten Shuttlebussystem wieder an die Kante gefahren und siehe da, in den Wolkenfetzen zeigte sich ab und zu eine kleine Lücke! Also sind wir den Rim-Trail entlang Richtung Hermits Rest gelaufen und es riss immer weiter auf, und die Sonne kam auch schon mal durch, dadurchergaben sich ganz großartige Ausblicke. Wir sind dann bis Hermits Rest, teilweise gelaufen, teilweise mit dem Shuttle, er fährt alle 10 Minuten von Viewpoint zu Viewpoint. Es ergaben sich tolle Ausblicke in dieses wirklich nur durch persönliche Anschauung zu begreifende Naturwunder. Man macht sich wirklich keine Vorstellung der Farben, der Formen, der Größe. Morgen soll es ja etwas besseres Weter geben, da werden wir das ganze nochmal bei mehr Sonne, hoffen wir, genießen. Nach der Rückkehr ins Village haben wir in der Bright Angel Lodge schön zu abend gegessen und sind dann mit dem Shuttle wieder zu unserem Campground. Da sitzen wir in unserem warmen Oigen und trinken noch einen Jack Daniels Nr.7. Ich bin zum Whiskytrinker mutiert, wer hätte das gedacht!