7. bis 9. August: Wir tauchen in die USA Frühgeschichte ein

Am Morgen das nächsten Tages war das Wetter doch nicht so schlecht und so dachten wir uns, es wäre doch ganz schön, noch einmal zurück nach Rhode Island zurück zu fahren und uns in Newport die berühmten Cottages der durch Stahl, Baumwolle und Bergwerke reich gewordenen Kapitalisten des frühen 19. Jahrhunderts anzuschauen.

Also gings zurück, wieder von Cape Cod runter. Cape Cod ist ja eine Halbinsel und man kommt mit dem Auto nur von Westen rauf und runter. Das sind aber in voller Länge ca. 100 km. Will sagen, das zieht sich doch ganz schön. Unser Zwischenziel war erst einmal New Bedford, das damalige Zentrum des Walfangs. Durch ihn schnell gewachsen und reich und einflussreich geworden, war dann Schluss damit, nachdem man in Pennsylvania Erdöl entdeckt hat und das Walöl zur Beleuchtung ausgedient hatte. Dort gibt es ein sehr beeindruckendes Walfangmuseum, welches wir uns anschauen wollten. Ein Parkplatz war in den engen Straßen der Altstadt sogar problemlos gefunden. Mit eingeklapptem Außenspiegel kamen dann auch die Amischlitten noch an uns vorbei (wir haben den Spiegel eingeklappt, nicht die vorbeifahrenden Autos!).

Sehr beeindruckend in diesem Museum ist ein Modell eines Walfangschiffs im Maßstab 1:2, schon seinerzeit beim Bau des Gebäudes als Museum in einem Gebäudeteil vorgesehen. Allerhand Gerätschaften und sehr viel Gemälde, die den Walfang als Thema hatten. Darüber hinaus ein Modell eines Blauwahlherzen, so groß wie ein Smart, durch die Arterie kann man durchkriechen! Alles in Allem sehr interessant. Nach 2 Stunden gings weiter nach Newport. Auch das zieht sich, ist uns auf der Fahrt in die andere Richtung gar nicht so aufgefallen. Das Navi hat uns dann sicher zu The Breakers gebracht, eines der sagenumwobenen Cottages. Leider kamen wir etwas zu spät dort an, um 5 macht der Laden zu, außerdem fing es an zu regnen. Für einen kurzen Blick hat es gereicht. Aber die Gegend strotzt nur so von tollen Villen und Schlössern in fantastischen Garten- bzw. Parkanlagen, dass man schon neidisch werden könnte. Aber die Reichen von damals haben ihre Villen dann auch nicht mehr halten können, nachdem in USA 1913 die Einkommensteuer eingeführt wurde. So kümmert sich nun eine Organisation um den Erhalt der Gebäude und Anlagen.

Anschließend sind wir dann noch den Ocean Drive um die Landspitze herumgefahren. Eine tolle Strecke direkt am Ufer des offenen Atlantik entlang, auch hier das eine oder andere schöne Anwesen.

Da es in Newport keinen richtigen Walmart gibt (die dort wohnen kaufen nicht beim Walmart!) mussten wir etwas weiter nach Norden Richtung Providence fahren, um einen Walmart zu finden, auf dessen Parkplatz laut unserer App das Übernachten erlaubt war. Schilder sagten allerdings das Gegenteil, aber da schon anderer Wohnmobile dort standen, haben wir uns mal dazu gestellt. Nach einer ruhigen Nacht mit einer ganzen Menge Regen wurden wir dann morgens gegen 8 von einer Sirene und einer Durchsage geweckt, dass wir verschwinden sollen. Das taten wir dann auch nach den üblichen morgendlichen Ritualen und einem kleinen Einkauf.

Für den Tag hatten wir vor, nur bis kurz vor Boston zu fahren, in den Wompatuck State Park. Der Park liegt ca. 10 km von Hingham entfernt, von wo aus man mit einer Schnellfähre direkt nach Boston  Downtown fahren kann in nur einer halben Stunde. Das Parken kostet auch nur 4$. Also haben wir uns schon recht früh so gegen 2 Uhr im Wompatuck eingerichtet. Ich habe dann noch eine größere Runde mit dem Rad durch den Park gedreht, der im 2.Weltkrieg und kurz danach auch ein Militärgelände gewesen ist. Man hat dort für die Navy Munition gelagert, in Bunkern mitten im Wald. In den Werften wurden damals die Schiffe der Navy gebaut und ausgerüstet. Das Gelände ist noch durchzogen von alten Gleisanalgen, sonst sieht man nicht mehr viel von der militärischen Vergangenheit. Heute sind die Wege teilweise schön asphaltiert und prima mit dem Rad zu erkunden.

Heute Morgen war früh aufstehen angesagt, wir wollten auch sicher sein, dass wir einen Parkplatz bekommen. Also waren wir gegen 8:30 am Anleger, Parkplatz kein Problem. Das Bezahlen des Parkgebühr erfolgt vorsintflutlich: An einer Stelle steht ein großer Kasten mit lauter Schlitzen, wie die Spardosen von Sparvereinen, die es früher in jedem Gasthof gab. Dort schiebt man dann in den Schlitz mit der entsprechenden Parkplatznummer seine Scheine rein, gefaltet genau nach Anleitung. Sogar ein Werkzeug zum Nachschiegen der Scheine hängt dort. Jetzt kommt dann wohl einmal am Tag einer, der schaut in welchem Schlitz ist Geld, dann Kontrolle, welche Parkplätze belegt sind, ein Aufwand-unvorstellbar!

Die Fahrkarten hatten wir schon am Tag davor gekauft mit Seniors Rabatt (50%!). Eine Katamaran-Fähre brachte uns dann in 30 Minuten nach Bosten, mit 60 km/h bretterte sie über das Wasser! Vorbei an zahlreichen kleinen Inseln, den Harbour Islands, legten wir dann im Zentrum von Boston an.

Von dort sind wir mit einer kleineren Fähre zum nördlichen Anfangspunkt des Freedom Trails gefahren, zur USS Constitution. Ein großes Segel-Schlachtschiff, sehr schön restauriert liegt es da vertäut und man kann es gratis besichtigen, allerdings nur nach Sicherheitskontrolle durch die Navy!

Der Freedom Trail zieht sich durch ganz Boston Downtown und führt von einem geschichtsträchtigen Ort zum nächsten. Ist sehr praktisch, man muss nur immer der roten Linie folgen, die mal mehr mal weniger schön im Boden eingelassen ist. So sind wir also an allen wichtigen Orten der Revolution der Kolonie gegen das Mutterland verbeigekommen, die ja mit der berühmten Boston Tea Party 1773 ihren Anfang nahm. Das alles bei strahlendem Sonnenschein und über 30 Grad! Schon wieder zu viel des Guten.

Boston hat uns sehr gut gefallen, die Architektur der Innenstadt lebt sehr vom Mix aus historischen Gebäuden aus der Kolonialzeit (kleine Gebäude), eher niedrigen Hochhäuser der frühen Wolkenkratzerzeit und den modernen Hochhäusern der heutigen Zeit. Es ist viel los in der Stadt, jede Menge Volk auf den Straßen, natürlich auch viele Touristen. Aber Städte am Wasser haben ja immer was Besonderes, wir lieben das sehr!

So gegen 3 waren aber dann die Füße platt gelaufen und wir haben uns wieder eingeschifft. In einer halben Stunde waren wir wieder in Hingham, eine weitere halbe Stunde später wieder auf unserem Stellplatz. Hier haben wir diesen sehr schönen Tag gemütlich am Lagerfeuer ausklingen lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.