19. Mai: Das war der Wilde Westen


Heute morgen wachten wir auf und es schien keine Sonne! Das Thermometer zeigte eine Außentemperatur von 15 (in Worten:fünfzehn) Grad. Für Euch in Deutschland vielleicht wunderbar, aber wir, die wir in den letzten Tagen immer nur den Schatten gesucht haben, ein Schock! Wo waren nochmal die Shirts mit den langen Ärmeln?

Da dachten wir, dann lassen wir es mal ruhig angehen, fahren nicht so weit und verbringen den Tag ineinem State Park, wo wir dann in Ruhe unsere Erkältungen pflegen können. Wir husten uns Beide noch einen zurecht, dass es schon bald keine Freude mehr ist. Jutta fand etwas abseits der Route (übrigens die Historic Route 66, jetzt Interstate 40) gelegenen Bluewater Lake State Park. Es sind nur etwas mehr als 100 km.

Aber was uns da erwartete, hat doch jede Vorstellung, die wir bisher von New Mexico gehabt habe, inden Schatten gestellt. Eine atemberaubende Landschaft mit zum Teil skurrilen Felsformationen, leuchtenden Farben in allen Rottönen, die von uns so erwarteten Tafelberg am Horizont: Alles da. Hinter jeder Kuppe ein neuer Ausblick in nächte Tal und wieder: Whow!!!

Hier werden die Container doppelstöckig transportiert. Es gibt wohl keine Tunnels auf der Strecke!

Jetzt stehen wir auf einem wunderschönen Stellplatz mit Blick auf den See und haben uns gerade mit einer Tasse Tee der Rekonvaleszenz ergeben.

DieTipis sind schlecht zu erkennen auf dem Bild

Am anderen Seeufer erstreckt sich eine Wiese mit einigen niedrigen Bäumen, dahinter leichter Wald. Nicht weit vom Wasser entfernt, stehen 12 Tipis um einen zentralen Platz, in dessen Mitte ein Totempfahl steht. Frauen in Lederröcken, mit einem Baby auf dem Rücken, gehen zum Seeufer und waschen dort, oder sie holen Wasser in großen Tonkrügen, die sie auf dem Kopf balancieren. Kinder spielen im Wasser oder üben sich in der Handhabung von Pfeil und Bogen. Um den Pfahl in der Mitte des Platzes sitzen 6 alte Männer mit großem Federschmuck auf dem Kopf, gekleidet in kunstvoll bestickte und mit Glasperlen besetzte Lederumhänge und reichen eine große Pfeife herum, an der jeder zieht und den Rauch in die 4 Himmelsrichtungen bläst. Die jüngeren Männer, deren rotbraune Haut im Licht der untergehenden Sonne schimmert, stehen im Kreis um diese Szene herum, jeder mit seinem buntgescheckten Pferd am Zügel neben sich. Es scheint sich um eine feierliche Zeremonie zu handeln, vielleicht wird dort gerade der immerwährende Friede zwischen den Pueblo- und den Mescalero- Apachen besiegelt?

Huch, anscheinend hat Jutta was in den Tee getan….aber bei diesem Ausblick kommt man ins Träumen!



18. Mai: Ein langer Weg nach Albuquerque

Heute stand mal wieder eine lange Etappe auf dem Programm, bis nach Albuquerque, kapp 400 km. Es geht ausschließlich nach Norden, immer am Rio Grande entlang, immer auf der Intestate 25. Ich bin eigentlich kein Freund der Autobahn, aber hier gab es keine Alternative.

Der Ort Truth or Consequences hat 1950 seinen Namen geändert, damit eine Radioshow in der Stadt produziert wird!

Das Wetter hat merklich abgekühlt, der Wind war so gut wie eingeschlafen, deshalb war das Fahren auch nicht weiter mühsam. Die Vegetation wurde im Laufe der Fahrt immer grüner, der Rio Grande, der bei unserer Übernachtung so gut wie wasserlos war, führte immer mehr Wasser, wir kamen an 2 großen Stauseen vorbei. Klar, wenn oben am Fluss gestaut und entnommen wird, kommt unten nichts mehr an! Die Wüste weicht einer grünlichen, dann grünen Buschlandschaft, dann kommt Gras dazu und irgendwann gibt es bewässerte Plantagen. Welche Bäume dort wuchsen, konnten wir nicht ausmachen, aber wir haben auf Paranüsse getippt.

Mit zunehmender Bewässerung gibts dann auch Plantagen
Nachbau der Manhattan Projekt Labore

In Albuquerque haben wir uns noch das im Reiseführer empfohlene National Atomic Museum angesehen. Dort wird in einer ganz guten Ausstellung die Arbeit des Manhattan Projektes dargestellt, in dem in den 40er Jahren die Entwicklung der amerikanischen Atombombe vorangetrieben wurde. Interessant fanden wir die Nachbildung der Labore und Arbeitsbereiche in den Laboren von Los Alamos, wo man sich im wahrsten Sinne des Wortes an die kritische, zur Ingangsetzung der Kettenraktion notwendigen Masse an Uran herangetastet hat.

Auf so einem Turm wurden die Atombomben-Tests durchgeführt

Das Freigelände hat dann noch jede Menge Atomrakten gezeigt und auch die Flugzeuge, mit denen sie abgeworfen wurden (B29) bzw. in der Gegend herumgeflogen wurden (B52). Während wir auf dem Freigelände waren, konnten wir noch von Ferne einer Flugvorführung der Blue Angels beiwohnen, in der nahen Airforce Base fand eine Airshow statt.

Danach noch ein Besuch im Walmart zur Auffüllung der Vorräte und dann noch ein Stück aus der Stadt raus zu einem RV-Park, der leider fast direkt an der Interstate liegt. Kostet zwar mit Passport Amerika nur 19 Dollar, aber laut bleibt laut! Wir haben den Abend auch drin verbracht, die Luft hat merklich agekühlt auf 18 Grad, und dazu wieder windig!

17. Mai: White Sands – Gips und Raketen

Heute stand White Sands auf dem Programm. Dabei handelt es sich um zum einen um das größte Gipsvorkommen der Erde an der Erdoberfläche und zum anderen um das namensgleiche Raketentestgelände der US-Army.

Zuerst gings aber nach Alamogordo zurück, allerdings nicht auf derselben Strecke, die mich 1 Stunde Reparatur an Oigen gekostet hat, sondern die naheliegende. Manchmal meinen es die Navis mit der kürzesten Route zu gut mit einem! Nach einem Tankstopp gings dann in das National Monument White Sands.

Man kann mit dem Auto in die Sanddünen fahren, der Boden ist hart und nicht trocken, da das Grundwasser nur wenige Inches unter der Oberfläche ist. Es handelt sich also um Gipssand, der immer heftig wehende Wind formt Dünen von einer Höhe von ca. 10 Meter. Da durch den Wind und die Thermik immer Sand in die Luft gebracht wird, sieht man schon von weitem, so auch von unserem Campingplatz gestern abend, wo die Dünen sind.

Es sis eine sehr beeindruckende Landschaft, mit das beeindruckendste, was wir bisher gesehen haben. Wir haben eine Weile dort verbracht, sind auch auf mehrere Dünen geklettert und haben alles auf uns wirken lassen. Es gibt Picknick Areas, mit Sonnenschutz, Windschutz, Tisch, Grill, alles was man so braucht zum Picknick. Ein großes Vergnügen bereitet wohl, mit extra dazu mitgebrachten, bzw. vor Ort gekauften Sitzschalen die Dünen runter zu rodeln, im Sand halt und nicht im Schnee!

Das zweite White Sands ist das Testgeländer für Raketen der US- Army. Dort befindet sich ein „Rocket-Garden“, wo so allerhand Raketen der Vergangeheit ausgestellt sind. Die Straße führte ungelogen 35 Meilen am Stück geradeaus! Wer glaubt, man kann da so einfach hinein-Pustekuchen! Wir haben schon den Tip unseres Reiseführers beherzigt und das Auto vor dem Gate geparkt, aber um eine Sicherheitsprüfung kamen wir nicht herum. Da man uns wohl sofort mal wieder als Germans identifiziert hatte, wurden wir in gebrochenem Deutsch angesprochen und um unsere Pässe gebeten. Die befinden sich aber sicher verwahrt im Tresor, na der Ausweis tats dann auch! Herr Becker (ick bin Boris Becker!) war längere Zeit in Deutschland stationiert… das kennen wir ja bereits! Mit Passierscheinen ausgestattet, durften wir dann die Straße überqueren und in den Rocket-Garden gehen und auch das Museum besuchen. Jutta hat sich damit die Anwartschaft auf einen weiteren gelben Gummipunkt erworben.. vielen Dank!

Wieder on the Road war es nicht mehr weit, bis zu unserem heutigen Etappenziel, dem Leasburg Dam State Park. Ein Park, wie auch der von gestern, in der Wüste gelegen, ohne Bäume aber mit Sonnendächern und allem, was sonst dazu gehört. Der Leasburg Damm dient zur Bewässerung eines Seitentals des Rio Grande, der allerdings um diese Jahreszeit kein Wasser führt. So steht es auch im Infoblatt des Campgrounds zum Thema Baden: No hay agua in el rio! Ich habe noch einen kleinen Spaziergang zum Damm und wieder zurück gemacht, sehr schön in der Abendsonne. Der Wind ist dann auch eingeschlafen, sodass wir schön draußen essen konnten. Wie sagte der Campground-Manager: In New Mexico, we have no Tornados, no Hurricanes, no Eartquakes, but we have Wind! Im Juli wird es wohl dann ruhiger mit mehr Regen, sodass auch die Flüsse wieder Flüsse werden, im Moment ist alles trocken!

16. Mai: Sacramento Mountains nach Alamogordo

Heute Abend ist es seit langer Zeit zum ersten Mal so, wie man es sich so vorstellt: Ein lauer Abend, noch ca. 24 Grad, die Sonne gerade untergegangen, der Fast-Vollmond schon seit 2 Stunden aufgegangen, das Geschirr weggeräumt und abgewaschen, ein Whisky (und das ich, ein notorischer Nicht-Whisky-Trinker) im Glas und dazu völlige Stille! Kein Generator, keine Klimaanlage, kein Highway, vor allem: kein Wind (oder nur ein angenehmes leichtes Lüftchen!).

So ist es jetzt im Oliver Lee Memorial State Park, ca. 10 km südlich von Alamogordo. Das liegt in der Nähe von White Sands, was wir morgen besuchen werden. Aber der Reihe nach: im Brantley Lake State Park sind wir nach einer ruhigen Nacht – bis auf den Wind- am Morgen aufgebrochen. Der Weg führte und erst nach Norden, dann nach Westen. Die Straße einsichtbar bis zum Horizont, ich habe 5 Meilen geschätzt, Jutta 5 km, sie lag richtig! Durch Wüste, nur noch Gras mit vereinzelten Büschen, aber links und rechts des Highways Zäune, also muss es sich um Viehfarmen gehandelt haben. An einer Abzweigung, es ging rechts ab nach Roswell, blieben wir stehen um zu beraten, ob wir den Umweg über Roswell wegen der UFOs nehmen sollten oder nicht. Ein Pick-up bog, uns entgegenkommend, ab, wir haben es nur aus den Augenwinken bemerkt. Auf einmal steht er wieder neben uns, steigt aus und fragt, ob wir ein Problem haben. Es sei weit und breit hier keine Menschenseele und da fragt man eben. Das fanden wir sehr nett und haben uns gleich mit ihm unterhalten, ob sich das mit Roswell nun lohnt oder nicht. Er hat und dann auch gleich noch die halbe Familiengeschichte erzählt. Er war lange in Deutschland stationiert und hat sich ganz Europa angesehen.

Wir sind dann doch nicht nach Roswell, sondern auf der ursprünglichen Strecke durch die Sacramento Mountains. Es ging so langsam und stetig durch hügeliges und doch karges Gelände sanft bergauf. Die Vegetation wurde üppiger, Rinder standen auf saftigen Wiesen, es sah ein wenig aus, wie im Allgäu. Der Blick aufs GPS zeigte uns dann die Höhe: Da waren es schon über

2000 Meter, und wir haben nichts gemerkt. Es ging dann noch bis auf über 2500 Meter, inclusive Skilift und Touristenrummel für Winter und Sommer. Auf der Westseite führte dann die Straße umso steiler bergab, 6%, mit Truck Escape-Streifen für den Notfall. Ende des Abstiegs ist dann Alamogordo.

 

Auf dem Weg liegt noch ein Space-Museum des Staates New Mexico, zu dem wir noch kurz gefahren sind. Ich habe mir zumindest noch die Außenexponate angesehen. Auf dem Parkplatz, notdürftig abgesperrt, ein deutscher Tornado! Muss wohl als Geschenk der Luftwaffe kurz vorher den Museum angeliefert worden sein!

Auf dem Weg zum Campground habe ich uns beim Durchqueren einer Wasserrinne die hintere Schürze von Oigen teilweise abgerissen, da unser Überhang recht groß ist. Saublöd, das Kunststoffteil ragt unter das Rahmenende heraus! Schaden konnte aber mit Bordmitteln auf dem Campingplatz behoben werden, Gott sei Dank!

Gute Nacht, bei Vollmond wird es wieder keinen tollen Sternenhimmel geben!

15. Mai: Mein erster Blogeintrag – Die Carlsberg Caverns

Nachdem ich 2 mal Probleme mit dem Hochladen meiner Word-Datei hatte, fiel der Entschluss, einen Blog im WWW einzurichten. Die Dömäne ist ja schnell gekauft, aber der Teufel steckt im Detail!

Jetzt habe ich mich mit Hilfe meines lieben Freundes Jürgen soweit vorgehangelt, dass ich meinen ersten Blogeintrag erstellen kann.

Heute stand der Besuch der Carlsberg Caverns an, eine sehr großes Höhlensystem nahe der Stadt Carslberg in New Mexico. Von unserem Übernachtungsplatz in White’s City sind es nochmal 5 Meilen bis zum Besucherzentrum, welches am Rand eines Hochplateaus liegt, von dem aus man die ganze gestern durchquerte Wüstenebene überblicken kann. Ein grandioser Ausblick, vermutlich mit einem Fotoapparat nicht einzufangen.

Die Höhlen kann auf 2 Wegen erreicht werden: Einmal durch den Zugang, den auch die Entdecker seinerzeit gegangen sind, zum Anderen mit einem Fahrstuhl! Es geht über 700 Fuß in die Tiefe, der Weg zu Fuß ist steil und beschwerlich! 3 Mal dürft ihr raten welchen Weg ich genommen habe. Jutta blieb oben, sie hat die Erkältung jetzt zu 100% erwischt, sie wollte sich das nicht antun, zumal auch dort unten 13 Grad herrschen bei 90% Feuchte.

Unser „Amerika The Beautiful Pass“ kam hier zum ersten Mal zum Einsatz: Freier Eintritt in alle Nationalparks! Da wir ja im Verlauf der Reise noch einige besuchen werden, wird es sich rechnen.

Also mit Vliesjacke in den Lift und ab gings. Wirklich eine beeindruckende Höhle, sehr groß , sowohl in Länge als auch in der Höhe und mit unendlich vielen wundeschönen Tropfsteinformationen versehen. Stalagmiten und Stalagtiten, Säulen und Vorhänge, was in einer Tropfsteinhöhle halt so vorkommt. Ein langer Weg, ca 2km lang, erschließt den Raum bestens, in weiten Teilen sogar für Rollstuhlfahrer geeignet.

Nach 2 Stunden ist der Weg umrundet und man hat ganz schön was gesehen. Dann wurde es trotz Vliesjäckchen etwas kühl und so brachte mich der Lift genau so schnell wieder nach oben wie nach unten.

Unser nächter Übernachtungsplatz liegt im Brantley Lake State Park, ein Stück nordwestlich von Carlsberg. Dort haben wir uns jetzt eingerichtet und werden von recht kräftigem warmen Wind umweht. Ich hoffe, der läßt gegen Abend noch nach, wir wollten nämlich mal wieder grillen. Zum Wasser will ich mit dem Rad auch mal runter, vielleicht ein Bad nehmen, aber im Moment knallt die Sonne noch zu sehr.